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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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törichten Mären nicht etwa Glauben, Madame?«
    »Maître d’Alembert hat mit eigenen Augen gesehen, wie er davongeflogen ist, und vor ihm auf dem Drachenvieh … der arme Flor!«
    Wieder zog sie das Tuch aus ihrem Ärmel und schniefte hinein.
    Katharina schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln, dann wandte sie sich dem Oberst zu. »Nehmt Platz, Hoyos, ich bitt Euch. Was hat die Untersuchung erbracht?«
    Der kaiserliche Offizier, hager wie ein Winterbaum, verbeugte sich und setzte sich auf den Rand eines Sessels. Ein dünner grauer Bart rahmte sein längliches Gesicht, das wie geschnitzt aussah. »Der so genannte Drache«, meldete er mit unverkennbarem Widerwillen, »wurde von einem Katapult abgeschossen. Ein Dutzend starker Metallfedern, keinerlei Magie. Das reichte mit genauer Not, um die Last über die Burgmauern zu schießen, dahinter ist das plumpe Truc dann abgestürzt.«
    »Und Flor?« Markéta schrie seinen Namen hinaus, ihre Angst, ihre Trauer, ihren Schmerz. »Bitte sprecht doch: Habt Ihr Nachricht von ihm?« Alles und jedes, was ihr lieb und teuer war, hatte der teuflische Magister zerstört, getötet, mit ins Verderben gerissen, das Leben des Baders und die Seele ihres Geliebten. Nach allem auch Flor noch zu verlieren, dachte sie, wäre mehr, als ich ertragen könnte.
    Oberst Hoyos zog knorrige Augenbrauen zusammen. »Ihr meint den so genannten Nabellosen, nehme ich an.« Einen Moment lang sah er sie aus schwarzen Augen an, die ihr so rund und leer wie Astlöcher schienen. »Nein, Madame, von diesem Subjekt liegen mir keine Nachrichten vor.« Er drehte sich wieder zur Stradová, wobei er im Sitzen leicht die Hacken
    zusammenschlug. »Madame da Strada, die Untersuchung also hat Folgendes erbracht. Der Magister hat sich über die Burgmauer katapultiert und ist aufs Steilufer über der Moldau geprallt. Dort jedenfalls fanden sich Spuren, die kaum einen anderen Schluss erlauben: schwarze Haarbüschel sowie Fetzen gegerbter Menschenhaut. Beides soll der Magister zum Bau seines Apparates verwendet haben.«
    Der Oberst unterbrach sich und warf einen Blick zu Graf Julius hinüber. Seine Miene drückte Unschlüssigkeit und Unbehagen aus.
    »Wäre der Apparat dort zerschellt«, sagte Markéta rasch, »am Fels über der Moldau, Herr Oberst, hätten Eure Leute dann nicht mehr finden müssen als die paar Fetzen Haut und Haar?«
    Wieder bedachte Hoyos sie mit einem Blick aus leeren Astlochaugen. »Die Trümmer müssen den lotrechten Felsen hinabgerutscht und in den Fluss gefallen sein, ebenso der Körper des Magisters, lebend oder tot.«
    »Aber die Moldau ist zugefroren!«
    »Der Fluss wird noch abgesucht. Seid versichert, Madame, dass wir genügend Trümmer finden werden, um die einfältige Legende zu widerlegen.«
    Markéta ahnte nur zu genau, welche »einfältige Legende« der Oberst meinte. Seit Tagen übertrumpften sich die Leute unten in der Stadt mit immer phantastischeren Mären vom Drachenflug des Teufelsmagisters und seiner nabellosen Kreatur. Die meisten Fürsprecher aber fand eine Geschichte, die auch in Markétas Ohren recht schlüssig klang.
    »Die Leute erzählen«, sagte sie zur Stradová, »dass der Magister auf seinem Drachen über die Moldau und die ganze Stadt hinweggeflogen wär. Drüben beim Budweiser Tor soll er im Wald gelandet sein – oder abgestürzt, wie manche sagen. Und dass niemand dort eine Spur von Hezilow oder von Flor gefunden hat, wär dann auch wirklich kein Wunder, Madame:
    Vorm Stadttor haust ja der Scharfrichter Schatz zwischen Galgenplatz und Rabenacker, und Schatz kann ihm Kutsche oder Reitpferd besorgt und alle verräterischen Spuren beseitigt haben. Die Leute sagen jedenfalls, dass Hezilow und Flor wohl schon außer Landes waren, bevor der Syrakuser auch nur auf dem Weg nach Vargasz war.«
    »Und die Spuren oben am Felsenufer?«, fragte Hoyos.
    »Es kann ja sein«, legte sich Markéta ins Zeug, »dass der Drache dort aufgeschlagen ist, nachdem sie über die Mauer hinweg waren, aber dann sind sie weitergeflogen, bis rüber in den Wald.«
    »Und besagter Schatz«, wollte die Stradová wissen, »warum sollte der Scharfrichter so verbrecherische Händel mit dem Magister eingehen?«
    »Das wiederum ließe sich ohne Magie und Aberglauben begreifen«, räumte der Oberst knarzend ein. »Auch den Scharfrichter hab ich inhaftieren lassen: Er soll dem Magister die zum Strang Verurteilten verschachert haben, und Hezilow hat sie dann in seinem Keller umständlich zu Tode

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