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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Panzerung noch
Verteidigungswaffen und war nicht nur nicht getarnt, sondern ganz
gezielt so gebaut, dass es mit möglichst vielen verschiedenen
Sensoren möglichst gut sichtbar war. Kein boshafter Dweller
sollte es zum Spaß beschießen und hinterher behaupten
können, er bedauere, aber er hätte es nicht gesehen.
    »Wie geht es da unten?«, fragte Apsile. Es klang
unbekümmert, als habe er alles im Griff.
    »Gut, soweit es mich betrifft«, antwortete der
Colonel.
    - Schließe mich an, sendete Fassin. – Haben
wir schon eine geschätzte Ankunftszeit?
    Reisen von Third Fury nach Nasq dauerten gewöhnlich etwa eine
Stunde. Fassin hoffte, sie könnten es in weniger als der
Hälfte dieser Zeit schaffen.
    »Das Haupttriebwerk feuert mit Maximalleistung, wir sollten
in etwa zehn Minuten die Drehung einleiten können«, sagte
Apsile. »Dann bremsen wir weitere zehn Minuten und
brauchen… hmm, noch – höchstens fünf, würde
ich hoffen – um tief genug in die Atmosphäre
einzudringen.«
    Er meinte, tief genug, um außer Reichweite von allen bis auf
die Furcht erregendsten Waffen zu sein. Die Furcht erregendsten
Waffen der Dweller natürlich nicht eingerechnet.
    - Lässt sich das noch verkürzen?, fragte
Fassin.
    »Wir könnten vielleicht schneller eintauchen, sobald wir
den oberen Wolkenrand erreichen«, sagte Apsile. »Steiler,
mit höherer Geschwindigkeit. Mag sein. Hmmm.« Fassin
glaubte fast zu sehen, wie sich der Meistertechniker nachdenklich das
Kinn rieb. »Ja, vielleicht, wenn wir die Wärme- und
Druckwerte eine Spur über die Toleranzgrenzen steigen
lassen.« Eine Pause. »Immer vorausgesetzt natürlich,
dass das Schiff keine bislang unbekannten Schäden erlitten hat,
als die Hangarkuppel getroffen wurde.«
    - Immer vorausgesetzt, nickte Fassin.
»Meistertechniker«, meldete sich Colonel Hatherence.
»Werden wir verfolgt oder gezielt angegriffen?«
    »Nein, Colonel.«
    »Dann schlage ich vor, beim ersten Eintrittsprofil zu
bleiben.«
    - Die Entscheidung liegt allein bei Ihnen, Herv, sendete
Fassin.
    »Verstanden.«
    »Können Sie den militärischen Funkverkehr
abhören, Meistertechniker?«
    »Leider nein, Madame, es sei denn, man richtet einen Laser-
oder Radiostrahl direkt auf uns.«
    »Schade. Was geht denn eigentlich vor?«
    »Sieht so aus, als hätte ein Feuergefecht stattgefunden.
Möglicherweise dauert es noch an. Triebwerkssignaturen entfernen
sich vom Mond in die Richtung, aus der die feindlichen Projektile
gekommen zu sein scheinen. Mannomann!«
    Der Blitz hatte auch Fassins indirekte Aufmerksamkeit erregt; auf
der Oberfläche von Third Fury öffnete sich ein weiterer
noch größerer weiß glühender Krater.
    »Was ist mit den Leuten, die sich noch im Innern von Third
Fury befinden?«, fragte der Colonel.
    »Habe mitgehört«, sagte Apsile. »Ich werde
versuchen, direkt Verbindung aufzunehmen. Einen Augenblick.«
    Stille. Fassin beobachtete durch die Sensoren des
Trägerschiffes, wie sich das All drehte. Er rief das
Systemprofil des Absetzschiffes auf und orientierte sich, dann suchte
und fand er ’glantine; ein winziger Lichtpunkt, weit entfernt.
Mit Hilfe der Sensoren konnte er den Planetenmond so weit
heranzoomen, dass er ihn als fast volle, durch die starke
Vergrößerung körnig flimmernde Scheibe sah. Die
Topographie war nur andeutungsweise zu erkennen. Konnte dies das
Hochland sein? Dort, der Lichtfleck – die Erzsee? Ein
Fünkchen. Da, weiter hinten… ein winziger Blitz? Hatte er
das wirklich gesehen?
    Eine eisige Hand, kälter und aufdringlicher als jeder
Gelfühler, griff nach seinem Magen und seinem Herzen. Nein.
Bestimmt nicht. Nur eine Störung im System. Er suchte nach dem
Schalter, um die Aufzeichnung zu wiederholen.
    »Verdammte Scheiße, da sind Trümmer…«,
sagte Apsile. Das Schiff machte einen Satz und brach aus. Fassin
wandte sich wieder dem Bild zu, das Apsile sah, und entdeckte es
ebenfalls: ein Feld aus schwarzen Flecken hing vor ihnen über
dem Planeten wie ein auseinander gerissener Vogelschwarm. Sie hatten
fast Maximalgeschwindigkeit erreicht. Das Trägerschiff setzte
zur Drehung an.
    Von allen Seiten rasten dunkle Fetzen vorbei wie feine schwarze
Rußflocken. Fassin spürte, wie sich seine Arme im Griff
des klebrigen Schockgels an seinen Körper ziehen wollten, wie er
instinktiv versuchte, ein kleineres Ziel zu bieten. Dann waren sie
durch. Keine Kollisionen.
    Wenig später spürte Fassin, wie das Absetzschiff
herumschwenkte, um seine Triebwerke auf den Planeten zu

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