Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
ägyptischen Financier, der im September in Peschawar von einem Balkon gestürzt war.
    Mit Bedauern vermutete man, dass Colonel Mike Martin seine Mission nicht überlebt hatte. Er hatte offensichtlich getan, was er konnte, und wenn die Java Star oder eine andere schwimmende Bombe mit Kurs auf die USA entdeckt werden sollte, wäre er auch erfolgreich gewesen. Aber niemand rechnete damit, ihn wiederzusehen. Sein letztes Lebenszeichen in einer Tauchertasche auf der Insel Labuan lag einfach zu lange zurück.
    Drei Tage vor dem G8-Treffen war die Geduld mit der globalen Suchaktion auf der Grundlage des Hinweises aus Großbritannien zu Ende, und zwar an höchster Stelle. Von seinem Schreibtisch in Langley aus rief Marek Gumienny über die abhörsichere Leitung bei Steve Hill an und teilte ihm die Neuigkeit mit.
    »Steve, es tut mir leid. Für Sie und noch mehr für Ihren Mike Martin. Aber hier ist man davon überzeugt, dass er tot ist, und nachdem wir jetzt die größte Kontrollaktion der globalen Seeschifffahrt aller Zeiten durchgeführt haben, muss er sich wohl geirrt haben.«
    »Und was ist mit Sam Seymours Theorie?«, fragte Hill.
    »Da gilt das Gleiche. Niete. Wir haben so gut wie jeden gottverdammten Tanker auf dem Planeten überprüft. Sämtliche Kategorien. Bleiben noch ungefähr fünfzig, die lokalisiert und identifiziert werden müssen, und dann war's das. Was immer dieses al-Isra bedeutet hat – entweder werden wir es nie erfahren, oder die Operation ist längst abgeblasen worden. Warten Sie … da klingelt's auf der anderen Leitung.«
    Einen Augenblick später war er wieder da. »Ein Schiff ist überfällig. Hat vor vier Tagen Trinidad mit Kurs auf Puerto Rico verlassen. Hätte gestern ankommen müssen. Ist nicht aufgetaucht und meldet sich nicht.«
    »Was für ein Schiff?«, fragte Hill.
    »Ein Tanker. Dreitausend Tonnen. Hören Sie, vielleicht ist er gesunken. Aber wir checken das.«
    »Was hatte er an Bord?«
    »Flüssiges Petroleumgas«, war die Antwort.
    Ein Keyhole-KH-11-Satellit fand den Tanker, sechs Stunden nachdem die Überfälligkeitsmeldung aus Puerto Rico bei der in Houston ansässigen Betreiberfirma der Raffinerie einen Großalarm ausgelöst hatte.
    Mit seinen Lauschsensoren und Kameras beobachtete der Keyhole einen fünfhundert Meilen breiten Streifen von Meer und Inseln in der östlichen Karibik. Er fing ein Transpondersignal auf, und sein Computer bestätigte, dass es von der als vermisst gemeldeten Doña Maria kam.
    Unverzüglich wurde die Information an verschiedene Instanzen weitergeleitet, und deshalb wurde Marek Gumiennys Telefonat mit London unterbrochen. Andere Empfänger waren CENTCOM in Tampa, die US-Marine und die Küstenwache. Alle erhielten die exakte Position des Tankers.
    Dass die Hijacker den Transponder nicht abgeschaltet hatten, war entweder eine große Dummheit gewesen, oder sie hatten auf ihr Glück gehofft. Aber sie hielten sich nur an ihre Befehle: Der Transponder verriet ihren Namen und ihre Position, und wenn sie ihn abschalteten, setzten sie sich damit dem Verdacht aus, ein Geisterschiff zu sein.
    Der kleine Gastanker wurde noch immer von dem verängstigten Kapitän Montalban navigiert und gesteuert. Er hatte jetzt vier Tage nicht mehr geschlafen; wenn er kurz eingenickt war, hatte man ihn sofort mit einem Fußtritt geweckt. Das Schiff war im Schutze der Dunkelheit an Puerto Rico und dann westlich an den Turks und Caicos Islands vorbeigefahren, und eine Zeit lang war es in der Gruppe der siebenhundert Inseln verschwunden, aus denen die Bahamas bestehen.
    Als der Keyhole es entdeckte, war es auf Westkurs südlich von Bimini, der westlichsten Insel des Archipels.
    In Tampa rechnete man seinen Kurs weiter und stellte fest, dass er direkt auf die Mündung des Hafens von Miami zuführte, auf eine Wasserstraße, die geradewegs ins Herz dieser Großstadt reicht.
    Innerhalb von zehn Minuten bekam der kleine Tanker eindrucksvolle Begleitung. Ein U-Boot-Jäger vom Typ P3-Orion startete auf dem Marineflughafen von Key West, fand ihn, sank auf ein paar tausend Fuß, begann zu kreisen und filmte ihn dabei aus allen Blickwinkeln. Er erschien auf einem wandgroßen Plasmabildschirm im Halbdunkel der Operationszentrale in Tampa –  fast in Lebensgröße.
    »Mann, seht euch das an«, murmelte einer der Techniker.
    Auf hoher See war jemand mit Bürste und weißer Farbe über das Heck des Tankers gestiegen und hatte einen Querstrich durch das »i« im Namen Maria gemalt, um das Schiff in

Weitere Kostenlose Bücher