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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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übrigblieben. Im Juni 1942 stellte ihn die Polizei in einem Bauernhaus in Kerry, er verwundete zwei Polizisten und verlor das Bewußtsein, als ihn ein Streifschuß an der Stirn traf. Er floh aus dem Krankenhaus, schlug sich nach Dun Laoghaire durch und gelangte auf einem brasilianischen Schiff nach Lissabon. Von dort wurde er via Spanien durch die üblichen Kanäle geschleust, bis er wieder im Büro am TirpitzUfer auftauchte. Seitdem war Irland, jedenfalls für die Abwehr, tot und gestorben, und Liam Devlin konnte sich wieder mit seinen Übersetzungen amüsieren und gelegentlich auch mit einem Lehrauftrag in Englischer Literatur an der Universität von Berlin.
    Kurz vor Mittag kam Hofer ins Büro zurück. »Ich hab' ihn, Herr Oberst.«
    Radl blickte auf und legte die Feder hin. »Devlin?« Er stand auf und ging zum Fenster, zog seinen Waffenrock stramm und versuchte zu überlegen, was er sagen würde. Jetzt durfte nichts schiefgehen. Und Devlin würde mit Vorsicht zu behandeln sein. Schließlich war er Bürger eines neutralen Landes. Er hörte die Tür aufgehen und drehte sich um. Liam Devlin war kleiner, als er ihn sich vorgestellt hatte. Höchstens einen Meter achtundsechzig. Er hatte dunkles, gewelltes Haar, ein blasses Gesicht, die strahlendsten blauen Augen, die Radl jemals gesehen hatte, und ein leicht ironisches Lächeln, das ständig einen Mundwinkel hochzog. Die Miene eines Mannes, der das Leben als schlechten Witz erkannt und beschlossen hat, sich lachend damit abzufinden. Er trug einen schwarzen, gegürteten Trenchcoat. An der linken Stirnseite sah man deutlich die häßlich vernarbte Schußwunde, die er sich bei seinem letzten Irlandaufenthalt geholt hatte.
    »Mr. Devlin.« Radl ging um den Schreibtisch herum und streckte ihm die Hand entgegen. »Mein Name ist Radl, Oberst Radl. Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.«
    »Ganz meinerseits«, sagte Devlin in perfektem Deutsch. »Ich hatte den Eindruck, daß mir nicht viel anderes übrigbliebe.« Er trat näher und knöpfte den Mantel auf. »Das ist also die berühmte Abteilung Drei?« »Bitte, Mr. Devlin.« Radl schob einen Stuhl heran und bot ihm eine Zigarette an. Dann brachte er die Flasche Courvoisier und zwei Gläser zum Vorschein. »Cognac?«
    »Zu gütig«, erwiderte Devlin, nahm das Glas, trank und schloß sekundenlang die Augen. »Zwar nichts Irisches, aber wir können trotzdem dabei bleiben. Wann kommt denn das dicke Ende? Als ich das letztemal zum Tirpitz-Ufer zitiert wurde, mußte ich aus achtzehnhundert Meter Höhe im Dunkeln aus einer Dornier über Meath abspringen, ausgerechnet ich mit meiner Höhenscheu.«
    »Also gut, Mr. Devlin«, sagte Radl. »Wir haben Arbeit für Sie, wenn Sie interessiert sind.« »Ich habe bereits meine Arbeit.«
    »An der Universität? Na hören Sie, ein Mann wie Sie muß sich doch dort vorkommen wie ein Rennpferd, das vor einen Milchwagen gespannt ist.«
    Devlin warf den Kopf zurück und lachte schallend. »Ach, Herr Oberst, Sie haben meinen schwachen Punkt sofort entdeckt. Eitelkeit, Eitelkeit. Schmeicheln Sie mir noch ein Weilchen so, und ich fange an zu schnurren wie Onkel Seans alter Kater. Wollen Sie mir etwa auf die denkbar schonendste Weise beibringen, daß ich wieder einmal nach Irland soll? Wenn ja, dann bemühen Sie sich vergeblich. Ich hätte nicht die geringste
    Chance, auch nur für kurze Zeit auf freiem Fuß zu bleiben, und ich habe nicht die geringste Lust, die nächsten fünf Jahre in Curragh einzusitzen. Von Gefängnissen habe ich nämlich die Nase voll.« »Irland ist aber noch immer neutral. Mr. de Valera hat ausdrücklich erklärt, daß sein Land nicht in den Krieg eintreten werde.« »Ja, ich weiß«, sagte Devlin. »Deshalb dienen hunderttausend Iren in den britischen Streitkräften. Und noch etwas. Sooft eine Maschine der Royal Air Force in Irland notlanden muß, wird die Besatzung innerhalb weniger Tage über die Grenze geschafft. Wie viele deutsche Piloten haben sie Ihnen in letzter Zeit zurückgeschickt?« Devlin grinste. »Oder haben sich Ihre Helden vielleicht inzwischen so an all die köstliche Butter und Sahne und die knusprigen Mädchen gewöhnt, daß sie nicht mehr weg wollen?« »Nein, Mr. Devlin, wir haben nicht vor, Sie nach Irland zu schicken«, sagte Radl. »Wenigstens nicht so, wie Sie es sich vorstellen.« »Was, zum Teufel, wollen Sie dann?«
    »Zuerst eine Frage, wenn Sie erlauben. Sind Sie noch immer IRA-Anhänger?«
    »Ich bin IRA-Soldat«, verbesserte ihn Devlin. »Wir

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