Der Adler ist gelandet
zum Haus. Devlin steckte die Zigarette wieder in den Mund, zündete sie aber noch immer nicht an. In der Ferne rollte der Donner und verkündete weiteren Regen. Wieder eine mehr feuchte als fröhliche Fahrt. Er seufzte und ging hinter Molly her über den Hof.
In der Werkstatt von Fogarty's Garage war es noch kälter als am vorigen Abend, obwohl Sammy Jackson eine provisorische Heizung installiert hatte: eine durchlöcherte alte Öltonne, in der ein Kohlenfeuer schwelte. Die Rauchschwaden, die daraus aufstiegen, waren beachtlich. Ben Garvald, der daneben stand, eine halbe Flasche Cognac in der einen Hand, einen Plastikbecher in der anderen, zog sich schleunigst in die andere Ecke zurück. »Was, zum Teufel, hast du vor? Mich vergiften?« Jackson hockte neben der Öltonne auf einer Kiste, eine doppelläufige Flinte auf den Knien, und warf Sägespäne ins Feuer. Er legte die Flinte weg und stand auf. »Tut mir leid, Mr. Garvald. Macht der Koks. Ist verdammt feucht.« Reuben rief von seinem Platz am Spion: »Jetzt, ich glaube, jetzt kommt... «
»Laß das Ding da verschwinden«, sagte Garvald rasch. »Und denk daran, du trittst erst in Aktion, wenn ich dir's sage. Ich möchte meinen Spaß an der Sache haben, Sammyboy. Verpatz ihn mir nicht.« Sammy schob das Gewehr unter einen alten Sack, der neben ihm auf der Kiste lag, und zündete sich eine Zigarette an. Sie warteten. Das Geräusch des näherkommenden Fahrzeuges wurde lauter, passierte das Anwesen und erstarb in der Nacht.
»Herrgott noch mal«, sagte Garvald mürrisch. »Wieder nicht. Wie spät ist es?«
Reuben blickte auf seine Uhr. »Kurz vor neun. Er muß jeden Augenblick kommen.«
Sie ahnten nicht, daß Devlin bereits da war. Er stand im Regen vor dem zerbrochenen Fenster, das nur notdürftig mit Brettern verschalt war, und lugte durch einen Spalt. Sein Blickfeld war zwar beschränkt, aber er konnte Garvald und Jackson neben dem Feuer sehen. Und er hatte jedes Wort gehört, das während der letzten fünf Minuten gesprochen worden war.
Garvald sagte: »Los, mach dich wenigstens nützlich, solange wir warten, Sammy. Tanke den Jeep noch auf, damit du startbereit bist für die Rückfahrt nach Birmingham.«
Devlin trat vom Fenster zurück, schlich sich über den Hof, wobei er darauf achtete, an keines der dort abgestellten Autowracks zu stoßen, erreichte die Straße und lief am äußersten Rand entlang bis zu der Stelle, etwa einen halben Kilometer entfernt, wo er das Motorrad abgestellt hatte. Er knöpfte den Trenchcoat auf, zog die Mauser hervor und prüfte sie im Licht des Scheinwerfers. Zufrieden steckte er die Waffe wieder ein, ließ jedoch den Mantel offen. Dann stieg er auf sein Motorrad. Er war nicht ängstlich. Ein bißchen aufgeregt schon, aber nicht so sehr, daß er die Ruhe verloren hätte. Er trat den Starter und bog wieder in die Fahrbahn ein. In der Werkstatt hatte Jackson gerade den letzten Kanister in den Tank des Jeeps geleert, als Reuben wiederum Alarm schlug. »Er ist da. Diesmal ist er's wirklich. Fährt gerade auf den Vorplatz.« »Okay, die Tore auf und rein mit ihm«, sagte Garvald. Der Windzug, der mit Devlin hereinkam, war so heftig, daß der Koks in dem provisorischen Ofen knisterte wie trockenes Holz. Devlin stellte den Motor ab und kippte das Rad auf den Ständer. Sein Gesicht sah noch schlimmer aus als am vergangenen Abend, es war vollkommen mit Schmutz verkrustet. Aber als er die Schutzbrille hochschob, kam ein strahlendes Lächeln zum Vorschein.
»Hallo, Mr. Garvald.«
»Na, da wären wir ja wieder.« Garvald reichte ihm die Cognacflasche. »Sie sehen aus, als könnten Sie einen Tropfen vertragen.« »Haben Sie an meinen Bushmills gedacht?«
»Na klar. Hol die beiden Flaschen Irischen für Mr. Murphy aus dem Lieferwagen, Reuben.«
Devlin nahm rasch einen Zug aus der Cognacflasche, während Reuben zum Lieferwagen ging und mit den beiden Flaschen zurückkam. Sein Bruder nahm sie ihm ab. »Hier, mein Freund, wie versprochen.« Er ging hinüber zum Jeep und stellte die Flaschen auf den Vordersitz. »Gestern abend alles gutgegangen?« »Wie geschmiert«, sagte Devlin.
Er trat an den Jeep. Wie beim Lastwagen hatte auch hier die Karosserie einen frischen Anstrich dringend nötig, aber alles übrige war in Ordnung. Dachplane, an den Seiten offen, und eine Halterung zum Aufmontieren eines Maschinengewehrs. Doch bei diesem Fahrzeug war die Zulassungsnummer frisch aufgemalt, und bei näherer Betrachtung konnte Devlin darunter die
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