Der Afghane
Generalstabschefs Sir Charles Guthrie: Greift gewaltsam ein, und holt sie heraus.
Die Taskforce bestand aus achtundvierzig SAS-Männern, vierundzwanzig Kampfschwimmern vom Special Boat Service und neunzig Fallschirmjägern vom Ersten Bataillon. Eine Woche vor dem Angriff wurden zehn SAS-Männer in Dschungeltarnkleidung in der Umgebung des Banditendorfs abgesetzt; sie campierten unsichtbar im Busch und beobachteten und belauschten aus wenigen Metern Entfernung alles, was die West Side Boys sagten und taten, um es auf der Stelle zurückzumelden. Bald war den Briten klar, dass es keine Hoffnung auf eine friedliche Befreiung geben konnte.
Mike Martin griff mit der zweiten Welle an, nachdem ein unglücklicher Granatentreffer der Rebellen sechs Mann einschließlich des Truppführers der ersten Welle verwundet hatte, sodass sie auf der Stelle evakuiert werden mussten.
Das Dorf – genau gesagt zwei Dörfer namens Gberi Bana und Magbeni – lag an den Ufern eines schleimigen, stinkenden Flusses namens Rokel Creek. Die zweiundsiebzig Spezialisten von SAS und SBS eroberten Gberi Bana, wo die Geiseln untergebracht waren, retteten sie alle und schlugen eine Serie von manischen Gegenangriffen zurück. Die neunzig Fallschirmjäger nahmen Magbeni ein. Als der Morgen graute, befanden sich in jedem der beiden Dörfer rund zweihundert West Side Boys.
Sechs Gefangene wurden gefesselt auf den Weg nach Freetown gebracht. Ein paar von ihnen konnten in den Urwald entkommen. Niemand versuchte, die Leichen in den Ruinen der beiden Dörfer oder im Busch ringsum zu zählen, aber es wurde niemals bestritten, dass es über dreihundert Tote gegeben hatte.
SAS und Fallschirmjäger hatten zwölf Verwundete, und ein SAS-Mann, Brad Tinnion, starb an seinen Verletzungen. Mike Martin, der den Truppführer seiner ersten Welle verloren hatte, kam im zweiten Chinook-Hubschrauber und führte den endgültigen Vernichtungsangriff gegen Magbeni. Es war ein altmodischer Kampf, auf kürzeste Entfernung, Mann gegen Mann. Am Südufer des Rokel Creek hatten die Fallschirmjäger durch dieselbe Granate, die auch den Truppführer verwundet hatte, ihr Funkgerät verloren, sodass die über dem Schauplatz kreisenden Hubschrauber nicht von dem Erfolg ihres eigenen Granatfeuers berichten konnten, und der Dschungel war zu dicht, als dass man die Einschläge hätte sehen können.
Schließlich gingen die Fallschirmjäger einfach adrenalinberauscht, schreiend und fluchend zum Sturmangriff über, und die West Side Boys, die so gern Bauern und Gefangene gefoltert hatten, flohen und starben, flohen und starben, bis keiner mehr übrig war.
Fast auf den Tag genau zwölf Monate später war Martin in London, als die unglaublichen Fernsehbilder der voll besetzten und vollgetankten Maschinen, die geradewegs in die Twin Towers flogen, die Welt entsetzten. Eine Woche später war klar, dass die USA in Afghanistan einmarschieren mussten, um die Verantwortlichen dingfest zu machen, mit oder ohne Zustimmung der Regierung in Kabul.
London erklärte sich sofort bereit, aus eigenen Mitteln zu liefern, was unmittelbar gebraucht wurde: Luftbetankungsflugzeuge und Spezialeinsatzkräfte. Der SIS-Chef in Islamabad erklärte, auch er brauche alle Hilfe, die er bekommen könne.
Dies war Sache von Vauxhall Cross, aber auch der Verteidigungsattache in Islamabad bat um Hilfe. Mike Martin wurde von seinem Schreibtisch im Fallschirmjäger-Hauptquartier in Aldershot geholt und mit der nächsten Maschine als Verbindungsoffizier der Special Forces nach Islamabad entsandt.
Vier Wochen nach der Zerstörung des World Trade Centers kam er dort an, am ersten Tag des alliierten Angriffs.
SIEBEN
Izmat Khan war noch als Kommandant im Norden an der Front von Badaghshan, als die Bomben auf Kabul regneten. Während die Welt die Vorgänge in Kabul und die Ablenkungstaktik im Süden verfolgte, rückten die US Special Forces unbemerkt in Badaghshan ein, um General Fahim zu helfen, der Massuds Armee übernommen hatte. Dort würden die eigentlichen Kämpfe stattfinden; alles andere war Staffage für die Medien. Die Bodenstreitkräfte der Nordallianz und die amerikanische Luftwaffe würden dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Afghanistans winzige Luftwaffe wurde am Boden zerstört, ohne dass eine Maschine aufgestiegen war. Panzer und Artillerie wurden ausgeschaltet, wo man sie fand. Der Usbeke Rashid Dostum, der die letzten Jahre im sicheren Exil jenseits der Grenze verbracht hatte, ließ sich zur
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