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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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schaurig schallend, als ob sie hier bei ihnen in der Pichler’schen Wohnstube säßen.
    »Die vier sind mit ihrem Kahn umgekippt, in einer Stromschnelle drei Meilen flussaufwärts«, fuhr der Bader fort.
    »Na, und das Wasser ist ja schon ziemlich kühl, die Luft nicht minder: Bis Dela und Dana, Mikal und Silvan wieder in trockenen Gewändern waren, schnatterten sie vor Kälte – das Abenteuer unserer vier Hübschen hatte also ein kleines Nachspiel.«
    Mit solchen und ähnlichen Worten hatte Vater Sigmund ihr und früher auch Mutter Bianca an manchen Abenden von den Wehwehchen und Blessuren erzählt, die er im Lauf eines Tages kurieren musste. Nur der Tonfall seiner Rede, zwischen Zorn und Trauer zitternd, wollte zu solchen Erinnerungen nicht passen, noch weniger freilich der Teufelstanz, den unten die Lumpenkerle mit Schatzens fetten Weibern aufführten, beinahe Tag für Tag, wie der Bader ihr eben gestanden hatte.
    »Und doch war’s nur ein Schnupfen.« Vater Sigmund war noch immer bei den vier Unglücklichen, die im gräflichen Dekret als »die ersten Opfer der jüngsten Krumauer Pestilenz« bezeichnet worden waren. »Ich selbst hab ja Silvan noch in den Hals geschaut und mein bewährtes Kräuter-Spezifikum verordnet. Und damit hätt’s auch sein Bewenden haben können, wenn es unser Kleeblatt nicht nach weiteren Abenteuern gelüstet hätte.«
    Als Markéta vorhin das Baderhaus betreten hatte, war sie auf der Schwelle förmlich zurückgeprallt. Auf der hölzernen Plattform über den Zubern kauerten fünf ungeheure Huren auf Händen und Knien, und an jeder von ihnen hafteten drei von Hezilows Gesellen, die Weiber so rosig und feist wie die Kerle fahl und knochendürr.
    »Was glaubst du, was in der Stadt für Schnurren erzählt werden über die Wunder, die der gräfliche Medikus vollbringen könnt in seinem mirakulösen Hospiz! Im Unterschied zum Pichler, wohlgemerkt, diesem Scharlatan, der von der Heilkunst nichts versteht, dafür von erschlichener Fürstengunst umso mehr!« Der Bader ballte die Faust und ließ sie auf die Tischplatte niederkrachen. »Das Geschwätz hat allen den Kopf verdreht, Markéta, unser Kleeblatt waren nur die Ersten, die sich trauten, oben am Burgtor anzupochen und deinen Herrn Medikus um wundersame Kur zu bitten.«
    Er sah sie an, mit so bitterem Blick, dass sie am liebsten die Hände vors Gesicht geschlagen hätte. Aber das half ja auch nichts mehr: die Augen zu verschließen.
    »Und diese wundersame Kur«, sagte der Bader, »haben sie auch prompt bekommen, Dela und ihr Mikal so gut wie Dana und Silvan. Und drei Tage drauf waren sie alle vier tot und verscharrt.«
    Sie versuchte nachzudenken, doch es war nahezu unmöglich unter dem Blick des Baders und dem Eindruck der Bilder, die das höllische Jaulen der Huren und Lumpenkerle in ihr heraufbeschwor: Hezilows Gesellen wie schwarz behaarte Spinnen, die über Gallertgebirge krochen, Giftstachel in Aasspalten bohrten, gurgelnd vor Begierde.
    »Aber ich versteh’s nicht, und umso weniger, je länger ich’s begrübel«, sagte sie endlich. »Glaub mir, Vater Sigmund, auch droben in der Burg wird gemurrt und gemunkelt, weil manche meinen, dass es bei diesem Pestdekret nicht mit rechten Dingen zugegangen wär. Einer, ein Herr von großem Einfluss, hat sogar vorausgesagt, dass Don Julius genauso handeln würde: die Tore von Burg und Stadt schließen lassen, um einer angeblichen Seuche zu wehren – während er in Wahrheit bloß verhindern wollt, dass ihm der Magister in Richtung Prag davonläuft. Und doch kann ich nicht glauben, dass alles abgekartet ist: Don Julius, der Medikus, sogar die fromme Johanna von Waldstein und ihre heiligen Frauen – sie alle sind sich einig darin, die Krankheit mit allen Kräften zu bekämpfen! Versteh mich recht, Vater Sigmund: Das ist das erste Mal, dass ich die Waldstein und Don Julius in irgendeiner Sache einig seh.«
    »Und es macht dir Kummer, Töchterlein.« Unerwartet sanft sah der Bader sie an, und nun nahm er sogar ihre Rechte in seine dicken, weichen Hände. »Glaub nicht, dass ich’s nicht verstünde oder dass ich dir grollte: Du bist Biancas Tochter, jeden Tag noch ein wenig mehr.«
    »Und die deine auch?« Jetzt war’s heraus. Markéta hielt den Atem an und sah starr an ihm vorbei.
    »Die Frage kenn ich.« Der Bader entzog ihr seine Hände wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nicht aus deinem Mund, Markéta, aber umso besser von mir selbst. Glaub mir, seit ich Bianca zum Traualtar

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