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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ich einen Flug zur Kanalinsel Alderney kriegen kann. Wenn Sie wollen, können Sie mitkommen. Schließlich werden Sie beide in einem Boot sitzen.
    Ja?«
    »Warum nicht, Herr Oberst? Alle Wege führen zur Hölle, oder?« Er goß sich den Rest aus der Courvoisierflasche in sein Glas und erhob sich auf Radls Wohl. »Tut mir leid, daß es gerade noch für mich allein reicht, aber wissen Sie, ich war schon immer ein krasser Egoist.« Er leerte das Glas auf einen Zug.

    Vier

    Alderney liegt von allen Kanalinseln am nördlichsten und der französischen Küste am nächsten. Als im Sommer 1940 das deutsche Heer unaufhaltsam westwärts rollte, hatten sich die Inselbewohner für die Evakuierung entschieden. Am 2. Juli 1940, bei der Landung der ersten Luftwaffenmaschine auf dem schmalen Grasstreifen über den Klippen, war niemand mehr auf der Insel, in den engen holprigen Gassen von St. Anne herrschte gespenstische Stille.
    Im Herbst 1942 gab es eine Garnison von etwa dreitausend Mann aus Heer, Marine und Luftwaffe und ein paar Arbeitslager der Organisation Todt, die Zwangsarbeiter vom Festland zum Bau massiver Betonbunker an der neuen Befestigungslinie einsetzte.
    Es gab ein Konzentrationslager mit SS- und GestapoPersonal, die einzige derartige Einrichtung, die jemals auf britischem Boden existieren sollte. Am Sonntag, kurz nach Mittag, flogen Radl und Devlin in einem Fieseler Storch von Jersey herüber. Da der Flug nur eine halbe Stunde dauerte und der Storch unbewaffnet war, flog der Pilot die gesamte Strecke knapp über Meereshöhe und stieg erst im letzten Moment auf zweihundertfünfzig Meter.
    Als das Flugzeug über der gewaltigen Mole kurvte, lag Alderney wie auf einer Landkarte unter ihnen. Die Bucht von Braye, sattgrün, Steilklippen auf der einen Seite, zu Sandstränden und kleinen Buchten sanft abfallendes Gelände auf der anderen.
    Der Storch drehte in den Wind und landete auf einer der Graspisten des Flugplatzes über den Klippen. Es war einer der kleinsten, den Radl je gesehen hatte, und verdiente diesen Namen kaum. Ein winziger Kontrollturm, ein paar verstreute Baracken und keine Hangars. Ein schwarzer Wolseley parkte neben dem Kontrollturm, und als Radl und Devlin auf den Wagen zugingen, stieg der Fahrer, ein Artillerie-Unteroffizier, aus und öffnete den rückwärtigen Schlag. Er salutierte. »Oberst Radl? Der Herr Kommandant läßt Sie willkommen heißen. Ich soll Sie direkt zur Feldkommandantur fahren.« »In Ordnung«, sagte Radl.
    Sie stiegen ein, der Wagen fuhr ab und bog alsbald in eine Landstraße ein. Es war ein schöner Tag, warm und sonnig, eher später Frühling als Frühherbst.
    »Scheint recht nett zu sein hier«, bemerkte Radl. »Nicht für
    alle«, erwiderte Devlin und wies mit dem Kopf nach links, wo man in der Ferne Hunderte von Arbeitern der Organisation Todt sah, die an einer gewaltigen Betonbefestigung schufteten. Die Häuser von St. Anne waren eine Mischung aus französischer Kleinstadtarchitektur und georgianischem Stil, die Straßen mit Kopfsteinen gepflastert, die Gärten zum Schutz vor dem ständigen Wind hoch ummauert. Der Krieg hatte überall seine Zeichen gesetzt: Geschützbunker, Stacheldraht, Maschinengewehrnester, Bombenschäden im Hafen drunten doch am meisten faszinierte Radl, wie englisch hier alles war. Immerhin kein alltäglicher Anblick, wenn zwei SS-Männer in einem Kübelwagen am Connaught Square parkten und ein Gefreiter der Luftwaffe einem Kameraden unter einem Schild mit der Aufschrift Royal Mail Feuer gab.
    Die Feldkommandantur 515, die deutsche Zivilverwaltung für die Kanalinseln, hatte ihr Hauptquartier im alten Gebäude der Lloyds Bank in der Victoria Street, und als der Wagen draußen vorfuhr, erschien Neuhoff persönlich unter der Tür.
    Er ging mit ausgestreckter Hand auf Radl zu. »Oberst Radl? Oberst Neuhoff, derzeitiger Kommandant der Insel. Freut mich, Sie zu sehen.« Radl sagte: »Dieser Herr ist einer meiner Mitarbeiter.« Er machte keine weiteren Anstalten, Devlin vorzustellen, und sofort zeigte sich in Neuhoffs Blick eine gewisse Bestürzung, denn Devlin sah in seinem Zivilanzug und dem schwarzledernen Militärmantel ohne Rangzeichen, den Radl ihm besorgt hatte, recht merkwürdig aus. Zwangsläufig mußte man ihn für einen Gestapomann halten. Auf der Reise von Berlin in die Bretagne und dann weiter nach Guernsey hatte der Ire den gleichen argwöhnischen Blick auch schon bei anderen Leuten beobachtet und eine gewisse boshafte Genugtuung dabei empfunden.

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