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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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»Nein.«
    Nachdem er ihn noch ein paar Augenblicke angestarrt hatte, nickte der Mann befriedigt. »Sie sind aus einem bestimmten Grund hierhergebracht worden«, sagte er in geschliffenem Englisch. Seine Stimme war rau, wie die eines starken Rauchers, klang aber trotzdem vornehm. Craig fühlte sich an einen seiner Professoren an der Universität von Vanderbilt erinnert, einen beeindruckenden Mann, der sein Leben lang zwei Päckchen
Zigaretten pro Tag geraucht hatte. Als Craig sein Studium abschloss, hatte ausgerechnet dieser Kettenraucher auf der Vorschlagsliste für den Medizin-Nobelpreis gestanden. »Ich entschuldige mich dafür. Glauben Sie mir, wenn es nicht wichtig wäre, hätten wir Sie nicht hergebracht.«
    Craig wollte etwas sagen, blickte aber dann zu Kureshi hinüber und dachte nach. »Wer sind Sie?«, fragte er schließlich.
    »Mein Name ist unwichtig. Glauben Sie mir, auf lange Sicht ist es besser, wenn Sie ihn nicht kennen.«
    Craig nickte, kaufte dem anderen aber nicht ein Wort ab. Glauben Sie mir … Das hatte dieser Typ jetzt schon zweimal kurz nacheinander gesagt. Der Anblick Kureshis hatte ihn für einen Augenblick aus dem Konzept gebracht, doch jetzt konnte er wieder klar denken. »Was zum Teufel habe ich hier verloren?«
    »Wir benötigen Ihre Hilfe«, lautete die schlichte Antwort. »Said hat zugestimmt, eine Operation für uns vorzunehmen. Dafür braucht er einen Anästhesisten, und leider haben Sie nicht die Wahl, zuzustimmen oder abzulehnen. Wenn Sie Ihren Job getan haben, werden Sie freigelassen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«
    Craig schaute Kureshi an, wartete auf ein Zeichen von ihm. Er wirkte nervös, aber doch gefasst, als wollte er nichts überstürzen. Ein kluger Mann, dachte Craig. Auf den richtigen Moment warten. Auf die Chance.
    Er kannte den pakistanischen Arzt gut. Kennengelernt hatten sie sich während eines einwöchigen Seminars an der University of Chicago, und an einem langen Wochenende waren sie gemeinsam durch die Bars gezogen. Ein Jahr später - 1995 -- hatten sie an der University of Washington zusammengearbeitet, wo Kureshi sich ein Jahr aufhielt. In einer zwielichtigen Bar
in Seattle hatte Craig schnell herausgefunden, dass Kureshi es mit den strengen Vorschriften seiner Religion nicht so ernst nahm, aber er war ein guter Mann und ein außergewöhnlich fähiger Arzt. Sie waren ein seltsames Paar. Er, der Bauernjunge aus Tennessee, der Anästhesist geworden war, und der kleine, höfliche Pakistaner. Trotz der skeptischen Blicke ihrer Kollegen wurde ihre Freundschaft enger, auch wenn sich die Bande durch Kureshis Rückkehr nach London gelockert hatten.
    Durch das übliche Gerede erfuhr er von Kureshis Schwierigkeiten im Guy’s Hospital. Ihm waren Gerüchte zu Ohren gekommen, bei denen von zu viel Alkohol und einem ärztlichen Kunstfehler die Rede war, doch er hatte sie nie ernst genommen. Während einer Operation konnte sonst was passieren, und häufig passierte es tatsächlich. Es war gut denkbar, dass Kureshi nicht einmal verantwortlich war für jenen Vorfall, der einen Jungen das Leben gekostet und seiner Karriere ein Ende bereitet hatte. Kurzum, er kannte Said Kureshi und hielt es für ausgeschlossen, dass er in diese Geschichte hier verwickelt sein konnte. Zumindest nicht aus freiem Willen.
    Er blickte den vor ihm stehenden Mann skeptisch an. »Wenn ich Ihnen helfe, lassen Sie mich frei? Einfach so?«
    Der Mann nickte feierlich. Seine Wurstfinger waren vor seinem ausladenden Bauch verschränkt. »Sie haben mein Wort«, wiederholte er.
    Ein Versprechen, das für Randall Craig keinen Pfifferling wert war. Wenn dieser Mann für die Entführungen im Norden und den Anschlag auf Fitzgerald verantwortlich war - und Craig zweifelte keinen Augenblick daran -, dann war er ein Mörder. Völlig undenkbar, dass er zwei Männer freilassen würde, die sein Gesicht gesehen hatten.
    Trotzdem, es war sinnlos, Widerstand zu leisten. Zumindest
im Augenblick. Besser schien es, den Erwartungen zu entsprechen und völlige Unterwerfung zu demonstrieren.
    Er ließ die Schultern hängen, seine Miene wirkte entmutigt. Als er erneut zu Kureshi hinüberblickte, glaubte er in den Augen seines alten Freundes einen Anflug von Trotz zu erkennen. Craig musste nicht nach dem Grund fragen, warum er hier war. Wenn Kureshi im Begriff war, eine schwierige Operation durchzuführen - und die Geschichte musste ernst sein -, dann benötigte er jemanden, der den Patienten betäubte.
    »Worum geht’s?«,

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