Der Adler ist gelandet
will. Außerdem besteht die Gefahr einer Blutvergiftung.« »Jetzt passen Sie mal auf, Sie verdammter brauner Hundesohn«, sagte Ben Garvald und schlug die Augen auf. »Auf dem Messingschild an der Tür steht doch Facharzt für Innere Medizin und Chirurgie, oder?« »Doch, Mr. Garvald«, erwiderte Das ungerührt. »Ich habe die Zertifikate der Universitäten von Bombay und London, aber darum geht es jetzt nicht. Ihr Fall gehört in die Hände eines Spezialisten.« Garvald stemmte sich auf einem Ellbogen hoch. Die Schmerzen waren jetzt so stark, daß ihm der Schweiß in Strömen übers Gesicht rann. »Hören Sie mal zu, und zwar genau. In dieser Klinik ist vor drei Monaten ein Mädchen gestorben. An einem, wie es vor Gericht heißen würde, unerlaubten Eingriff. Ich weiß das, und ich weiß noch eine ganze Menge mehr. Genug, um Sie für mindestens sieben Jahre aus dem Verkehr zu ziehen. Wenn Sie also nicht die Bullen hier haben wollen, dann kümmern Sie sich endlich um dieses Bein.«
Doktor Das schien gänzlich unbeeindruckt. »Wenn Sie es wünschen, Mr. Garvald. Aber auf Ihr Risiko. Ich muß Ihnen eine Narkose geben. Verstehen Sie?«
»Geben Sie mir, verdammt noch mal, was Sie wollen, aber machen Sie voran.«
Garvald schloß die Augen wieder. Der Doktor öffnete einen Schrank, nahm eine Gesichtsmaske und eine Flasche Chloroform heraus. Er sagte zu Reuben: »Sie müssen mir assistieren. Träufeln sie Chloroform auf die Maske, wenn ich es Ihnen sage. Einen Tropfen nach dem anderen. Trauen Sie sich das zu?« Reuben konnte nur noch wortlos nicken.
Elf
Es regnete noch immer, als Devlin am nächsten Morgen zu Joanna Grey hinüberfuhr. Er stellte sein Motorrad neben der Garage ab und ging zur Hintertür. Joanna öffnete sofort und zog ihn ins Haus. Sie war noch im Schlafrock, und ihr Gesicht war angespannt und besorgt. »Gott sei Dank, Liam.« Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und schüttelte ihn. »Ich habe kaum ein Auge zugetan. Und seit fünf Uhr bin ich auf und trinke abwechselnd Tee und Whisky. Eine teuflische Mischung um diese Tageszeit.« Sie drückte ihm einen herzlichen Kuß auf die Backe. »Sie Halunke. Ich freue mich, daß Sie wieder da sind.« Patch, der Hund, wedelte aufgeregt mit dem Schwanz und sprang an Devlin hoch. Joanna Grey machte sich am Herd zu schaffen, und Devlin stand am Kamin.
»Wie war's?« fragte sie. »Alles in Ordnung.«
Er war mit Absicht wortkarg, denn sie wäre mit seinem Verhandlungsstil bestimmt nicht einverstanden gewesen.
Überrascht wandte sie sich ihm zu: »Also haben die Gauner keine faulen Tricks versucht?«
»Oh, doch«, sagte er. »Aber ich konnte sie eines Besseren belehren.« »Hat es eine Schießerei gegeben?«
»War gar nicht nötig«, erwiderte er ruhig. »Ein Blick auf meine Mauser hat genügt. Die englische Unterwelt ist nicht an Schießeisen gewöhnt. Rasiermesser liegen mehr auf ihrer Linie.«
Sie trug das Teetablett zum Tisch hinüber. »Mein Gott, diese Engländer. Manchmal hab' ich sie wirklich satt.«
Pamela Voreker hatte an diesem Wochenende sechsunddreißig Stunden dienstfrei. Um sieben Uhr morgens hatte ihr Bruder sie mit dem Wagen in Pangbourne abgeholt. Im Pfarrhaus von Studley Constable zog sie sofort ihre Uniform aus und schlüpfte in einen Pullover und Reithosen. Trotz dieser kurzen, aber jedesmal erholsamen Pause vom grausigen Alltag bei einer Bomberstation fühlte sie sich noch immer nervös und erschöpft. Nach dem Lunch radelte sie sechs Meilen an der Küste entlang zur Meltham Vale Farm. Der Pächter dort hatte einen dreijährigen Hengst, dem ein bißchen Bewegung nur guttun würde. Sobald sie die Dünen hinter dem Gehöft passiert hatte, ließ sie dem Hengst die Zügel schießen und galoppierte den gewundenen Pfad entlang durch das Gestrüpp von Stechginster und hinauf zum bewaldeten Kamm. Der Regen schlug ihr ins Gesicht, trieb ihr alle trüben Gedanken aus, und für eine Weile fühlte sie sich wieder zurückversetzt in die geborgene Welt ihrer Kindheit.
Sie erreichte den Baumbestand und folgte dem alten Forstweg. Der Hengst mäßigte seine Gangart, als sie sich dem Höhenzug näherten. Ein paar Meter weiter lag eine Fichte, die der Sturm entwurzelt hatte, quer über dem Weg, und der Hengst setzte im Sprung darüber hinweg. Als er auf der anderen Seite aufsetzte, richtete sich plötzlich eine Gestalt aus dem Unterholz zur Rechten auf. Das Pferd scheute. Pamela Voreker verlor die Steigbügel und wurde seitlich aus dem Sattel
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