Der Adler ist entkommen
Asa Vaughan aus den Vereinigten Staaten, nicht weit von der russisch-polnischen Grenze entfernt, am Steuerknüppel eines Storchs, die verschneiten Wälder fünftausend Fuß unter sich. Ein SSBrigadeführer namens Färber saß hinter ihm und studierte Landkarten.
Färber blickte auf. »Wie lange noch?«
»Zwanzig Minuten«, antwortete Asa. Er sprach ein
hervorragendes Deutsch, allerdings mit amerikanischem Akzent.
»Gut. Ich bin durchgefroren bis auf die Knochen.«
Wie zum Teufel bin ich in dieses Schlamassel geraten? fragte sich Asa. Und wie komme ich wieder raus? Ein großer Schatten stieß plötzlich auf sie herab, der Storch bockte heftig, und Färber stieß einen gellenden Warnschrei aus. Für einen kurzen Moment befand sich ein Jagdflugzeug auf gleicher Höhe. Der rote Stern auf seinem Rumpf war deutlich zu erkennen. Dann zog es davon.
»Ein russischer Yak-Jäger. Jetzt wird's gefährlich«, sagte Asa.
Der Yak kam rasendschnell von achtern heran, schoß mit beiden Bordkanonen, und der Storch geriet ins Taumeln, während Stücke aus den Tragflächen herausbrachen. Asa ging in den Sturzflug, der Yak folgte, flog einen Halbkreis und ging wieder in Kampfposition. Der gegnerische Pilot war sich seiner Überlegenheit in jeder Hinsicht bewußt. Er winkte ihnen zu und schien sich köstlich zu amüsieren.
»Schwein!« fluchte Asa.
Der Yak startete einen neuen Angriff, kam schnell näher und jagte eine Salve in den Storch. Färber schrie auf, als ihn eine Kugel in die Schulter traf. Während die Windschutzscheibe explodierte, brüllte er: »Tun Sie was, verdammt noch mal!«
Asa, dessen Gesicht von einem Glassplitter blutverschmiert war, brüllte zurück: »Na gut, wenn Sie unbedingt wollen. Mal sehen, ob dieser Hund wirklich fliegen kann.«
Er brachte den Storch auf zweitausend Fuß herunter, wartete ab, bis sich der Yak wieder genähert hatte, kippte dann seitlich weg und ließ sich noch tiefer sinken. Der Wald auf der verschneiten Ebene raste auf sie zu.
»Was tun Sie da?« brüllte Färber.
Asa ging bis auf tausend Fuß, dann fünfhundert, und der Yak, entschlossen, ihnen den Todesstoß zu versetzen, blieb dicht hinter ihnen. Genau im richtigen Moment fuhr der Amerikaner die Bremsklappen aus, der Yak sackte ab, um die Kollision zu vermeiden, und pflügte mit dreihundertfünfzig Meilen pro Stunde in den Wald hinein. Eine Feuerzunge leckte hoch, Asa zog den Steuerknüppel zurück und ging wieder auf die Höhe von zweitausend Fuß.
»Sind Sie in Ordnung, Herr General?«
Färber umklammerte seinen Arm, aus dem das Blut sickerte. »Sie sind ein Genie - ein wahres Genie. Ich verspreche Ihnen, dafür bekommen Sie das Eiserne Kreuz.«
»Danke.« Asa wischte sich das Blut von der Wange. »Das hat mir gerade noch gefehlt.«
Im Luftwaffenstützpunkt vor den Toren Warschaus ging Asa zur Offiziersmesse. Er fühlte sich seltsam bedrückt. Der Sanitätsoffizier hatte die Wunde in seiner Wange mit zwei Stichen genäht, war jedoch über Brigadeführer Färbers Zustand weitaus besorgter gewesen.
Asa betrat die Messe und zog seine Fliegerjacke aus. Darunter trug er eine elegant geschnittene Uniform in Feldgrau mit den SS-Runen auf dem Kragenspiegel. Am linken Ärmel war ein Schild mit der amerikanischen Flagge befestigt, und auf einem Namensstreifen über dem linken Handgelenk stand zu lesen: »George Washington Legion«. Er trug an seinem Uniformrock das Ordensband des Eisernen Kreuzes zweiter Klasse sowie das finnische Goldene Kreuz für Tapferkeit.
Seine ausgesprochene Einzigartigkeit bewirkte, daß die anderen Piloten ihn mieden. Er bestellte sich einen Kognak, kippte ihn schnell hinunter und bestellte sich einen zweiten.
»Dabei ist noch nicht einmal Mittag«, meinte eine Stimme hinter ihm.
Während Asa sich umdrehte, nahm Gruppenkommandant Oberst Erich Adler auf dem Hocker neben ihm Platz. »Champagner«, bestellte er bei dem Barkeeper.
»Und was ist der Anlaß?« fragte Asa.
»Zuerst einmal, mein armer, kleiner Yankeefreund, hat der gute Brigadeführer Färber dich zur sofortigen Auszeichnung mit einem Eisernen Kreuz Erster Klasse vorgeschlagen, was du, nach allem, was er erzählt hat, rundum verdient hast.«
»Aber Erich, ich hab' doch schon einen Orden«, beschwerte sich Asa.
Adler ignorierte ihn, wartete auf den Champagner und reichte ihm dann ein Glas. »Zweitens, du hast es hinter dir. Für dich ist hier
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