Der Agent
vereintes Gewicht von vermutlich über einer Dreiviertel Tonne blockierte weiterhin den Eingang, und notgedrungen mußte der Bergläufer vor ihnen stehenbleiben.
„Geht beiseite, sage ich!“ schrie er.
„Sagt wer?“ fragte der größere der beiden Wachen.
„Sage ich!“ brüllte der Bergläufer. „Tut bloß nicht so, als wüßtet ihr nicht, wer ich bin. Der amtliche Postbote hat rechtmäßigen Zugang zu jeder Stadt, jedem Dorf und jedem Lager! Also geht aus dem Weg und laßt uns durch!“
„Jetzt bist du aber kein Postbote“, entgegnete der Sprecher der beiden Wachen. „Jetzt bist du nur ein ganz gewöhnlicher Hochländer, der Privatbesitz betreten will. Hat jemand nach dir geschickt?“
„Was fällt dir ein?“ schrie der Bergläufer erbost, und Bill spürte, wie die großen Rücken- und Schultermuskeln des Dilbianers sich unter ihm gefährlich wölbten. „Dies ist der Hacke-und-Schaufel-Shorty, der herkommt, um mit Knochenbrecher zu rangeln, wenn es nötig ist!“
„Der? Mit Knochenbrecher will der rangeln?“ Der eine Wachtposten brach in lautes Lachen aus, und sein Gefährte stimmte mit ein.
„Ihr findet das also komisch, wie?“ schnarrte der Bergläufer. „Ein paar von euch Strauchdieben waren heute auf Blechohrs Hof, und die haben nachher auch ganz schön dumm geguckt. Und dabei haben sie noch Glück gehabt! Denkt daran, es war ein Shorty wie dieser, der den Flußufer-Schrecken besiegt hat!“
Erstaunlicherweise schien diese Bemerkung die Heiterkeit der beiden Wachen zu dämpfen. Wenn es auch Bill unmöglich erschien, daß ein Shorty einen Dilbianer im Kampf besiegen konnte, diese beiden hielten es offensichtlich nicht für unwahrscheinlich. Ihr Gelächter verstummte, und sie blickten unsicher auf Bill.
„Huh!“ sagte der Sprecher. „Der Flußufer-Schrecken. Ein Hochländer!“ Dann trat er unvermittelt beiseite. „Nun, wen kümmert’s. Lassen wir sie hinein, Drei Finger. Knochenbrecher wird sich schon mit ihnen befassen!“
„Höchste Zeit!“ sagte der Bergläufer bissig, setzte sich in Bewegung und ging durch das Tor. Dann trabte er über den üppigen grünen Grasboden auf die Holzgebäude im Hintergrund zu, die sehr unterschiedlicher Größe waren. Der Bergläufer hielt auf das Hauptgebäude zu, einen langen, einstöckigen Bau mit weit geöffneten, großen Doppeltüren, die zu einem stockfinsteren, unbeleuchteten Innern führten. Ein Duft von gebratenem Fleisch stieg Bill in die Nase, ebenso wie nicht identifizierbare Gemüsegerüche. Offenbar gab es gerade Abendessen. Drinnen blieb der Bergläufer neben der Tür stehen, vermutlich, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Auch Bills Augen gewöhnten sich nach einer Weile an die Dunkelheit, und allmählich erkannte er im Dämmer einen langen, schmalen Raum mit einem riesigen steinernen Kamin, in dem trotz der Wärme des Abends Holzklötze prasselten und knisterten. Vor dem Kamin stand ein kleinerer, viereckiger Tisch mit vier Hockern. Weitere lange Tische, flankiert von Bänken, befanden sich längs der Seitenwände der langen schmalen Speisehalle. Aber was Bills Blick wie ein Magnet zu dem Tisch mit den vier Stühlen hinzog, war nicht der große Dilbianer mit dem kohlschwarzen Fell, der auf dem einen Stuhl saß, sondern dessen ihm gegenübersitzender Gesprächspartner.
Der andere war kein Dilbianer. Der rundliche, in ein dunkles, schimmerndes Gewand gehüllte Körper war auch über zwei Meter groß, schätzte Bill, also kaum einen halben Meter kleiner als ein durchschnittlich großer Dilbianer. Sein Gesicht, wie sein Körper, schien aus dicken Fettfalten zu bestehen, aber Bill wußte, daß dies nur so aussah. Dieses Geschöpf, das da saß und sich mit dem schwarzfelligen Dilbianer unterhielt, gehörte jener fremden Rasse an, die mit den Menschen am stärksten im Wettstreit lag um Einfluß bei den Einwohnern von Welten wie Dilbia und um Lebensraum überhaupt zwischen den Sternen. Es war ein Hemnoide, und das, was wie Fett aussah, war in Wahrheit kräftiges Muskelfleisch, wie es notwendig war bei einer Rasse, die sich auf einem Planeten mit der anderthalbfachen Schwerkraft der Erde entwickelt hatte.
Etwas verspätet wurde Bill nun die Bedeutung von Süßes Dings Bemerkung darüber, daß alles davon komme, daß man auf die Fatties höre, völlig klar, und ein kaltes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus.
Offensichtlich handelte es sich um Knochenbrecher, der auf den Rat der Fatties hörte – oder auf diesen
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