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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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namens Badakshan.
    Am 7. August 1998 explodierten Bomben vor den amerikanischen Botschaften in zwei afrikanischen Hauptstädten. Izmat wusste davon nichts. Ausländische Rundfunksender zu hören war verboten, und er gehorchte. Am 20. August schoss Amerika siebzig Tomahawk-Cruise-Missiles auf Afghanistan ab. Sie kamen von den beiden Raketenkreuzern Cowpen und Shiloh im Roten Meer und von den Zerstörern Briscoe, Elliot, Hayler und Milius sowie von dem U-Boot Columbia, die allesamt südlich von Pakistan im Arabischen Golf lagen.
    Sie waren auf die al-Qaida-Ausbildungslager und auf die Höhlen von Tora Bora gerichtet. Eine von denen, die ihr Ziel verfehlten, fuhr in eine natürliche, leere Höhle hoch oben im Berg über Maloko-zai. Die Detonation tief in der Höhle spaltete den Berg und sprengte eine ganze Flanke ab. Zehn Millionen Tonnen Fels gingen krachend zu Tal.
    Als Izmat Khan den Berg erreichte, erkannte er nichts wieder. Das gesamte Tal war unter Felstrümmern begraben. Es gab keinen Bach mehr, kein Dorf, keine Obstgärten, keine Pferche, keine Moschee, keine Stallungen, keine Häuser. Seine Familie und alle seine Nachbarn waren ausgelöscht. Seine Eltern, Onkel, Tanten, Schwestern, seine Frau und sein Kind lagen tot unter Millionen Tonnen von Granit. Graben konnte er nirgends, und es gab auch nichts auszugraben. Er war jetzt ein Mann ohne Wurzeln, ohne Familie, ohne Sippe.
    In der ersterbenden Augustsonne kniete er hoch oben über seiner toten Familie auf dem Schiefer, wandte sich westwärts nach Mekka, senkte die Stirn auf den Boden und betete. Aber diesmal sprach er ein anderes Gebet: Es war ein machtvoller Eid, ein Racheschwur, ein persönlicher Dschihad bis zum Tod, und er richtete sich gegen das Volk, das ihm dies angetan hatte. Er erklärte Amerika den Krieg.
    Eine Woche später hatte er sein Gouverneursamt niedergelegt und ging wieder an die Front. Drei Jahre lang kämpfte er gegen die Nordallianz. In seiner Abwesenheit hatte der taktisch brillante Massud einen Gegenangriff gestartet und den weniger kompetenten Taliban wiederum gewaltige Verluste zugefügt. In Mazar-i-Sharif war es zu Massakern gekommen; nachdem die einheimischen Hazara sich erhoben und sechshundert Taliban getötet hatten, waren die rachsüchtigen Taliban zurückgekehrt und hatten über zweitausend Zivilisten ermordet.
     
    Das Dayton-Abkommen war unterschrieben. Formal gesehen war der Bosnienkrieg zu Ende. Aber seine Hinterlassenschaft war ein Albtraum. Das muslimische Bosnien war der Hauptkriegsschauplatz gewesen, auch wenn Bosnier, Serben und Kroaten gleichermaßen beteiligt gewesen waren. Es war der blutigste Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
    Kroaten und Serben, mit Abstand am besten bewaffnet, hatten die schlimmsten Brutalitäten begangen. Ein zutiefst und zu Recht beschämtes Europa rief in Den Haag ein Kriegsverbrechertribunal ins Leben und wartete auf die ersten Anklagen. Das Problem war, dass die Schuldigen nicht mit erhobenen Händen vortreten wollten, Milosevič leistete keinerlei Hilfe – im Gegenteil, er plante neues Elend für eine weitere muslimische Provinz, den Kosovo.
    Ein Teil Bosniens, das ausschließlich von Serben bewohnte Drittel, erklärte sich zur Serbischen Republik, in der die meisten Kriegsverbrecher Unterschlupf fanden. Und das war die Aufgabe: sie finden, sie identifizieren, sie ergreifen, sie vor das Tribunal bringen. Damit verbrachte der SAS das Jahr 1997; die Männer lebten hauptsächlich in Feldern und Wäldern und jagten mutmaßliche Kriegsverbrecher.
    1998 war Mike Martin wieder in Großbritannien und bei den Fallschirmjägern, als Lieutenant Colonel und Ausbilder am Staff College in Camberley. Ein Jahr später wurde er Chef des Ersten Fallschirmjägerbataillons. Die NATO-Alliierten hatten erneut auf dem Balkan eingegriffen, ein wenig schneller jetzt als zuvor und wiederum zur Verhinderung eines Gemetzels, das groß genug wäre, um die Medien zu der überstrapazierten Formel vom »Völkermord« zu verleiten.
    Die Nachrichtendienste hatten die britische und die amerikanische Regierung davon überzeugt, dass Milosevič die Absicht habe, die rebellische Provinz Kosovo zu »säubern«, und zwar gründlich. Zu diesem Zweck würde er den größten Teil der 1,8 Millionen Einwohner nach Westen ins benachbarte Albanien vertreiben. Unter dem Banner der NATO stellten die Alliierten Milosevič ein Ultimatum. Er ignorierte es, und endlose Kolonnen von weinenden und mittellosen Kosovaren wurden über

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