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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Wirkung war durchschlagend. »O mein Gott!« stieß Lavinia Shaw hervor, und dann herrschte Stille.
      Devlin wartete einen Moment und fragte dann: »Sind Sie noch dran, Miss Shaw?«
      »Ja, ich bin hier.«
      »Ich muß Sie und Ihren Bruder so bald wie möglich sprechen. Es ist dringend.«
      Sie sagte: »Mein Bruder ist in London. Er mußte etwas bei seinem Anwalt erledigen. Er wohnt im Army and Navy Club. Er wollte dort zu Mittag essen und mit dem Nachmittagszug zurückkommen.«
      »Das ist ja ideal. Setzen Sie sich mit ihm in Verbindung, und erklären Sie ihm, er soll auf mich warten. Ich käme so gegen zwei Uhr. Conlon - Major Harry Conlon.«
      Eine Pause trat ein. Dann erklang wieder die Frauenstimme. »Kommt sie endlich?«
      »Wer soll kommen, Miss Shaw?«
      »Sie wissen schon - die Invasion.«
      Er unterdrückte den Drang, in schallendes Gelächter auszubrechen. »Wir unterhalten uns bestimmt noch mal, nachdem ich mit Ihrem Bruder gesprochen habe.«
      Er kehrte in die Küche zurück, wo Ryan immer noch am Tisch saß. Das Mädchen säuberte das Geschirr am Spülbecken. »Ist alles in Ordnung?« erkundigte es sich.
      »Alles bestens«, versicherte er. »Wenn man eine Reise tut, ist der erste Schritt immer der wichtigste.« Er nahm seinen Koffer vom Tisch. »Wenn Sie mir jetzt mein Zimmer zeigen könnten. Ich muß mich umziehen.«
      Sie brachte ihn nach oben, führte ihn in eines der hinteren Zimmer mit Blick auf den Fluß. Devlin packte den Koffer aus und legte die Uniform auf das Bett. Die Smith & Wessen schob er unter die Matratze, zusammen mit dem Gürtelhalfter und einem Beinhalfter aus Leder, das er ebenfalls aus dem Koffer nahm. Das Badezimmer lag am Ende des Korridors. Er rasierte sich schnell, fuhr sich mit einer Bürste durch die Haare, dann kehrte er in sein Zimmer zurück und zog sich um.
      Fünfzehn Minuten später kam er in seine schneidige Uniform gehüllt herunter. »Mein Gott, Liam, daß ich den Tag noch erlebe«, sagte Ryan.
      »Du kennst doch das alte Sprichwort, Michael«, sagte Devlin. »Wenn du ein Fuchs und allein bist und dir sitzt die Meute im Nacken, dann sieh zu, daß du so aussiehst wie einer von ihnen.« Er wandte sich an Mary und lächelte. »Und nun, mein liebes Kind, wäre eine Tasse Tee genau das, was mir noch fehlt.«
      In diesem Moment verliebte sich das Mädchen unsterblich in ihn. Es war das, was die Franzosen coup de fandre nennen, der Blitz hatte eingeschlagen. Sie spürte, wie sie puterrot anlief, und drehte sich schnell zum Herd um. »Natürlich, Mr. Devlin. Ich mache gleich frischen.«
      Seine Mitglieder nannten den Army and Navy Club nur den Laden. Es war ein grandios wirkender, düsterer Palazzo im venezianischen Stil auf der Fall Mall. Die Leitung des Clubs war schon seit viktorianischen Zeiten für ihre Nachsicht gegenüber Mitgliedern berühmt berüchtigt, die sich irgend etwas hatten zuschulden kommen lassen oder deren Ehre leicht angeschlagen war. Sir Maxwell Shaw war einer dieser Fälle. Niemand hatte es auch nur im entferntesten für notwendig gehalten, ihm wegen seiner zeitweisen Inhaftierung aufgrund seines Verstoßes gegen Zwangsverordnung 18 b Schwierigkeiten zu machen. Er war, trotz allem, ein Offizier und ein Gentleman, der im Dienst für sein Vaterland verwundet und für seine Tapferkeit ausgezeichnet worden war.
      Er saß in einer Ecke des Damenzimmers, trank den Whiskey, den der Kellner ihm gebracht hatte, und dachte über Lavinias wunderlichen Telefonanruf nach. Völlig unglaublich, daß es jetzt, nach so langer Zeit, wirklich losgehen sollte. Mein Gott, war er aufgeregt. So aufgekratzt hatte er sich schon seit Jahren nicht mehr gefühlt.
      Er bestellte einen zweiten Scotch, und gleichzeitig näherte sich ein Portier. »Ihr Gast ist eingetroffen, Sir Maxwell.«
      »Mein Gast?«
      »Major Conlon. Soll ich ihn hereinführen?«
      »Ja, natürlich, Mann. Auf der Stelle.«
      Shaw erhob sich und strich seine Krawatte glatt, während der Portier mit Devlin zurückkehrte, der ihn aufgeräumt begrüßte: »Harry Conlon. Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Sir Maxwell.«
      Shaw war völlig perplex. Nicht so sehr wegen der Uniform, sondern aufgrund des Priesterkragens. Er schüttelte die Hand, die sich ihm entgegenstreckte, während der Kellner sein Glas Scotch servierte. »Möchten Sie auch etwas, Major?«
      »Nein, danke.« Der Kellner zog sich zurück, und Devlin setzte sich und zündete sich

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