Der Adler ist entkommen
Geschäft.« Er nickte begeistert. »Ja, ich glaube, das Kloster ist genau das richtige.«
»Eine Sache ist da noch, Sir. Ich muß Sie daran erinnern, daß dies eigentlich eine Angelegenheit der Spionageabwehr ist, was bedeutet, daß ausschließlich MI5 und Special Branch dafür zuständig sind.«
»Nicht, wenn sie keine Ahnung davon haben.« Munro lächelte. »Wenn Vargas anruft, dann treffen Sie sich sofort mit ihm. Sagen Sie ihm, er soll drei oder vier Tage warten und dann seinen Cousin darüber informieren, daß Steiner in die St. Mary's Priory verlegt wird.«
»Wollen Sie sie wirklich dazu animieren, ihre Operation durchzuführen, Sir?«
»Warum nicht, Jack? Wir würden nicht nur Devlin einkassieren, sondern auch alle Kontakte, die er hat. Er kann gar nicht allein arbeiten. Nein, in dieser Sache steckt eine ganze Menge an Möglichkeiten. Und jetzt gehen Sie.«
»Jawohl, Sir.«
Carter humpelte zur Tür, und Munro sagte: »Zu dumm, fast hätte ich das Wichtigste vergessen. Walter Schellenberg wird wissen wollen, aus welcher Quelle die Information stammt. Sie muß überzeugend wirken.«
»Darf ich einen Vorschlag machen, Sir?«
»Schießen Sie los.«
»José Vargas ist homosexuell, und im Augenblick tut eine Kompanie der Scots Guards Dienst im Tower. Nehmen wir an, Vargas hat einen von ihnen in den Pubs rund um den Tower kennengelernt, die von den Soldaten regelmäßig besucht werden.«
»Hervorragend, Jack«, sagte Munro. »Dann fädeln Sie das mal ein.«
Von einem versteckten Aussichtspunkt auf der Besucherterrasse des Flughafens von Lissabon beobachtete Frear, wie Schellenberg und Berger über das Flugfeld gingen und in die Junkers stiegen. Er wartete, bis die Maschine zum Start rollte, und ging erst hinaus zu den Taxiständen, als das Flugzeug abgehoben hatte.
Eine halbe Stunde später betrat er das Estrela de Lisboa und setzte sich an die Bar. Nachdem er ein Bier bestellt hatte, fragte er den Barkeeper: »Wo ist eigentlich unser irischer Freund?«
»Der? Weg.« Der Barkeeper zuckte die Achseln. »Nichts als Ärger. Der Chef hat ihn rausgeworfen. Gestern abend war ein Gast hier. Ein netter Mann. Ein Deutscher, glaube ich. Devlin hatte Streit mit ihm. Fast wäre es zu einer Prügelei gekommen. Wir konnten ihn gerade noch zurückhalten.«
»Ach du liebe Güte«, sagte Frear. »Was macht er denn jetzt?«
»In der Alfama gibt es viele Bars«, meinte der Barkeeper.
»Da haben Sie sicherlich recht.« Frear leerte sein Glas. »Ich muß weg. Bis bald.«
Er ging hinaus, und Devlin schob sich durch den Perlenvorhang im hinteren Teil der Bar. »Bist ein prima Kerl, José. Und jetzt nehmen wir unseren Abschiedstrunk.«
Es war später Nachmittag, und Munro saß an seinem Schreibtisch in der SOE-Zentrale, als Carter hereinkam.
»Wieder eine Nachricht von Frear, Sir. Schellenberg ist heute morgen nach Berlin geflogen, aber Devlin ist nicht mitgegangen.«
»Wenn Devlin so clever ist, wie ich annehme, Jack, dann hat er Frear von Anfang an bemerkt. Wenn man an einem Ort wie Lissabon Militärattache an der Botschaft ist, dann kennen einen die Leute.«
»Sie meinen, er nimmt eine andere Route nach Berlin, Sir?«
»Genau. Dieser alte Fuchs schlägt Haken und benutzt Schleichwege, aber es wird ihm nichts nützen.« Munro lächelte. »Wir haben Rivera und Vargas in der Tasche, und das bedeutet, daß wir ihm stets einen Schritt voraus sind.«
»Und was geschieht jetzt, Sir?«
»Wir warten, Jack, wir warten einfach und sehen uns an, was ihr nächster Zug ist. Haben Sie ein Treffen mit Steiner arrangiert?«
»Jawohl, Sir.«
Munro trat ans Fenster. Aus dem Schneeregen war wieder
Regen geworden, und er schnaubte. »Sieht so aus, als käme bald Nebel auf. Scheißwetter.« Er seufzte. »Was für ein Krieg, Jack, was für ein Krieg.«
4
Während der Wagen am Tower Hill entlangfuhr, stieg von der Themse Nebel auf. »Wie sieht es hier zur Zeit aus?« wollte Munro wissen.
»Die ganze Anlage ist bewacht, Brigadier. Die Öffentlichkeit hat nicht freien Zutritt so wie vor dem Krieg. Soweit ich verstanden habe, werden an einigen Tagen Besichtigungstouren für Angehörige der alliierten Truppen veranstaltet.«
»Und die Yeomen?«
»Oh, die sind noch im Dienst und wohnen mit ihren Familien in den eigens eingerichteten Quartieren. Die ganze Anlage ist mehr als einmal bombardiert worden. Dreimal
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