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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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sonst irgendeinen jener Banditen, vor denen er in Blechohrs Hof geflüchtet war.
    „Da hast du es nun gesehen“, bemerkte der Bergläufer hinter ihm. Bill drehte sich zu ihm um, und der Postbote machte eine Kopfbewegung zur Tür hin. „Verrückt wie ein Frühlingssturm. Und mit einem Vater, dem sein Bauch wichtiger ist als seine Tochter, sonst könnte sie sich diese wilden Shorty-Ideen gar nicht erlauben …“ Er brach ab und sah Bill entschuldigend an. „War nicht beleidigend gemeint, natürlich, Hacke-und-Schaufel“, brummte er. „Aber diese Ideen …“
    „Sag mal“, unterbrach Bill hastig, „warum tun sich die Dorfbewohner eigentlich nicht zusammen und helfen jemandem wie Blechohr?“
    „Was für ein Gedanke!“ entgegnete der Bergläufer entrüstet. „Gewiß, wenn ein Nachbar um Hilfe schreit, dann könnte man schon hinlaufen und ihn ein wenig unterstützen – wenn man ihn schreien hört. Aber warum sollte man sich und seine Familie in eine Blutfehde bringen für jemanden, der nicht einmal mit einem verwandt ist? Wer das täte, wäre ja verrückt. Außerdem sind diese Banditen ziemlich anständige Banditen. Dafür sorgt Knochenbrecher schon. Sie nehmen sich ihre Banditensteuer aus dem, was die Sumpflocher entbehren können; sie nehmen ihnen nicht weg, was sie wirklich zum Leben brauchen. Wenn sie das täten, würden sich die Sumpflocher wohl doch vorübergehend zu einem Clan erklären und zur Blutfehde zusammenschließen. So, und jetzt müssen wir los, wenn wir es noch bis zum Tal schaffen wollen, bevor die Tore geschlossen werden.“ Er drehte Bill seine massigen Schultern zu und ging in die Hocke. „Steig auf, Hacke-und-Schaufel.“
    Bill zögerte nur kurz und kletterte dann in den Sattel auf dem Rücken des Postboten. Er war zu dem Schluß gekommen, daß, was immer er auch tat, er nicht darum herumkommen würde, zumindest ins Tal zu gehen und mit dem Banditenchef zu sprechen. Ohne Befehle von seinen Vorgesetzten blieb ihm keine andere Wahl.
    „Natürlich“, unterbrach der Bergläufer unerwartet Bills Gedanken, während sie durch einen Wald eilten, „ist das der Grund, weshalb der Trickreiche Lehrer nicht viel Erfolg damit hatte, die Tiefländer dazu zu bringen, all diese Werkzeuge und Sachen zu benutzen, die ihr Shorties hergebracht habt.“
    Bill hatte sich inzwischen an die dilbianische Unterhaltungsweise gewöhnt, und er brauchte gar nicht lange nachzudenken, um zu erkennen, daß der Bergläufer lediglich die Unterhaltung von vorhin in der Residenz fortsetzte.
    „Was ist der Grund?“ erkundigte sich Bill daher interessiert.
    „Nun, daß es gar keinen Sinn für die Bauern hat, alle möglichen neuen Tricks zu lernen, damit sie mehr anbauen können“, antwortete der Bergläufer. „Die Banditen nehmen sowieso jeden Überschuß weg. Je mehr Ernte sie einbringen, desto mehr Banditen würden sie damit unterstützen.“
    „Wie weit ist es zum Tal?“ fragte Bill.
    „Nur ein paar Schritte“, antwortete der Bergläufer knapp.
    Was für den Bergläufer nur ein paar Schritte waren, erschien Bill jedoch als beachtliche Entfernung. Über eine halbe Stunde lief der Läufer mit weitausholenden Schritten durch immer rauheres Gelände. Die dilbianische Sonne stand den Berggipfeln nahe, als der Bergläufer unvermittelt in eine tiefe Schlucht hinabstieg, die sich hinter einer Kurve plötzlich öffnete und den Blick auf ein noch tiefer liegendes, grünes Tal freigab, das einem Park glich und auf drei Seiten von fast vertikalen, fünfzehn bis dreißig Meter hohen, kahlen Felshängen eingeschlossen wurde. Das Tal leuchtete in der Abendsonne, die selbst die schwarzen Holzgebäude im Hintergrund des Tales verschönte. Auf der von Felswänden ungeschützten Talseite hatten die Banditen eine etwa zehn Meter hohe Mauer aus Holzstämmen errichtet. Diese Wand wurde durchbrochen von einem schweren Holztor, das jetzt angelehnt war, aber von zwei Dilbianern bewacht wurde, die nicht nur riemenartige Harnische und Schwerter trugen wie die Banditen, die Bill auf Blechohrs Hof gesehen hatte, sondern auch schwere, viereckige Holzschilde. Bill erinnerte sich unbehaglich an die von Süßes Ding geforderte Herausforderung des Knochenbrechers.
    Der Bergläufer hatte jedoch offensichtlich keinen Sinn für Vorsicht. Als er sich dem Tor näherte, brüllte er die beiden wachestehenden Banditen an: „Aus dem Weg ihr beiden! Wir haben mit Knochenbrecher zu reden!“
    Die Wachen rührten sich jedoch nicht vom Fleck. Ihr

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