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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Tonfall, dabei aus den Augenwinkeln zum Puppenmacher hinunterschielend.
    »Gewiss, Euer Liebden.« Der Russe buckelte heftiger. »Ist sich auch die Säjche bald versickert, spieren Fondor und Oblion nur noch wenig Befallene auf, kaum finfe auf die Woche.«
    Und wenn ich die Tore wieder öffnen lasse, läufst du mir stracks gen Prag davon? Er zog es vor, die Frage nicht zu stellen, keineswegs der einzige Punkt, an den er vorsichtshalber nicht rührte. Dass die beiden, Magister und Medikus, einen geheimen Handel abgeschlossen hatten, ahnte er wohl, hielt es jedoch für ratsam, auch diesen Argwohn zu verbergen. Unersättlich schienen die Labore des Magisters zu verschlingen, was aus dem Krankensaal des Medikus an Todgeweihten quoll, pestilenzische Personen sonder Zahl. Dahingerafft würden sie so oder so, sagte sich Julius, wie auch die Verdammten, die Scharfrichter Schatz ins Jagdkastell lieferte, ihr Leben nach Gesetz und Gerechtigkeit verwirkt hatten. Und weshalb sollte er sich ein Gewissen wegen einigen siebzig armen Teufeln machen, wo doch selbst Johanna und ihre Nonnen förmlich leuchteten vor heiliger Gewissheit, dass sie alle ihren Jammer selbst verschuldet hatten, sei es durch Wollust, Neid, Hoffart, Ehebruch, Völlerei oder Götzendienste – mit rasendem Eifer konnte die Waldstein die Sündenlitanei herunterrasseln. Und doch war ihm der Handel nicht geheuer, umso weniger, je länger sich die Prozedur zog. »Und Gold brauch ich«, sagte er, wieder zum Puppenmacher hinunterlauernd, »viel Gold – sofort.« Abermals blieb Hezilow vor dem Thronsockel stehen und sah mit feixender Fratze zu ihm auf. »Gold, Euer Exzellenz? Schittet Euch Magister Hezilow so viel Aurum vor die herrlichen Fieß, wie Ihr nur winschen kännt. Subito? Weil’s sich weihnachtet? Wie Euer strahlende Gnaden befehlen! Gestattet, dass Hezilow gleich davoneilt, die Transformatio zu präparieren.« Damit bewegte er sich auf die Tür zu, rückwärts humpelnd und vorwärts buckelnd, dass die Schwertscheide an seiner Seite kreischend schleifte.
    Julius sah ihm hinterher, und seine Gedanken waren noch immer beim Puppenmacher, als sich die Tür schon lange hinter der zwergischen Gestalt geschlossen hatte.
    Nicht, dass er an den Fähigkeiten des Teufelsmagisters neuerdings zweifelte, eines Erleuchteten, den selbst die väterliche Majestät zum Ritter erheben wollte. Aber den Leuten fehlte es am rechten Verständnis für derlei Reichsbelange, weshalb sie alle immer lauter murrten: drunten die Bürger, draußen die Bauern, und seit jüngstem stimmten gar einige aus seinem eigenen Gefolge mit ein!
    Wie also entscheid ich? Ah, wie er’s liebte, Dekrete zu unterzeichnen, Befehle in beflissene Gesichter zu schmettern, sich auszumalen, wie seine Boten drunten durch die Stadt und draußen durch die Lande zogen, um zu verkünden, was er, Julius Caesar, beschlossen hatte.
    Aber wie nun in diesem heiklen Fall? Wenn sie die Pestilenz in den nächsten Tagen erstickten, dachte er, wär es womöglich zu früh für Hezilow, der ihm eben erklärt hatte, dass er »den Aquaster tropfenweis aus den Spalten destillier«: Erhielte er ein Tröpflein zu wenig für seinen Pelikan, so wär das ganze magische Gewürge vergebens. Wütete die Seuche aber noch Woche um Woche weiter – und mit ihr Hezilows Gehilfen, deren Kutschenschlünde tagein, tagaus nach neuer Beute gierten –, so würden die Leut sich früher oder später gegen die Obrigkeit zusammenrotten, von Zorn und Verzweiflung aufgepeitscht.
    Schon verlangte der Rat von Krumau, die Leichname beschauen zu dürfen, ehe man sie auf dem Pestfriedhof vor dem Budweiser Tor vergrub. Auf Anraten von Roserts hatte Julius sich diesem Begehr bisher verweigert: »Die sterblichen Hüllen sehen anders aus, als die Leut es bei Pestleichen gewohnt sind«
    – der aquastrischen Prozedur halber, wie Julius vermutete, oder weil es sich um eine seltene Spielart der Pestilenz handelte; auch in diesem Punkt fragte er lieber nicht nach.
    Um dem Gerede endlich die Spitze zu nehmen, hatte er gestern immerhin eingewilligt, das Hospiz am Pulverhaus durch drei Gesandte der Bürgerschaft inspizieren zu lassen. Aber seither war alles nur noch ärger geworden: Angeblich war einer der Gesandten nun verschwunden, was sollte das heißen, bitte sehr? Ein dicker Mann von einigen vierzig Jahren, so was rollte doch nicht einfach vom Burghof wie der Schachbauer vom Brett?
    Auf einmal beschlich ihn eine Ahnung, er bückte sich nach der Glocke und

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