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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wissen.« Garvald zerrte den weißen Seidenschal vom Hals. »Da, nimm ihn und verbinde mir das verdammte Knie.«
    Reuben starrte, gelähmt vor Entsetzen, auf die Wunde. Das Geschoß hatte das Knie durchschlagen, die Kniescheibe war zersplittert, weiße Knochenfetzen ragten aus dem blutigen Fleisch.
    »Verdammt, das sieht übel aus, Ben. Du mußt in ein Krankenhaus.«
    »Den Teufel muß ich. Wenn du mich mit einer Schußwunde in irgendeine Notaufnahmestation in diesem Land einlieferst, dann schreien die dort nach den Bullen, noch eh du bis drei zählen kannst.« Sein Gesicht war schweißbedeckt. »Los, leg mir den Verband an. Herrgott noch mal.«
    Reuben begann, den Schal um das zerschmetterte Knie zu wickeln. Er war den Tränen nahe. »Was machen wir mit Sammy?«
    »Laß ihn, wo er ist. Deck einfach eine Plane darüber, das reicht für den Augenblick. Morgen kannst du ein paar von den Jungens rüberschicken, damit sie ihn wegschaffen.« Er fluchte, als Reuben den Schal festzog.
    »Beeil dich, und dann nichts wie raus hier.«
    »Wohin, Ben?«
    »Direkt nach Birmingham. Du kannst mich nach Aston bringen. In die Klinik von diesem indischen Arzt. Wie heißt er doch gleich?«
    »Du meinst Doktor Das?« Reuben schüttelte den Kopf. »Er ist Spezialist für Abtreibungen, Ben. Nichts für dich.«
    »Er ist doch Arzt, oder?« sagte Ben. »Jetzt hilf mir auf und dann machen wir, daß wir wegkommen.«
    Eine halbe Stunde nach Mitternacht fuhr Devlin in den Hof in Hobs End. Es war eine gräßliche Nacht, der Wind hatte Sturmstärke erreicht, und es regnete - wieder einmal - in Strömen. Nachdem er in die Scheune hineingefahren war, hatte er alle Mühe, die Tore wieder dicht zu machen. Er zündete die Karbidlampen an und manövrierte das Motorrad vom Heck des Jeeps. Er war müde und völlig durchgefroren, aber doch nicht müde genug, um schlafen zu können. Er zündete sich eine Zigarette an und ging ruhelos auf und ab.
    In der Scheune war es still, bis auf den Regen, der aufs Dach trommelte, und das leise Zischen der Lampen. Plötzlich ging das Tor auf und Molly kam, von einem Windstoß begleitet, herein und schloß das Tor hinter sich. Sie trug ihren alten Trenchcoat, Gummistiefel, einen Schal über dem Kopf und war naß bis auf die Haut. Sie zitterte vor Kälte, doch schien sie es nicht zu bemerken. Sie ging hinüber zum Jeep und blieb verdutzt davor stehen.
    Dann blickte sie ratlos zu Devlin auf. »Liam...?« sagte sie. »Du hast versprochen«, hielt er ihr vor, »daß du nie mehr herumspionierst. Immerhin weiß ich jetzt, wie du dein Wort hältst.« »Entschuldige, aber ich habe mich so geängstigt... und jetzt diese Dinger da.« Sie wies auf die Fahrzeuge. »Was hat das zu bedeuten?« »Das geht dich nichts an«, entgegnete er grob. »Meinetwegen kannst du jetzt wieder verduften. Und wenn du mich verpfeifen willst... bitte, dann tu, was du nicht lassen kannst.«
    Sie stand da und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, ihr Mund bewegte sich lautlos. »Los!« sagte er. »Tu's doch, wenn dir danach ist. Dann bist du aus der Sache raus!«
    Sie stürzte in seine Arme und schluchzte: »O nein, Liam, schick mich nicht weg. Ich stelle keine Fragen mehr, ich schwör's dir, und ich kümmere mich um nichts mehr, was mich nichts angeht, bloß schick mich nicht weg.«
    Er fühlte sich mies, es war der absolute Tiefpunkt in seinem Leben. Und während er sie in den Armen hielt, verachtete er sich so sehr, daß es fast körperlich schmerzte. Aber es hatte gewirkt. Sie würde ihm keine Schwierigkeiten mehr machen, dessen war er sicher. Er küßte sie auf die Stirn. »Du bist völlig durchgefroren. Los, rüber ins Haus mit dir, und mach Feuer. Ich komme in ein paar Minuten nach.« Sie warf ihm noch einen flehenden Blick zu, dann drehte sie sich um und ging hinaus. Devlin seufzte, ging hinüber zum Jeep und holte eine der beiden Flaschen Bushmills heraus. Er entkorkte sie und nahm einen tiefen Schluck. »Auf dein Wohl, Liam«, sagte er, und fühlte sich unendlich traurig.
    In dem winzigen Operationssaal der Klinik in Aston lag Ben
    Garvald mit geschlossenen Augen auf dem Untersuchungstisch. Reuben stand neben ihm, während Doktor Das, ein großer, klapperdürrer Inder in einem makellos weißen Kittel, mit einem Skalpell das Hosenbein aufschnitt. »Ist es schlimm?« fragte Reuben mit bebender Stimme. »Ja, sehr

schlimm«, antwortet Das ruhig. »Er braucht einen erstklassigen Chirurgen, wenn er nicht sein Leben lang ein Krüppel bleiben

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