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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Craig folgte dem bewaffneten Mann den engen Flur hinab. Ein zweiter Mann, ebenfalls bewaffnet, ging ein paar Schritte hinter ihnen. Craig war sein misstrauischer, wachsamer Blick aufgefallen, als er in das Zimmer trat, um ihn abzuholen. Offenbar rechneten die beiden damit, dass er sich wehren oder zu flüchten versuchen würde, und das erinnerte ihn an etwas. Auf der Highschool hatte er viel über die Entführung von Patty Hearst im Jahr 1974 gelesen. Er hatte sich das Thema ausgesucht, weil er eine Buchrezension schreiben sollte. Daher kannte er das Stockholm-Syndrom - die Identifikation des Opfers mit dem Entführer -, aber er glaubte nicht daran. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, Gefühle für seine Entführer zu entwickeln. Jetzt, in Begleitung der beiden bewaffneten Männer, fragte er sich, wie viele Entführungsopfer sich tatsächlich wehrten.
    Oder zu fliehen versuchten.
    Als die Tür sich öffnete, hatte er kurz daran gedacht, seine Meinung jedoch geändert, als er die Waffe sah. Er hatte seine Jugend in den bewaldeten Hügeln von Tennessee verbracht, einer Zuflucht für Anhänger von Charlton Heston, jene Spezies von Waffennarren, die die National Rifle Association für eine Regierungsbehörde hielten. Damals hatte auch er mit Dutzenden von Handwaffen, Schrotflinten und Gewehren herumgeballert. Bei der Armee war er aber nicht gewesen, und er hatte auch nie eine automatische Waffe in den Händen gehalten. Trotzdem erkannte er natürlich die Maschinenpistole,
die der Mann hinter ihm auf ihn richtete, und er war nicht dumm genug, sich in dieser Situation zu einer sinnlosen Affekthandlung hinreißen zu lassen.
    Die MP ließ ihn vorsichtig werden, aber nicht unterwürfig. Er hatte seinem Zorn Luft gemacht gegenüber dem Wachtposten mit dem versteinerte Gesicht, der nur seine Worte wiederholt hatte: »Aufstehen. Folgen Sie mir.« Er hatte eine fruchtlose Diskussion begonnen, merkte aber schließlich, dass sich das Englisch des Wachtpostens wahrscheinlich in diesen paar Worten erschöpfte. Schließlich gehorchte er. Es lag auf der Hand, dass sie ihn aus einem bestimmten Grund entführt hatten. Streitereien würden nicht zu seiner Freilassung führen, und wenn er Pech hatte, bezahlte er mit dem Leben dafür. Es war besser, erst einmal abzuwarten.
    Sie stiegen eine Treppe mit einem fadenscheinigen Läufer hinab und bogen dann in einen zweiten Korridor. Als Craig auf der linken Seite ein Wohnzimmer bemerkte, warf er einen Blick hinein, sah aber niemanden. Kurz darauf klopfte der erste Wachtposten an eine Tür, öffnete sie und bedeutete Craig mit einer Kopfbewegung, er solle eintreten. Der zögerte einen Moment und trat dann in das Zimmer. Als sein Blick auf den Mann am Küchentisch fiel, bekam er den Schock seines Lebens.
    »Said?«, hörte er sich fragen. Er wusste, dass er sich nicht irrte, konnte es aber trotzdem nicht fassen. Said Kureshi, hier? Es war Jahre her, seit er ihn zuletzt gesehen hatte. Was zum Teufel hatte er mit diesem ganzen Schlamassel zu tun?
    Der pakistanische Arzt stand auf und begrüßte ihn mit einem müden, traurigen Nicken. Bestimmt wollte er sich entschuldigen, hatte aber zu viel Angst. »Randall.«
    Craig wusste nicht, mit welcher Frage er beginnen sollte. Er
blickte zu der anderen Person in dem Raum hinüber, einem untersetzten Mann mit vollem schwarzem Haar, der an dem Ofen lehnte. Er trug ein maßgefertigtes weißes Hemd, dunkle Hosen und Stiefel mit dicken Sohlen, die militärisch wirkten, wie Erinnerungsstücke eines altgedienten Soldaten. Und so wirkte der Mann auf ihn. Wie ein Soldat, aber nicht wie irgendeiner. Sein Blick war ruhig und selbstsicher, als wäre er daran gewöhnt, Befehle zu erteilen, und der Ausdruck seiner dunkelbraunen Augen ließ eine beträchtliche Intelligenz vermuten. Ein Mann mit einem fähigen Gehirn und dem Körperbau eines Arbeiters, dachte Craig. Der Pakistaner stieß sich mit den Hüften von dem Ofen ab, kam auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen, ohne die Hand auszustrecken.
    »Randall Craig?«
    »Ja …«
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Craig schaute ihn länger als eine halbe Minute eingehend an, ließ Fernsehbilder Revue passieren, Gesichter von Menschen, denen er auf der Straße über den Weg gelaufen war, von Ärzten, die er in verschiedenen Krankenhäusern in ganz Pakistan kennengelernt hatte, von Regierungsmitgliedern, denen er bei einem Kurzbesuch im Präsidentenpalast Aiwan-e-Sadr in Islamabad begegnet war. Der Geistesblitz blieb aus.

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