Der Agent
kümmert Sie nicht, was aus dem Projekt wird, an dem Sie arbeiten, und es interessiert Sie nicht, was es bewirken will …“
„Hören Sie mal“, begann Bill, „wenn Sie wüßten …“
„Nun, aber mich interessiert, was aus den Dilbianern wird! Mir liegen sie zu sehr am Herzen, als daß ich zulassen könnte, daß die Hemnoiden ihre Entwicklung zu einer aufstrebenden, technisch orientierten Gesellschaft blockieren …“
„Jetzt hören Sie doch mal! Ich habe damit nicht gemeint …“
„Also niemand hat Ihnen anderslautende Befehle gegeben, wie?“ flüsterte sie wütend. „Nun, das werden wir gleich regeln! Sie sind Praktikant, nicht wahr?“
„Natürlich“, bestätigte er.
„Und ich bin Praktikantin. Aber wer von uns war zuerst hier?“
„Sie, natürlich“, antwortete Bill. „Aber was …?“
„Wer ist also der Dienstältere in dieser Residenz? Ich. Gehen Sie also noch heute abend ins Dorf zurück …“
„Ich kann heute abend nicht mehr zurückgehen, das wissen Sie genau!“ entgegnete Bill. „Die Tore sind geschlossen.“
„Nun, dann wird man sie eben wieder öffnen, wenn Knochenbrecher es befiehlt – bitten Sie ihn darum!“ fuhr Anita ihn an. „Und dann gehen Sie sofort ins Dorf zurück und bleiben dort! Und dann fangen Sie an, die Dorfbewohner zu sammeln, damit sie sich endlich gegen die Banditen erheben! Das ist kein Vorschlag, das ist ein Befehl! Von mir als Ihrer Vorgesetzten! Und jetzt tun Sie, was man Ihnen sagt, Mr. Hacke … Mr. Billham … ach, was, gute Nacht!“
Es folgte ein wütendes Schnauben, das fast dilbianisch klang, und dann stapfte sie davon und verschwand in der Dunkelheit, denn inzwischen war es stockfinster geworden.
Bill blieb benommen stehen, wo er war. Nachdem seit seiner Ankunft auf Dilbia auf geradezu lächerliche Weise alles anders als erwartet gelaufen war, konnte es ihn eigentlich kaum noch überraschen, daß ihm plötzlich von einer Praktikantin Befehle erteilt wurden, die anscheinend übergeschnappt war, was das Thema Einheimische anbetraf. Und was nun? Sollte er Anita gehorchen und die Dilbianer von Sumpfloch zu einer Streitmacht organisieren – falls ihm das überhaupt gelingen sollte –, um dann später wegen unerwünschter Einmischung in innere Angelegenheiten auf Dilbia vor ein Weltraum-Gericht gestellt zu werden? Oder sollte er ins Dorf zurückgehen und die Einheimischen im Gebrauch von Hacken und Schaufeln unterweisen, um dann später vor ein Weltraum-Gericht gestellt zu werden, weil er seiner unmittelbar Vorgesetzten den Gehorsam verweigert hatte?
6.
Als Bill sich dem Eingang zum Hauptgebäude näherte, sah er eine Anzahl von Dilbianern auf den Stufen vor der Doppeltür stehen, darunter, ein wenig abseits, die dicke Gestalt von Mula-ay und zwei ungewöhnlich große Dilbianer, nämlich Knochenbrecher und Bergläufer. „So, da ist er ja“, bemerkte Mula-ay mit gurgelndem Lachen. „Hast du eure kleine Frau gefunden, Hacke-und-Schaufel?“
„Ich habe mit ihr gesprochen“, erwiderte Bill kurz und wandte sich an den Banditenchef. „Sie meinte, ich könnte dich bitten, den Bergläufer und mich aus dem Tal hinauszulassen, auch wenn das Tor schon für die Nacht geschlossen ist. Ich würde gern vor dem Morgen im Dorf zurück sein.“
„So, hat sie das gemeint?“ entgegnete Knochenbrecher in jenem täuschend milden Ton, und es war Bill unmöglich, zu erraten, ob der Dilbianer ihn und den Bergläufer gehen lassen würde oder nicht. Der Bergläufer lachte leise, aus keinem ersichtlichen Grund, wie es Bill schien. Mula-ay kicherte ebenfalls.
„Soll das heißen“, sagte Mula-ay, „daß du fortgehen und die kleine Frau hierlassen willst?“
Bill fühlte, wie seine Ohren heiß wurden. „Für den Augenblick ja. Aber ich komme zurück, wenn es nötig ist.“
„Da habt ihr’s!“ sagte der Bergläufer erfreut. „Habe ich es nicht gesagt? Er kommt zurück. Und ich werde ihn herbringen!“
„Jederzeit, Hacke-und-Schaufel“, brummte Knochenbrecher. „Solange es nur bei Tag ist.“
„Natürlich komme ich bei Tag“, erklärte Bill. „Ich würde ja jetzt auch noch nicht gehen, aber nachdem ich mit Schmutzige Zähne gesprochen habe, sind wir übereingekommen, das heißt, habe ich beschlossen, noch heute abend zum Dorf zurückzukehren.“
„Und warum auch nicht?“ trompetete der Bergläufer herausfordernd.
„Es gibt keinen Grund, weshalb du das nicht tun solltest“, bemerkte Knochenbrecher milde. „Laß dir Zeit, soviel du
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