Der Adler ist gelandet
Spuren einer anderen Nummer entdecken. »Eine Frage, Mr. Garvald«, sagte er. »Wird so ein Jeep vielleicht zufällig auf einem Yankee-Fliegerhorst vermißt?« »Also, hören Sie...«, begann Reuben ärgerlich.
Devlin fiel ihm ins Wort. »Was mir grad einfällt, Mr. Garvald. Gestern abend hab' ich mir einmal fast eingebildet, jemand führe mir nach. Wahrscheinlich nur meine Nerven. Hab' dann auch nichts mehr bemerkt.« Er wandte sich wieder dem Jeep zu und nahm rasch noch einen Schluck aus der Flasche. Garvald, der sich ohnehin nur noch mühsam beherrschen konnte, fuhr ihn an: »Wissen Sie, was Ihnen fehlt?« »Nein, sagen Sie mir's doch«, bat Devlin freundlich. Er drehte sich um. In der linken Hand hielt er noch immer die Cognacflasche, mit der rechten faßte er den Aufschlag seines Trenchcoats.
»Daß Ihnen mal jemand Manieren beibringt«, sagte Garvald. »Ihnen zeigt, wo Sie hingehören. Und dazu bin ich genau der Richtige.« Er schüttelte den Kopf. »Sie wären besser zu Hause geblieben in Ihrem irischen Dreckloch.«
Er fing an, seinen Mantel aufzuknöpfen, und Devlin sagte: »Was Sie nicht sagen! Aber, bevor Sie damit anfangen, möchte ich unsern Sammyboy hier fragen, ob sein Schießeisen dort unter dem alten Sack entsichert ist oder nicht, denn wenn's nicht entsichert ist, sitzt er in der Tinte.« In dieser Sekunde erkannte Ben Garvald, daß er soeben den schlimmsten Fehler seines Lebens gemacht hatte. »Leg ihn um, Sammy«, schrie er. Jackson hatte nicht auf seinen Befehl gewartet, er griff bereits nach dem Gewehr unter dem Sack - zu spät. Während er die beiden Hähne zurückriß, war Devlins Hand in den Mantel gefahren und wieder heraus. Die lautlose Mauser hustete einmal, die Kugel fuhr in Jacksons linken Arm und riß den ganzen Mann um seine eigene Achse. Der zweite Schuß zerschmetterte ihm das Rückgrat, und er stürzte kopfüber in das Autowrack in der Ecke. Im Tode krampften sich seine Finger um die Abzüge des Gewehrs, und die Geschosse aus beiden Läufen fuhren in den Boden der Werkstatt.
Die Garvald-Brüder wichen langsam zurück. Zoll für Zoll schoben sie sich aufs Tor zu. Reuben schlotterte vor Angst, Garvald lauerte scharf auf jede Möglichkeit, den Spieß umzudrehen. Devlin sagte: »Das reicht.«
Trotz seiner geringen Größe, vor allem aber mit seinem alten Lederhelm und der Motorradbrille wirkte er wie die personifizierte Todesdrohung, als er von der anderen Seite der Feuerstelle her die beiden Brüder mit seiner seltsam geformten lautlosen Mauser in Schach hielt. Garvald sagte: »All right, ich hab' einen Fehler gemacht.« »Schlimmer, Sie haben Ihr Wort gebrochen«, erwiderte Devlin. »Und dort, wo ich herkomme, haben wir ein Mittel von durchschlagender Wirkung für Leute, die uns hintergehen.« »Um Gottes willen, Murphy...«
Weiter kam er nicht, denn ein leises »Blopp« schnitt ihm das Wort ab, als Devlin abermals schoß. Die Kugel zersplitterte Garvalds rechtes Knie. Er taumelte zum Tor zurück und brach mit einem erstickten Schrei zusammen. Er rollte zur Seite und hielt sich das Knie mit beiden Händen. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
Reuben kauerte mit eingezogenem Kopf am Boden und hielt in sinnloser Abwehr die Hände vors Gesicht. In dieser Stellung verbrachte er die schlimmsten Sekunden seines Lebens. Als er sich endlich ein Herz faßte und aufblickte, sah er, wie Devlin ein Brett schräg an die Seite des Jeeps legte und das Motorrad über das Brett hinauf und ins Heck schob. Der Ire ging zum Tor und öffnete einen Flügel. Dann fuhr er Reuben an. »Den Fahrbefehl.«
Reuben nahm ihn mit zitternden Händen aus der Brieftasche und reichte ihn hinüber. Devlin prüfte das Papier flüchtig, dann holte er einen Umschlag aus der Tasche und warf ihn Garvald vor die Füße. »Siebenhundertfünfzig Lappen, nur damit die Bücher stimmen. Ich hab' Ihnen gesagt, daß ich mein Wort immer halte. Sie sollten's gelegentlich auch mal versuchen.« Er stieg in den Jeep, startete und fuhr in die Nacht hinaus. »Das Tor...«, ächzte Garvald zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Mach das verdammte Tor zu, oder jeder Bulle im Umkreis von hundert Meilen kommt angerauscht, um nachzusehen, wieso hier Licht brennt.« Reuben befolgte die Anweisung, dann drehte er sich um und überblickte den Schauplatz. Die Luft war erfüllt von bläulichen Rauchschwaden und von Korditgeruch.
Reuben schlotterte. »Wer ist dieser Hundesohn wirklich, Garvald?« »Weiß ich nicht, will ich auch nicht
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