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Der Alchimist

Der Alchimist

Titel: Der Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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die Krieger. Innerhalb einer halben Stunde lagen vierhundertneunundneunzig Körper verstreut auf dem Wüstenboden. Die Kinder befanden sich am anderen Ende des Dattelhaines und sahen nichts. Die Frauen beteten in den Zelten für ihre Männer und konnten ebenfalls nichts sehen. Wenn nicht die toten Körper herumgelegen wären, hätte es ein ganz gewöhnlicher Tag sein können. Nur ein einziger Krieger blieb verschont: der Befehlshaber der Angreifenden. Nachmittags wurde er den Stammesoberhäuptern vorgeführt, die ihn fragten, warum er mit der Tradition gebrochen habe. Der Befehlshaber antwortete, daß seine Männer hungrig und durstig waren und erschöpft von so vielen Kampftagen, so daß sie eine Oase einnehmen wollten, um den Kampf fortsetzen zu können.
    Das führende Stammesoberhaupt erklärte, daß es ihm um die Krieger leid täte, aber daß eine Tradition niemals gebrochen werden dürfe. Das einzige, was sich in der Wüste wandle, seien die Dünen, wenn der Wind wehe.
    Danach wurde der Befehlshaber zu einer ehrenlosen Hinrichtung verurteilt. Nicht durch eine Gewehrkugel oder durch ein Schwert wurde er getötet, sondern an einer abgestorbenen Dattelpalme aufgeknüpft. Sein Körper schwankte im Wüstenwind.
    Das Stammesoberhaupt ließ den Jüngling rufen und überreichte ihm fünfzig Goldstücke. Der Anführer wiederholte die Geschichte von Josef in Ägypten und bat den Jüngling, zum offiziellen Berater in der Oase zu werden.
22
    Als die Sonne untergegangen war und die ersten Sterne erschienen - sie leuchteten sehr schwach, weil Vollmond war -, ging der Jüngling in Richtung Süden. Dort gab es nur ein Zelt, und die vorbeikommenden Araber sagten, daß dieser Ort voller Dschinns sei. Aber der Jüngling setzte sich auf einen Stein und wartete.
    Der Alchimist erschien erst, als der Mond schon hoch am Himmel stand. Er trug zwei tote Sperber über der Schulter.
    »Hier bin ich«, sagte der Jüngling.
    »Du solltest dich hier nicht aufhalten«, antwortete der Alchimist. »Oder hat dein persönlicher Lebensweg dich an diesen Ort geführt?« »Es ist Krieg zwischen den Stämmen. Es ist nicht möglich, die Wüste zu durchqueren.« Da stieg der Alchimist vom Pferd und bedeutete dem Jüngling mit einer Geste, ihm ins Zelt zu folgen. Es war ein Zelt wie jedes andere in der Oase - mit Ausnahme des großen Zentralzeltes, mit seinem Luxus wie aus dem Märchenbuch. Er hielt nach dem Schmelzofen, den Phiolen und Tiegeln Ausschau, fand jedoch nichts. Es gab nur ein paar aufgestapelte Bücher, einen Kochherd und Teppiche voll rätselhafter Zeichnungen. »Setz dich, ich werde uns einen Tee machen«, sagte der Alchimist. »Und dann lassen wir uns die Sperber schmecken.« Der Jüngling hatte den Verdacht, daß es sich um dieselben Vögel handelte, die er am Vortag gesehen hatte, er sagte jedoch nichts. Der Alchimist machte Feuer, und in kurzer Zeit war das ganze Zelt mit einem herrlichen Geruch nach gebratenem Fleisch erfüllt. Es war ein noch angenehmerer Duft als der der Wasserpfeifen.
    »Warum wolltest du mich sehen?« fragte der Jüngling. »Wegen der Zeichen. Der Wind hat mir dein Kommen angekündigt. Und daß du Hilfe brauchen würdest.« »Das bin nicht ich. Das ist der andere, der Engländer. »Der hat dich gesucht.« »Der muß vorher noch andere Dinge finden, bevor er mich findet Aber er ist bereits auf dem richtigen Pfad Er hat begonnen, die Wüste zu betrachten« »Und ich?« »Wenn man etwas will, dann wirkt das ganze Universum darauf hin, daß die Person ihren Traum verwirklichen kann«, sagte der Alchimist, indem er die Worte des alten Königs wiederholte Der Jüngling verstand Hier war wieder ein Mann auf seinem Weg, der ihn seiner inneren Bestimmung näher bringen würde »Wirst du mich unterrichten?« »Nein Denn du weißt schon alles, was du brauchst Ich werde dich nur in Richtung deines Schatzes leiten« »Es ist Krieg«, wiederholte der Jüngling »Ich kenne die Wüste« »Ich habe meinen Schatz bereits gefunden Ich besitze ein Kamel, das Geld aus dem Kristallwarengeschäft und fünfzig Goldmünzen Damit kann ich in meinem Land ein reicher Mann sein« »Aber nichts davon hegt bei den Pyramiden«, erwiderte der Alchimist »Ich habe Fatima Das ist mein größter Schatz« »Auch sie ist nicht bei den Pyramiden« Schweigend verspeisten sie die Vogel Der Alchimist öffnete eine Flasche und goß eine rote Flüssigkeit in das Glas des Jünglings Es war Wein, einer der besten, die er je getrunken hatte Aber Wein war doch

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