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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verplappert.«
    »Na großartig. Was hast du gesagt?«
    »Nicht so wichtig. Aber hör zu. Wenn du jemals Besuch von Männern in Anzügen bekommen solltest – du weißt schon, wen ich meine –, dann sag ihnen, sie sollen sich verpissen. Was ich gesagt habe, war dumm. Falls dich jemand besucht …«
    Aus der Höhe seines Adlernestes sah Mike Martin den anthrazitgrauen Jaguar, der langsam den Feldweg von der Straße zur Scheune heraufkam.
    »Ist okay, Brüderchen«, sagte er sanft. »Ich glaube, sie sind schon da.«
     
    Die beiden Geheimagenten saßen auf Campingstühlen, und Mike Martin hockte auf einem Baumstamm, den er demnächst mit der Motorsäge zu Feuerholz zerkleinern wollte. Er hörte dem Vortrag des Amerikaners zu und sah Steve Hill mit hochgezogenen Brauen an.
    »Liegt bei Ihnen, Mike«, sagte Hill. »Unsere Regierung hat dem Weißen Haus volle Kooperation zugesagt – in allem, was sie wollen oder brauchen. Aber das bedeutet nicht, dass wir irgendjemanden zwingen, ein Himmelfahrtskommando zu übernehmen.«
    »Und in diese Kategorie würde die Sache gehören?«
    »Das glauben wir nicht«, warf Marek Gumienny ein. »Wenn wir auch nur den Namen und den Aufenthaltsort eines einzigen al-Qaida-Aktivisten erfahren, der wissen dürfte, was da unten vorgeht, würden wir Sie rausholen und den Rest selbst erledigen. Es müsste genügen, wenn Sie zuhören, was da so geredet wird.«
    »Aber mich als … Ich glaube nicht, dass ich mich noch als Araber ausgeben könnte. Vor fünfzehn Jahren in Bagdad konnte ich mich unsichtbar machen und als einfacher Gärtner in einer Hütte leben. Da ging es nicht darum, ein Verhör durch die Mukhabarat zu überleben. Doch in diesem Fall gäbe es intensive Vernehmungen. Warum sollte jemand, der fünf Jahre in den Händen der Amerikaner gewesen ist, nicht umgedreht worden sein?«
    »Natürlich nehmen wir an, dass man Sie vernehmen wird. Aber mit einigem Glück dürfte derjenige, der Sie befragt, eine hochrangige Persönlichkeit sein, die eigens zu dieser Aufgabe herangezogen wird. Und genau an diesem Punkt steigen Sie aus und nennen uns den Mann. Wir werden nur ein paar Schritte hinter Ihnen stehen.«
    »Das hier« – Martin klopfte mit dem Finger auf die Akte des Mannes in der Zelle in Guantanamo – »ist ein Afghane. Ein Talib. Das bedeutet, ein Paschtune. Ich habe nie fließend Paschto gesprochen. Der erste Afghane, der mich auch nur von weitem hört, würde mich entlarven.«
    »Sie würden monatelang trainiert werden, Mike«, sagte Steve Hill. »Sie brauchen unter keinen Umständen zu gehen, bevor Sie sich bereit dazu fühlen. Nicht mal dann, wenn Sie nicht glauben, dass es klappt. Und Sie würden weit weg von Afghanistan sein. Das Gute an den afghanischen Fundamentalisten ist ja, dass sie kaum jemals außerhalb ihres eigenen Gartens auftauchen. Glauben Sie, Sie könnten schlechtes Arabisch mit dem Akzent eines Paschtunen von geringer Schulbildung sprechen?«
    Mike Martin nickte. »Möglicherweise. Aber wenn die Turbanköpfe einen Afghanen heranschaffen, der diesen Kerl leibhaftig kannte?«
    Die beiden anderen schwiegen. Wenn das passierte, wäre es das Ende, das wussten alle hier am Feuer.
    Als die Geheimdienstleute lieber auf ihre Schuhspitzen schauten, als zu beschreiben, was mit einem Agenten passieren würde, der im Herzen von al-Qaida enttarnt wurde, schlug Martin die Akte auf seinem Schoß auf. Was er sah, ließ ihn erstarren.
    Das Gesicht war um fünf Jahre gealtert und von Leidensfalten durchzogen, und der Mann sah zehn Jahre älter aus, als er tatsächlich war. Aber es war trotzdem der Junge aus den Bergen, die Beinahe-Leiche von Qala-i-Jangi.
    »Ich kenne diesen Mann«, sagte er leise. »Er heißt Izmat Khan.«
    Der Amerikaner starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Wie zum Teufel können Sie ihn kennen? Er sitzt seit seiner Gefangennahme vor fünf Jahren in Gitmo.«
    »Ich weiß, aber viele Jahre davor haben wir in Tora Bora gegen die Russen gekämpft.«
    Die beiden Männer aus London und Washington erinnerten sich an Martins Akte. Natürlich – das Jahr in Afghanistan, als er den Mudschaheddin in ihrem Kampf gegen die sowjetische Besatzung geholfen hatte. Es war unwahrscheinlich, aber nicht unvorstellbar, dass die beiden Männer einander begegnet waren. Zehn Minuten lang befragten sie ihn über Izmat Khan, um zu sehen, was er sonst noch hinzufügen könnte. Dann reichte Martin die Akte zurück.
    »Wie ist er heute – Izmat Khan? Wie hat er sich verändert in fünf

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