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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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auf die vier Fragen, die der britische Premierminister und der US-Präsident immer wieder stellten. Gibt es dieses Schiff wirklich? Und wenn ja: Was für ein Schiff ist es? Wo ist es? Wo fährt es hin? Die täglichen Konferenzen wurden zur Hölle.
    Der Chef des SIS – immer nur bekannt und gegrüßt als »C« – blieb eisern in seinem Schweigen. Nach Peschawar waren alle leitenden Instanzen sich darin einig gewesen, dass ein spektakulärer Terrorakt in Vorbereitung war. Aber in der Welt aus Spiegellabyrinthen gibt es keine Nachsicht für den, der seine politischen Herren enttäuscht.
    Seit am Zoll die gekritzelte Nachricht auf der gefalteten Landing Card entdeckt worden war, hatte es von Crowbar kein Lebenszeichen mehr gegeben. War er tot, oder lebte er noch? Niemand wusste es, und einige interessierte es schon fast nicht mehr. Inzwischen waren fast vier Wochen vergangen, und mit jedem weiteren Tag wuchs die Auffassung, dass er ein Ding der Vergangenheit war.
    Manche murmelten, er habe seinen Auftrag erfüllt: Er sei enttarnt und getötet worden, aber seinetwegen habe man den Plan aufgegeben. Nur Hill riet zur Zurückhaltung und weiteren Suche nach einer immer noch unentdeckten Bedrohung. In düsterer Stimmung fuhr er nach Ipswich, um mit Sam Seymour und den beiden Experten in der Abteilung für gefährliche Frachten bei Lloyd's Register zu sprechen, die ihm halfen, jede noch so bizarre Möglichkeit durchzuspielen.
    »Sie haben in London eine ziemlich haarsträubende Formulierung gebraucht, Sam: das Dreißigfache der Hiroshima-Bombe. Wie um alles in der Welt kann ein kleiner Tanker schlimmer sein als das ganze Manhattan-Projekt?«
    Sam Seymour war erschöpft. Mit zweiunddreißig Jahren sah er, wie eine vielversprechende Karriere im britischen Geheimdienst mit einer höflichen Abschiebung auf das Abstellgleis der Archive im Zentralregister enden würde, auch wenn man ihm einen Auftrag aufgebürdet hatte, dessen Erfüllung mit jedem Tag unmöglicher erschien.
    »Bei einer Atombombe, Steve, kommt der Schaden in vier Wellen. Der Blitz ist so gleißend hell, dass er die Hornhaut im Auge des Betrachters kauterisieren kann, wenn der keine schwarze Schutzbrille trägt. Dann kommt die Hitzewelle, die alles auf ihrem Weg einäschert. Die Druckwelle zerstört noch meilenweit entfernte Gebäude, und die Gammastrahlung wirkt langfristig und verursacht Karzinome und Missbildungen. Bei einer Explosion von flüssigem Petroleumgas können Sie drei der vier Auswirkungen vergessen. Hier geht es nur um Hitze. Aber diese Hitze ist so ungeheuer, dass Stahl zerfließt wie Honig und Beton zu Staub zerfällt. Haben Sie schon mal von der Aerosolbombe gehört? Sie ist so gewaltig, dass Napalm dagegen sanft erscheint, aber beides basiert auf demselben Stoff: Petroleum.
    Flüssiges Petroleumgas ist schwerer als Luft. Transportiert wird es nicht wie Erdgas bei sehr niedrigen Temperaturen, sondern unter Druck. Deshalb haben Petroleumgastanker Doppelwände. Wenn die Tanks aufreißen, strömt das Gas unsichtbar an die Luft. Weil es schwerer ist, verbreitet es sich in Wirbeln um den Austrittsort und bildet so eine gewaltige Aerosolbombe. Wird sie entzündet, explodiert die gesamte Ladung in einer gewaltigen Stichflamme, deren Temperatur rasend schnell auf fünftausend Grad Celsius ansteigt. Und dann geht es erst richtig los.
    Die Explosion schafft ihren eigenen Wind. Eine tosende Flammenflut rollt vom Explosionsherd kreisförmig nach außen und zerstört alles auf ihrem Weg, bis sie sich selbst verzehrt hat. Dann blakt sie wie eine verlöschende Kerze und erstirbt.«
    »Wie weit rollt dieser Feuerball?«
    »Na ja, nach meinen neuen Freunden, den Experten, würde ein kleiner Tanker von, sagen wir, achttausend Tonnen bei einer kompletten Explosion im Radius von fünf Kilometern alles zerstören und alles menschliche Leben vernichten. Aber noch ein Letztes: Ich habe gesagt, die Explosion schafft ihren eigenen Wind. Dieser Wind saugt die Luft von der Peripherie ins Zentrum, sodass selbst Menschen, die sich fünf Kilometer weit vom Epizentrum entfernt in geschützter Umgebung befinden, einfach ersticken.«
    Im Geiste sah Steve Hill die Ruinen einer Stadt rings um ihren Hafen nach einer solchen Horror-Explosion. Nicht einmal die äußeren Vororte würden überleben.
    »Werden diese Tanker überprüft?«
    »Jeder einzelne. Die großen, die kleinen, die ganz kleinen. Das Team für gefährliche Frachten hier besteht nur aus zwei Mann, aber sie sind gut. Sie

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