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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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deutsche Soldaten handelte, machte sich die Story recht gut, zumal die Fotos von der Landung in Dover im Morgengrauen. Shafto und seine Jungens mit gelockerten Kinnriemen, die Gefangenen in entsprechend bedepperter Haltung. Metro Goldwyn Mayer hätt's nicht besser hinkriegen können.« Er schüttelte den Kopf. »Und wie das den Lesern in der Heimat runterging! Shaftos Sturmtrupp. Life, Colliers, Saturday Evening Post. Kein Blatt, das nicht seinen Namen erwähnt hätte. Der Volksheld. Zwei Kriegsverdienstkreuze, den Silver Star mit Eichenlaub. Fehlte bloß, daß der Kongreß ihm die Medal of Honour verliehen hätte, aber die wird er auch noch schaffen, und wenn er uns dafür alle über die Klinge springen lassen muß.«
    Sie sagte merkwürdig steif: »Warum sind Sie zu dieser Einheit gegangen, Major Kane?«
    »Sonst wäre ich hinterm Schreibtisch verschimmelt«, antwortete er. »Ja, das war's im Grunde. Um das zu vermeiden, hätte ich vermutlich alles getan... und hab's auch getan.«
    »Haben Sie an keiner der erwähnten Unternehmungen teilgenommen?« »Nein, Ma'am.«
    »Dann möchte ich vorschlagen, daß Sie es sich nächstens zweimal überlegen, ehe Sie die Taten eines tapferen Mannes geringschätzig abtun, besonders vom sicheren Hort eines Schreibtisches aus.« Er fuhr an den Straßenrand und hielt an. Mit breitem Grinsen wandte er sich ihr zu. »He, das gefällt mir. Darf ich's mir aufschreiben und in dem großen Roman verwenden, den wir Journalisten alle eines Tages schreiben werden?« »Hol Sie der Kuckuck, Harry Kane.«
    Sie hob die Hand, als wollte sie ihn schlagen, er zog ein Päckchen Camels heraus, bot ihr eine an. »Rauchen Sie lieber eine. Beruhigt die Nerven.« Sie nahm die Zigarette und ließ sich Feuer geben, dann sog sie den Rauch tief ein und blickte über die Salzmarschen aufs Meer hinaus: »Verzeihung, ich war zu impulsiv, aber dieser Krieg geht mir persönlich sehr nah.«
    »Ihr Bruder?«
    »Nicht nur. Mein Dienst. Gestern nachmittag hatte ich einen Jagdflieger im RT-Gerät, der bei einem Luftgefecht über der Nordsee schwer getroffen worden war. Seine Hurricane stand in Flammen, und er war im Cockpit eingekeilt. Er brüllte während des ganzen Absturzes.« »Der Tag hat so nett begonnen«, sagte Kane. »Jetzt ist es plötzlich aus damit.«
    Er griff wieder nach dem Steuer, und sie legte spontan ihre Hand auf die seine. »Es tut mir leid, wirklich.« »Ist schon okay.«
    Plötzlich trat ein Ausdruck des Erstaunens in ihr Gesicht, und sie hob seine Hand hoch. »Was ist mit Ihren Fingern passiert? Warum sind sie so verkrümmt. Und Ihre Fingernägel... mein Gott, Harry, was ist mit Ihren Fingernägeln passiert?«
    »Ach, das?« sagte er, »die hat mir jemand rausgezogen.« Sie starrte ihn voll Entsetzen an. »Waren es... waren es die Deutschen, Harry?« flüsterte sie.
    »Nein.« Er startete den Motor. »Genau gesagt, waren es Franzosen, aber sie haben für die andere Seite gearbeitet. Es ist eine der schlimmsten Entdeckungen, die man in diesem Leben machen kann, jedenfalls finde ich das, daß es nichts gibt, was es auf der Welt nicht gäbe.« Er grinste ein bißchen schief und fuhr los.

    Am Abend des gleichen Tages trat bei Ben Garvald, der in seinem Privatzimmer in der Klinik in Aston lag, eine deutliche Wendung zum Schlimmeren ein. Um sechs Uhr verlor er das Bewußtsein. Erst eine Stunde später wurde sein Zustand entdeckt. Bis Doktor Das auf den dringenden Anruf der Schwester hin in die Klinik kam, war es acht Uhr. Zwei Stunden später betrat Reuben das Krankenzimmer und fand seinen Bruder in dieser Verfassung vor.
    Reuben war auf Bens Anweisung mit einem Leichenwagen nebst Sarg von der Bestattungsfirma, die zu den zahlreichen geschäftlichen Unternehmungen der Gebrüder Garvald gehörte, nochmals zu Fogarty's Garage gefahren und hatte den unglücklichen Jackson in einem benachbarten privaten Krematorium abgeliefert, an dem sie ebenfalls beteiligt waren. Nicht zum erstenmal hatten sie sich dort einer lästigen Leiche entledigt. Bens Gesicht war in Schweiß gebadet, und er wälzte sich stöhnend von einer Seite auf die andere. Ein schwacher Geruch von fauligem Fleisch lag in der Luft. Als Das den Verband abnahm, konnte Reuben einen Blick auf das Knie werfen. Er wandte sich ab, und Furcht stieg ihm wie Galle in den Mund.
    »Ben?« fragte er.
    Garvald öffnete die Augen. Zunächst schien er seinen Bruder nicht zu erkennen, dann lächelte er. »Hast du's erledigt, Reuben, mein Junge? Bist du ihn

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