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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Antwort, er versetzte einfach der Tür mit der Aufschrift Saloon Bar einen Fußtritt, so daß sie weit aufschwang, und Radl, von unbestimmten Ahnungen erfüllt, reckte das Kinn und marschierte hinein.
    Der Raum war nicht besonders groß. Links eine Theke, dahinter leere Regale, ein paar gerahmte Fotos alter Schiffswracks an den Wänden, in der Ecke ein Klavier. Etwa ein Dutzend Fallschirmjäger saßen herum, alle ausgesprochen unfreundlich. Radl, der einen nach dem anderen kühl musterte, war beeindruckt. Noch nie hatte er bei so wenigen Männern so viele Auszeichnungen auf einmal gesehen. Nicht einer, der nicht das Eiserne Kreuz Erster Klasse besessen hätte, und Kleinkram wie Verwundetenabzeichen war in jeder Menge vorhanden.
    Er stand in der Mitte des Schankraums, die Mappe unterm Arm, Mantelkragen noch immer hochgeschlagen. »Ich möchte Sie darauf hinweisen«, sagte er milde, »daß für solches Verhalten schon Leute an die Wand gestellt wurden.«
    Brüllendes Gelächter. Unteroffizier Sturm, der hinter der Theke mit der Reinigung einer Luger beschäftigt war, sagte: »Also, der war schon nicht schlecht, Herr Oberst. Aber möchten Sie 'nen wirklich guten Witz hören? Als wir vor zehn Wochen hier anfingen, da waren wir einunddreißig, den Oberstleutnant mit eingerechnet. Jetzt sind's noch fünfzehn, obwohl wir oft noch eine Menge Dusel hatten. Haben Sie und dieses Gestaposchwein vielleicht was noch Gemeineres auf Lager?«
    »Lassen Sie mich gefälligst aus dem Spiel«, sagte Devlin. »Ich bin neutral.«
    Sturm, der schon als Zwölfjähriger auf einem Prahm im Hamburger Hafen gefahren war und zu einer etwas direkten Ausdrucksweise neigte,
    fuhr fort: »Hören Sie mir gut zu, weil ich's nämlich nur einmal sage. Der Oberstleutnant geht nicht von hier weg. Nicht mit Ihnen und nicht mit jemand anderem.« Er schüttelte den Kopf. »Ihr Alpenhut da ist zwar sehr hübsch, Herr Oberst, aber sie haben sich dort drüben in Berlin wohl schon so lang den Hosenboden blankgerieben, daß Sie nicht mehr wissen, wie's richtigen Soldaten zumute ist. Wenn Sie mit dem Horst-WesselLied empfangen werden wollten, haben Sie sich in der Hausnummer geirrt.« »Ausgezeichnet«, sagte Radl. »Nur leider haben Sie sich in der Beurteilung der augenblicklichen Lage geirrt, ein Schnitzer, der einem Mann wie Ihnen nicht passieren sollte.«
    Er warf die Mappe auf die Theke, knöpfte den Mantel auf und schüttelte ihn ab. Sturm blieb der Mund offen, als er das Ritterkreuz und den Orden für den Winterkrieg sah. Radl ging sofort zum Angriff über. »Achtung!« bellte er. »Stillgestanden!« Die Männer gehorchten sofort, und in diesem Augenblick flog die Tür auf und Brandt stürmte herein. »Sie auch, Feldwebel«, schnarrte Radl.
    Man hätte eine Nadel fallen hören, als jetzt alle in HabtachtStellung dastanden. Devlin, dem die neuerliche Wendung der Dinge großen Spaß machte, zog sich auf einen Barhocker hoch und zündete eine Zigarette an.
    Radl sagte: »Sie halten sich für deutsche Soldaten, bloß weil Sie diese Uniform tragen. Irrtum.« Er ging von einem Mann zum anderen, blieb vor jedem stehen, als wollte er sich die Gesichter einprägen. »Soll ich Ihnen sagen, was Sie sind?«
    Und er tat es in so einfachen und direkten Ausdrücken, daß Sturm daneben wie ein Anfänger wirkte. Als er nach ein paar Minuten eine Atempause einlegte, hörte man von der offenen Tür her höfliches Husten, und als er sich umdrehte, sah er Steiner dort stehen, hinter ihm Ilse Neuhoff. »Das hätte ich auch nicht besser sagen können, Herr Oberst. Ich kann nur hoffen, daß Sie alles, was hier vorging, als Folge irregeleiteten Tatendrangs auslegen und die Sache auf sich beruhen lassen. Ich werde den Burschen die Hammelbeine langziehen, das verspreche ich Ihnen.« Er streckte die Hand aus und lächelte gewinnend. »Oberstleutnant Steiner.«
    Radl sollte sich sein Leben lang an diese erste Begegnung erinnern. Steiners Auftreten war typisch für die fliegenden Truppenverbände aller Länder. Eine Art elitärer Arroganz, die aus der Gefährlichkeit ihres Metiers erwächst. Er trug die blaugraue Fliegerbluse mit den Rangabzeichen - Kranz und zwei Schw ingen - auf den gelben Kragenspiegeln, Sprunghose und das sogenannte Schiffchen, für das viele Oldtimer eine Vorliebe hegten. Alles übrige war außerordentlich einfach für einen Mann, der jede nur denkbare Auszeichnung besaß: das Kreta-Ärmelband, das Band des Ordens für den Winterkrieg, den silbernen und goldenen

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