der Agentenschreck
zwei Uhr entlassen und nach Belgrad fliegen wird.«
Mrs. Pollifax nickte glücklich. »Ja. Ist das nicht herrlich? Mr. Eastlake hat es mir telefonisch mitgeteilt. Das finde ich wahnsinnig nett von ihm.«
Tsanko sagte finster: »Ich glaube es nicht. Etwas wird dazwischenkommen — ein Widerruf
in letzter Minute eine Verzögerung — weil das Lösegeld noch nicht hinterlegt ist.«
»Was?«
Tsanko nickte. Seine Augen wurden schmal. »Geld. Eine Million Dollar in harter Währung.
Aus dem Trenda-Vermögen.
Geld in amerikanischen Dollars.«
»Eine Million!« flüsterte Mrs. Pollifax.
»Philip Trendas Vater hat den Betrag persönlich Montag vormittag um zehn Uhr bei einer
Schweizer Bank in Zürich zu hinterlegen.«
»Aber wir haben erst Donnerstag. Wenn Philip heute entlassen wird —«
»Eben. Wozu sollte er das hohe Lösegeld zahlen, wenn sein Sohn bereits in Sicherheit ist?«
Mrs. Pollifax sah ihn entsetzt an. »Halten Sie die Ankündigung für einen Schwindel? Eine Falschmeldung Ignatovs, um die Presse zu beruhigen und bis Montag hinzuhalten?«
Tsanko ließ sich auf einen Stuhl fallen und sah ihr ins Gesicht. »Offengestanden macht es mir große Sorgen, daß General Ignatov in diese Sache verwickelt ist, Amerikanski. Da gibt es Dinge, die mir gar nicht gefallen. Ich verfolge immer mit Interesse, wer in solchen
Augenblicken nach oben schwimmt.
Ich finde es sehr aufschlußreich, daß ausgerechnet General Ignatov für meine Regierung in dieser Krise als Retter in der Not auftritt.«
Sie begriff ihn sofort. »Kennt er Nikki?« fragte sie.
»Sie denken sehr flink«, lächelte er anerkennend. »Ja, zufällig kennt er ihn. Mein
Mittelsmann sagt mir, daß General Ignatov eine Reihe junger Mitglieder der Geheimpolizei kennt. Ist das nicht ein erstaunlicher Zufall?«
Mrs. Pollifax sagte schleppend: »Carleton Bemish kannte Nikki und Nikki —«
»Ist General Ignatovs Protektionskind«, ergänzte Tsanko.
»Beide waren mit mir im Flugzeug — zumindest von Rumänien bis Sofia. Aber sie haben
kein Wort miteinander gewechselt.«
»Und doch wurde für Nikki ein Paß ausgestellt, mit dem er nach Jugoslawien fahren konnte, um den jungen Trenda zu holen. Ohne hohe Protektion hätte er diese Erlaubnis niemals
bekommen. Daß er außer Landes durfte, hat mich von Anfang an erstaunt. Bedenken Sie
bitte weiter, daß Sie von der Geheimpolizei überwacht werden, obwohl meine Regierung
nichts von diesem Komplott wußte. Dahinter steckt ein mächtiger Mann.«
»Sie denken an General Ignatov.«
»Ich denke immer«, antwortete Tsanko trocken. »Die Zufälle häufen sich.«
»Geht es noch weiter?«
Er nickte. »Gestern nacht begannen die Verhaftungen. Unter den Festgenommenen
befinden sich auch einige Mitglieder der Geheimpolizei. Unser Freund Nikki jedoch wurde unverzüglich befördert.«
Mrs. Pollifax öffnete den Mund zu einem stummen O.
»Aus Hunderten Geheimpolizisten fällt die Wahl auf Nikki.
Auch die Verhaftungen sind sehr interessant. Festgenommen wurden Leute, die entweder
scharfe Kritik an General Ignatov übten oder seine offenen Feinde sind oder solche, denen er Geld schuldet. Gläubiger, mit einem Wort.«
»Er plant einen Putsch«, sagte Mrs. Pollifax tonlos.
Tsanko nickte. »Das nehme ich an. Nicht unmittelbar, aber in Bälde. Und meine Regierung ist im Augenblick zu blind, zu abgelenkt, um die Gefahr zu erkennen. Alles, was General Ignatov bisher fehlte, war eine ergebene Geheimpolizei. Und die fiel ihm gestern nacht wie eine reife Frucht in den Schoß.«
»O Gott«, sagte Mrs. Pollifax.
»Mein Mittelsmann zählt zu seinen Feinden«, sagte er bekümmert. »Auch er gehört der
Geheimpolizei an. Wir sind seit Jahren befreundet. Jetzt fürchtet er für sein Leben.«
»Das tut mir leid. Gehört er zu Ihrer Gruppe?«
Tsanko schüttelte den Kopf. »Nein, aber er hat uns viele wertvolle Informationen zugespielt.
Von ihm wußten wir, daß Shipkov verhaftet werden sollte.« Er schmunzelte. »Sowohl er als auch Shipkov interessierten sich für General Ignatov. Eines Abends wären sie beinahe
zusammengestoßen, als sie sein Haus beobachteten. Jeder hockte — so habe ich erfahren
— in einem anderen Blumenbeet.«
Mrs. Pollifax lächelte. »Muß komisch gewesen sein. Aber wozu das Lösegeld, Tsanko?
Wenn General Ignatov hat, was er immer wollte —«
»Warum nicht?« meinte Tsanko achselzuckend. »Bestimmt wird er das Lösegeld als Beweis
gegen seine Feinde verwenden. ›Seht euch diese
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