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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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rechtzeitig erreichen
wollen.« Slyne drehte sich um und machte sich an einem
Holowürfel zu schaffen, der über dem ringförmigen
Tisch schwebte. Vor ihm leuchtete der größte Bildschirm
auf, eine Karte des Raumabschnitts erschien und füllte sich
rasch mit sanft geschwungenen Linien und abrollenden Zahlen. Slyne
sah sich das Display eine Weile aufmerksam an, dann verkündete
er: »Bei voller Kraft können wir in achtzehn Tagen dort
sein. Mein bestes Angebot.« Slyne packte einen großen,
blank polierten Griff, der unübersehbar aus dem Tisch ragte, und
drückte ihn lustvoll, wenn auch etwas verlegen, bis zum Anschlag
nach hinten. Das Geräusch der Triebwerke veränderte sich,
und das Schiff begann allmählich zu beschleunigen.
    »Wir könnten Verbindung zu Munueyn aufnehmen und ein
schnelleres Schiff chartern«, schlug Y’sul vor. »Wir
vereinbaren einen Treffpunkt mit der Pöaflias, der auf
unserem Weg liegt, und wechseln über.«
    Slyne schaukelte nach hinten und starrte den älteren Dweller
an. Die Muster auf seiner Signalhaut sprachen von tiefer
Enttäuschung und heller Empörung.
    »Achtzehn Tage sollten genügen, Captain«,
beschwichtigte ihn Fassin. »Ich glaube kaum, dass wir bereits
beim Start des Turniers anwesend sein müssen.«
    »Wie lange dauern solche Wettbewerbe denn im
Allgemeinen?«, fragte Hatherence.
    Slyne riss den Blick von Y’sul los, der den
Gleichgültigen spielte, und antwortete: »Gewöhnlich
zehn bis zwölf Tage. Diesmal wird man das Turnier wegen des
Krieges vielleicht ein wenig abkürzen. Aber wir kommen noch
zurecht, um das meiste mitzuerleben.«
    »Gut«, sagte Fassin. »Bleib bitte noch eine halbe
Stunde auf dem jetzigen Kurs, Captain. Danach kannst du abwenden und
auf den Sturm zuhalten.«
    Slyne hatte sich wieder halbwegs gefasst. »Schon so gut wie
erledigt.«
     
    Slyne nützte den WindFluss, ein kurzlebiges Band von noch
schnellerer Strömung innerhalb des breiten Jetstreams der
gesamten Rotationszone, und sie kamen gut voran. Zweimal wurden sie
von Kriegsschiffen angehalten, durften dann aber ihren Weg
fortsetzen. Sie schlüpften durch ein Minennetz, das wie eine
Decke aus schwarzer, mit Sprengköpfen durchsetzter Spitze
über den Himmel gebreitet war. Ein Panzerkreuzerfänger,
versicherte ihnen Slyne. Ihnen könnte er nichts anhaben. Sie
hätten, ach, zwanzig bis dreißig Meter Spielraum auf jeder
Seite.
    Der Schraubenbrecher Poaflias schaffte es, in sechzehn
Tagen die Unterseite des Sturms mit Namen Ultraviolett 3667 zu
erreichen. Sie trafen ziemlich genau zum Beginn der Regatta dort
ein.
    »Alles anschnallen! Könnte etwas unruhig werden!«,
brüllte Y’sul und wiederholte die Warnung als Signal,
für den Fall dass die anderen sie nicht gehört
hätten.
    Fassin und Hatherence waren auf dem Weg an Deck gewesen, als die Poaflias mehr als üblich zu bocken und zu rollen anfing.
Das Gas war hier noch dunkler als um Valseirs Haus, wenn auch weniger
dicht und heiß, und es pfiff förmlich durch die
kümmerlichen Reste der Takelage. Bänder und Streifen, die
sich eben noch um das ganze Schiff geringelt hatten, wurden
fortgerissen, als sich die Poaflias in die nächste
brodelnde Wolkenmasse stürzte.
    Der Mensch und die Oerileithe befanden sich noch unter dem Dach
des Niedergangs, wo es halbwegs ruhig war. Sie wechselten einen
kurzen Blick, dann streiften sie rasch die primitiv aussehenden
Geschirre über. Das Gurtwerk des Colonels passte gut über
den Schutzanzug. Bei Fassin hielt es zwar, sah aber nicht sehr
ordentlich aus, es war nicht für seine Alien-Gestalt gemacht.
Slyne hatte verlangt, dass jeder die Dinger trug, der an Deck kam,
solange die Poaflias in voller Fahrt war, obwohl sowohl
Hatherence wie auch Fassin – sollten sie wider Erwarten
davongeweht werden – das Schiff mit ihrem eigenen Antrieb leicht
hätten einholen können.
    »Was ist denn los?«, rief Hatherence, als sie sich
Y’sul näherten, der sich neben der Harpunenkanone am Bug an
die Reling klammerte.
    »Wir schießen in den Sturm ein!«, brüllte
Y’sul zurück.
    »Hört sich gefährlich an!«, schrie
Hatherence.
    »Und ob!«
    »Und was heißt es nun genau?«
    »Wir fliegen durch die Sturmwand«, rief Y’sul.
»Dazu müssen wir die Randwinde überwinden. Sollte ein
ordentliches Spektakel werden!« Hinter den Gasfetzen, durch die
sich das Schiff seinen Weg bahnte, tauchte eine mächtige dunkle
Mauer aus wirbelnden, reißenden Wolkenmassen auf. Grelle Blitze
zuckten wie Quecksilberadern durch die

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