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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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drang deutlich an Bills Ohren. Nach einer Weile wurde es Mula-ay wohl klar, daß es ihm unmöglich war, sich auch nur annähernd so leise zu bewegen wie Bill – noch konnte er Bill auf diese Weise im dunklen Wald finden, solange Bill es vorzog, sich zu verstecken. Unerwartet und zu Bills Erstaunen klang das fast geisterhafte Lachen des Hemnoiden durch den Wald. Und dann war deutlich, wenn auch aus ziemlicher Entfernung, Mula-ays Stimme zu hören:
    „Wirklich sehr gut, mein junger Freund …“ Wieder ertönte das geisterhafte Lachen. „Aber es werden sich noch andere Gelegenheiten und Möglichkeiten ergeben. Leben Sie wohl für heute – und angenehme Träume.“
    Mit diesen letzten Worten entfernte sich der Hemnoide ganz offensichtlich. Das Rascheln und Knacken seines Rückzugs bewegte sich eindeutig vom Rand der Klippe fort und verlor sich schließlich in der Ferne. Bill setzte sich auf einen umgestürzten Baum und holte tief Luft.
    Es konnte kein Zweifel mehr bestehen, daß hier auf Dilbia sehr viel mehr zwischen Menschen und Hemnoiden auf dem Spiel stand, als es den Anschein hatte. Das bewies die Tatsache, daß der Hemnoide bereit gewesen war, einem Vertreter der menschlichen Rasse hier auf dieser neutralen Welt offen Gewalt anzutun.
    Schließlich stand er auf und kehrte auf Umwegen geräuschlos zum Rand der Klippe zurück. Dort zog er sein Seil hoch und wickelte es sich wieder unter seinem Hemd um die Taille. Dann höhlte er mit den Händen eine kleine Vertiefung unter einem großen, etwas überhängenden Felsen auf dem Gipfel der Klippe aus, baute aus Zweigen eine primitive Laube darumherum und rollte sich dann in seiner selbstgebauten Höhle zusammen, um zu schlafen.
     

 
13.
     
    Als Bill erwachte, hatte er das verwirrende Gefühl, durch die Luft zu fliegen. Als er vollends zu sich kam, merkte er, daß er getragen wurde. Es dauerte eine Weile, bis er begriff. Offensichtlich hatte der Bergläufer, als er kam, ihn schlafend vorgefunden, ihn einfach aus seiner Höhle gehoben und in den Sattel gesetzt. Das war typisch für die Dilbianer, etwas auf diese Weise zu tun. Eigentlich fand Bill das gar nicht komisch, aber er versuchte zu lachen. Das Lachen klang dann allerdings eher wie ein Krächzen.
    „Na, bist du wach, da oben?“ erkundigte sich der Läufer, ohne auch nur den Kopf zu wenden oder seinen Schritt zu verhalten. „Du hast tief geschlafen, als ich dich dort hinten fand. Hattest du eine gute Nacht?“
    Anstelle einer Antwort ließ Bill mit der rechten Hand die Riemen los, fummelte unter seinem Gürtel und brachte den Gonghammer der Banditen zum Vorschein, den er dann dem Läufer vor die Augen hielt.
    „So, so!“ sagte der Läufer fröhlich. „Ich war allerdings der Meinung, du wolltest den Gong selbst mitbringen.“
    „Dies war leichter zu tragen“, erwiderte Bill gespielt gleichmütig. „Ich dachte, es beweist ebenso gut wie der Gong, daß ich im Tal unten war, oder?“
    „Nun, das ist wohl wahr“, meinte der Läufer einsichtig. „Ohne in das Tal hinein und wieder herausgekommen zu sein, hättest du weder das eine noch das andere holen können.“
    Bill fand, daß der Ton des Läufers eigentlich etwas beifälliger hätte sein können. Enttäuscht grübelte er darüber nach, warum seine Leistung nicht die erwartete Anerkennung zu finden schien. Und dann kam es ihm. Er selbst wußte, wie schwer es gewesen war, diese Klippe hinab- und wieder heraufzuklettern, aber es war ihm bisher nie in den Sinn gekommen, daß die damit verbundenen Schwierigkeiten und Gefahren von den Dilbianern nicht nachempfunden werden konnten. Eine solche Klettertour lag einfach außerhalb des Möglichkeitsbereichs der Dilbianer, und somit sahen sie darin auch keine Heldentat, sondern betrachteten es eher als einen weiteren magischen Trick eines Shorty.
    Den ganzen Rückweg über blieb er in Gedanken versunken, und auch der Bergläufer sagte nichts.
    Als sie jedoch die Hauptstraße von Sumpfloch erreichten und der Bergläufer Anstalten machte, an der Residenz vorbei in Richtung Schmiede weiterzulaufen, protestierte Bill energisch.
    „He, laß mich hier absteigen!“ rief er dem Läufer ins rechte Ohr. „Ich habe noch einiges zu erledigen, bevor ich anfange, mit den Leuten zu reden. Außerdem möchte ich frühstücken. Ich habe heute noch nichts zu essen gehabt.“
    „Daran habe ich gar nicht gedacht“, erwiderte der Läufer ganz erstaunt. „Aber wenn ein Mann selbst sein Frühstück gehabt hat, nimmt er natürlich

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