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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gerichtet sind. Ich glaube, wir sollten uns die Nummer drei ansehen: Massenmord in einer Küstenstadt. Bin Ladens öffentlicher Schwenk zu ökonomischen Zielen war vielleicht ein Täuschungsmanöver. Oder er hat es sich wieder anders überlegt.«
    »Okay, Sam, überzeugen Sie mich. Steve und ich haben politische Herren, die entweder Resultate oder unseren Kopf fordem. Um was für ein Schiff kann es sich handeln, wenn es nicht um eine Blockade geht?«
    »Im Bedrohungsfall Nummer drei geht es weniger um das Schiff als um die Ladung. Es braucht nicht groß zu sein, wenn nur die Ladung tödlich ist. Lloyd's hat eine spezielle Abteilung für gefährliche Frachten, denn natürlich ändert sich da die Versicherungsprämie.«
    »Ein Munitionstransporter?«, fragte Hill. »Eine Großexplosion wie in Halifax?«
    »Nach Auskunft der Experten explodiert militärische Munition nicht mehr auf diese Weise. Moderner Sprengstoff braucht eine machtvolle Provokation, um in der Hülse loszugehen. Eine Explosion in einer Feuerwerksfabrik hätte heutzutage schlimmere Folgen, aber auch die würde nicht annähernd die Bezeichnung ›spektakulär‹ verdienen, wie es bei 9/11 der Fall war. Der Chemie-Unfall in Bhopal war weit schlimmer, und das war Dioxin, ein tödliches Pflanzengift.«
    »Also müsste ein Tanklaster mit Dioxin in die Park Avenue fahren und die Sache mit Semtex zu Ende bringen?«, schlug Hill vor.
    »Aber solche Chemikalien werden bei Produktion und Lagerung streng bewacht«, wandte Gumienny ein. »Wie sollten sie an eine solche Ladung kommen, ohne dass man es bemerkt?«
    »Und uns wurde ausdrücklich mitgeteilt, dass es sich um ein Schiff handelt«, sagte Seymour. »Bei der Entführung einer solchen Ladung käme es unverzüglich zu Gegenmaßnahmen.«
    »Außer in manchen Teilen der Dritten Welt, die buchstäblich gesetzlos sind«, sagte Gumienny.
    »Aber in diesen Gegenden werden keine ultraletalen Toxine mehr hergestellt, Sir. Nicht mal aus Gründen der Lohnkostenersparnis.«
    »Also zurück zum Schiff«, meinte Hill. »Eine Explosion auf einem Öltanker?«
    »Rohöl explodiert nicht«, gab Seymour zu bedenken. »Als die Torrey Canyon südwestlich der englischen Küste aufriss, brauchte man Phosphorbomben, um das Öl in Brand zu setzen und es abbrennen zu lassen. Ein gefluteter Öltanker würde nur ökologische Schäden, aber keinen Massenmord anrichten. Ein eher kleiner Gastanker könnte es dagegen schaffen. Flüssiggas, massiv komprimiert für den Transport.«
    »Erdgas in flüssiger Form?«, fragte Gumienny. Er überlegte, wie viele Häfen in den USA flüssiges Gas für den Energiebedarf der Industrie importierten, und die Zahl war beunruhigend. Hafenanlagen dieser Art waren jedoch bestimmt meilenweit von stark besiedelten Gegenden entfernt.
    »Flüssiges Erdgas ist schwer entzündlich«, antwortete Seymour. »Es wird bei minus hundertfünfundzwanzig Grad in speziellen doppelwandigen Schiffen transportiert. Selbst wenn jemand so ein Schiff in seine Gewalt bringen könnte, würde das Zeug stundenlang in die Atmosphäre strömen müssen, bevor es brennbar würde. Aber nach Auskunft der Fachleute gibt es eines, das ihnen eine Höllenangst macht: flüssiges Petroleumgas. Wenn man einen ziemlich kleinen Tanker binnen zehn Minuten nach einer Havarie anzündet, entspräche die Explosion der Sprengkraft von dreißig Hiroshima-Bomben. Das wäre dann wirklich die größte nichtnukleare Explosion in der Geschichte des Planeten.«
    In dem Zimmer über der Themse herrschte Totenstille. Steve Hill stand auf, ging zum Fenster und schaute hinunter auf den Fluss, der in der Aprilsonne funkelte.
    »Sagen Sie uns in einer für Laien verständlichen Sprache, was Sie uns mitzuteilen haben, Sam.«
    »Ich glaube, wir haben das falsche Schiff auf dem falschen Ozean gesucht. Unser einziger Vorteil ist, dass es ein kleiner und sehr spezialisierter Markt ist. Aber der größte Importeur von flüssigem Petroleumgas sind die USA. Ich weiß, dass in Washington die Stimmung vorherrscht, es handle sich vielleicht um eine Phantomjagd. Ich finde jedoch, wir sollten den letzten Schritt noch tun. Die USA können jeden Petroleumgastanker überprüfen, der in ihren Gewässern erwartet wird, und nicht nur die aus Fernost. Man kann sie stoppen und an Bord gehen. Von Lloyd's kann ich weltweit jede Flüssiggasfracht in Erfahrung bringen.«
    Marek Gumienny flog mit der nächsten Maschine zurück nach Washington. Er hatte an Besprechungen teilzunehmen und Arbeit

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