Der Agent - The Invisible
zur Seite und drückte ihn auf einen Stuhl, eine Kraftanstrengung für einen Mann seiner Statur. Der ältere Pakistaner stand vor der Tür und blockierte den einzigen Ausgang.
Craig hörte sich protestieren und fluchen, unfähig, sich Einhalt zu gebieten. In seinem Kopf jagten sich die Gedanken, und eine Stimme sagte: Du wusstest, was dich erwartet, als du hier eingetreten bist. Er ignorierte sie und sagte sich, er hätte es nicht gewusst haben können.
»Das ist Fitzgerald«, platzte es aus ihm heraus. Er zeigte immer noch auf den Operationstisch, es wirkte wie eine Anklage. »Unsere gottverdammte Außenministerin. Die ganze Welt sucht nach ihr, Said. In diesem Augenblick. Was zum Teufel hast du getan?« Er ging kopfschüttelnd auf Kureshi zu, am ganzen Leib zitternd. »Was hast du getan? Ich kann doch nicht …«
»Sie werden«, ertönte eine harte Stimme aus der Richtung der Tür. Craig drehte sich wütend um. Kureshi sagte nichts und schlug den Blick zu Boden. »Sie beide sind kompetent und werden es tun«, sagte Mengal. »Die Frau ist Ihre Patientin, Sie tragen die Verantwortung. Was immer mit ihr nicht stimmt, Sie bringen es in Ordnung.«
»Ausgeschlossen«, murmelte Craig. »Völlig ausgeschlossen. Ich werde nicht …«
Mengal kam von hinten auf ihn zu, hob blitzschnell die linke Hand und packte das Haar an Craigs Hinterkopf. Dann presste er ihm mit der anderen Hand die Mündung einer 38er gegen die rechte Schläfe. Craig erstarrte, nur noch an das nahe Ende denkend.
»Hören Sie gut zu«, zischte Mengal. Kureshi stand wie gelähmt da, Fitzgerald lag reglos auf dem Operationstisch. Während der letzten dreißig Stunden hatte sie sich praktisch nicht gerührt. »Sie werden tun, weshalb wir Sie hergebracht haben, nämlich das Leben dieser Frau retten. Andernfalls … Ich schwöre es Ihnen, Sie werden das Grab teilen, das Sie zuvor für sie ausgehoben haben.«
Er stieß Craigs Kopf nach vorn und ließ im selben Moment los. Der Schmerz war extrem, fast so schlimm wie nach dem Schlag auf den Hinterkopf, aber Craigließ sich nichts anmerken. Er war zu benommen, um zu reagieren. In seinem Kopf hatte sich das Bild der Frau festgesetzt, bleich, reglos, so unnatürlich starr … Er saß einfach nur da und suchte nach einem Ausweg.
Hinter ihm entfernten sich Schritte. Er hörte Stimmen, einen barschen, schnellen Wortwechsel auf Urdu. Jetzt waren er und sein Freund allein. Kureshi kauerte sich vor ihm nieder, sodass ihre Augen auf gleicher Höhe waren. Seine Miene drückte grenzenlose Trauer aus.
»Du hast ihnen meinen Namen gegeben«, sagte Craig mit ausdrucksloser Stimme. Es war schwer zu entscheiden, ob es eine Feststellung oder eine Anklage war. »Und erzählt, wo ich zu finden bin.«
Kureshi schüttelte den Kopf, aber es wirkte nicht so, als wollte er Craigs Worte bestreiten.
»Wer ist er?«
»Sein Name ist Mengal«, murmelte der Pakistaner. »Benazir Mengal, ehemaliger General der pakistanischen Armee. Er hat viele Menschen getötet und steckt hinter allem, worüber die Nachrichten berichten. Hinter dem Verschwinden der Bergsteiger im Karakorum, dem Anschlag auf Fitzgeralds Fahrzeug … Hinter allem.«
»Und ich, Said? Warum bin ich hier?«
»Du musst das verstehen, mir blieb keine andere Wahl«, sagte Kureshi mit schwacher Stimme. »Sie wollten mich …«
»Was stimmt nicht mit ihr?«, unterbrach Craig. Sein Gesicht war rot angelaufen, die Stimme klang plötzlich hart. Kureshi begriff, dass er beschämt war, weil er zugelassen hatte, dass Mengal ihn demütigte und zur Unterwerfung zwang.
»Stumpfes Trauma infolge des Anschlags auf ihren Wagen. Pneumothorax, partieller Lungenkollaps links. Ich habe bereits eine Dränage angelegt, doch das war nicht das Schlimmste.«
»Ich höre …«
»Sie benötigt eine perikardiale Fensterung, und zwar schnell«, sagte Kureshi leise. »Am besten sofort.«
Craig hatte die technische Ausstattung nur oberflächlich gemustert, aber er war sich sicher, dass es keinen Computertomografen gab. »Du hast keinen …«
Kureshi machte eine wegwerfende Handbewegung, die leichte Verärgerung verriet. »Es ist eine klinische Diagnose … Ich brauche kein CT, um das Offensichtliche zu erkennen.« Er rekapitulierte schnell seine bisherigen Beobachtungen - ungewöhnlich niedriger Blutdruck, J-Wellen im EKG, die Beschwerden, die Fitzgerald artikuliert hatte. »Im Moment steht sie unter dem Einfluss eines Beruhigungsmittels, aber ich brauche dich für die Vollnarkose. Du findest
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