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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Augenblick wirkte er ausgesprochen ängstlich.
      »Sie wissen, wer ich bin?« fragte ihn Schellenberg.
      »Natürlich, Herr General. Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.«
      Schellenberg hielt ein Stück Papier hoch, bei dem es sich lediglich um einen Briefbogen aus dem Hotel in Wien handelte, in dem er in der vergangenen Woche abgestiegen war. »Diese Nachricht über den Verbleib eines gewissen Oberst Steiner haben Sie von Ihrem Cousin, einem gewissen Vargas, aus der Botschaft in London erhalten. Haben Sie mit irgend jemandem darüber gesprochen?«
      Rivera schien aufrichtig entsetzt zu sein. »Mit keiner Menschenseele, Herr General. Das schwöre ich bei Gott.« Er spreizte dramatisch die Hände. »Beim Leben meiner Mutter.«
      »Ich glaube, die brauchen wir nicht unbedingt in die Sache mit hineinzuziehen. Sie fühlt sich in dem kleinen Häuschen, das Sie ihr in San Carlos gekauft haben, sicher recht wohl.« Rivera riß erschrocken die Augen auf, während Schellenberg trocken meinte: »Sie sehen, es gibt nichts, was ich nicht weiß. Es gibt keinen Ort, an den Sie sich zurückziehen könnten, an dem ich Sie nicht erwischen würde. Verstehen Sie?«
    »Voll und ganz, Herr General.« Rivera schwitzte jetzt.
      »Sie gehören ab heute zum SD und unterstehen dem Reichsführer Himmler, aber Sie reden nur mit mir und mit niemandem sonst. Also fangen wir an: Es geht um diese Nachricht von Ihrem Cousin in London. Warum haben Sie sie auch an Admiral Canaris geschickt?«
      »Das hat mein Cousin so gewollt, Herr General. Bei solchen Dingen erhebt sich immer die Frage nach der Bezahlung, und in diesem Fall…« Er hob die Schultern.
      »Dachte er, Sie könnten vielleicht zweimal kassieren?« Schellenberg nickte. Das klang einleuchtend, aber er hatte gelernt, in diesem Spiel nichts als gesichert hinzunehmen. »Erzählen Sie mir von Ihrem Cousin.«
      »Was kann ich bieten, das der Herr General nicht schon längst wüßte? Josés Eltern starben kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Meine Eltern haben ihn großgezogen. Wir waren wie Brüder. Besuchten gemeinsam die Universität von Madrid. Wir kämpften während des Bürgerkriegs im gleichen Regiment. Er ist ein Jahr älter als ich, also dreiunddreißig.«
      »Im Gegensatz zu Ihnen ist er nicht verheiratet«, sagte Schellenberg. »Hat er in London eine Freundin?«
      »Zufälligerweise hat José für Frauen nicht allzuviel übrig, Herr General.«
      »Ich verstehe.« Schellenberg ließ sich das durch den Kopf gehen. Er hatte nichts gegen Homosexuelle, aber solche Leute waren anfällig für Erpressung. Ein Schwachpunkt bei jedem, der im Geheimdienst arbeitete. Etwas, das gegen Vargas sprach.
      »Sie kennen London?«
      Rivera nickte. »Ich habe dort 1939 für ein Jahr zusammen mit José in der Botschaft gearbeitet. Meine Frau ist damals in Madrid geblieben.«
      »Ich kenne London ebenfalls«, sagte Schellenberg. »Erzählen
    Sie mal, wie er lebt. Wohnt er in der Botschaft?«
      »Offiziell ja, Herr General, aber für bestimmte Bereiche seines Privatlebens hat er eine kleine Wohnung gemietet, eine Art Apartment. Er hat damals, als ich noch in London war, einen Mietvertrag über sieben Jahre abgeschlossen, daher müßte er die Wohnung eigentlich noch haben.«
      »Und wo liegt sie?«
      »In Stanley Mews, ziemlich nahe bei der Westminster Abbey.«
      »Und nicht weit vom Parlament. Eine gute Adresse. Ich bin beeindruckt.«
      »José sucht sich stets nur das Beste.«
      »Und das muß natürlich bezahlt werden.« Schellenberg stand auf und ging zum Fenster. Es schneite leicht. »Ist Ihr Cousin zuverlässig?« fragte er dann. »Pflegt er vielleicht irgendwelche engeren Kontakte mit unseren britischen Freunden?«
      Rivera verzog erneut erschrocken das Gesicht. »General Schellenberg, ich versichere Ihnen, José ist genau wie ich ein überzeugter Faschist. Wir haben auf der Seite General Francos im spanischen Bürgerkrieg gekämpft. Wir…«
      »Schon gut, ich wollte das nur klarstellen. Und jetzt hören Sie genau zu. Möglicherweise werden wir versuchen, Oberst Steiner zu befreien.«
      »Aus dem Tower von London, Señor?« Rivera quollen die Augen aus dem Kopf.
      »Ich rechne damit, daß sie ihn an irgendeinen anderen Ort bringen werden. Falls sie es nicht schon längst getan haben. Sie werden noch heute Ihrem Cousin eine Nachricht schicken, in der Sie ihn um alle verfügbaren Informationen bitten.«
      »Natürlich, Herr

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