Der Algebraist
zur Krümmung des Raums. An sich
längst bekannt, doch nun will man mit dieser Technik die
Lichtgeschwindigkeit übertreffen.« Fassin machte eine Geste
der Resignation, die Außenhaut seines Pfeilschiffs
signalisierte Verlegenheit. »Ich wurde zu einer
paramilitärischen Abteilung der Merkatoria abkommandiert, ohne
mich dagegen wehren zu können, und auf diese Mission geschickt.
Was den Erfolg meiner Bemühungen angeht, bin ich wahrscheinlich
ebenso skeptisch wie Sie.«
Auf Drunisines Haut erschien ein Muster, das höfliche
Belustigung ausdrückte. »Oh, das möchte ich
bezweifeln, Seher Taak.«
»Was geht hier vor?«
»Das wollte ich gerade dich fragen«, antwortete
Setstyin. »Information gegen Information?«
»Schön, aber ich darf anfangen.«
»Was genau willst du wissen?«
Sie befanden sich immer noch in der Empfangssphäre im Innern
der Riesenkugel. Commander Drunisine war gegangen. Zwei
Erwachsenen-Sanitäter behandelten die kleinen Verletzungen, die
sich Y’sul und Valseir während der Schlacht zugezogen
hatten. »Was ist das hier?«, fragte Fassin und bezog
mit einer Geste das ganze Schiff ein. »Wo kommt es her? Wer hat
es gebaut? Wer steuert es? Wie viele von der Sorte gibt es in
Nasqueron?«
»Ich dachte, der Titel sagt alles«, meinte Setstyin.
»Es ist eine Maschine zum Schutz des Planeten. Vor gezielter
Aggression durch einen gewissen Typ von fortgeschrittener Technik.
Ein Planeten-Protektor ist kein Raumschiff, wenn du das meinst. Er
ist nur innerhalb der Atmosphäre einsetzbar. Der hier kam aus
der Tiefe, wo solche Dinge gewöhnlich gelagert werden. Gebaut
haben wir ihn. Ich meine, wir, die Dweller, wahrscheinlich vor ein
paar Milliarden Jahren. Ich müsste nachsehen. Gesteuert wird er
im Kontrollzentrum von Dwellern mit militärischer Erfahrung, die
für diese Art von Maschinen gezielt an Simulatoren ausgebildet
wurden. Was die Zahl angeht… das weiß ich nicht. Und wenn,
dann sollte man die Information wohl auch nicht weitergeben. Nimm es
mir nicht übel, Fassin, aber letzten Endes bist du eben doch
keiner von uns. Wir müssen davon ausgehen, dass deine
Loyalitäten anderswo liegen.«
»Vor Milliarden von Jahren gebaut? Und ihr könntet auch
heute noch…?«
»Das muss ich aber als neue Frage werten«, schalt
Setstyin. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
Fassin seufzte. »Na schön.«
»Suchst du wirklich nach Daten für eine Warptechnologie
zum SAL-Antrieb? Obwohl du genau weißt, dass sie nicht
existieren?«
»Die Merkatoria glaubt, mit diesen Daten bessere Chancen zu
haben, den Kampf gegen das E-5-Separat zu gewinnen. Die Leute sind
verzweifelt. Sie würden alles versuchen. Und ganz gleich, wie
ich über die Sache denke, ich muss mich an meine Befehle halten.
Natürlich weiß ich, dass es einen eigenständigen
SAL-Antrieb nicht gibt.«
»Wirst du diesen Befehlen auch jetzt noch
gehorchen?«
Fassin dachte an Aun Liss, an die Bewohner von Hab 4409 und all
die anderen, die er im Lauf der Jahre im Ulubis-System kennen gelernt
hatte. »Ja«, sagte er.
»Und warum?« Setstyin klang ehrlich verwirrt.
»Deine Familie und deine Kollegen aus dem Seher-Sept sind fast
alle tot, deine unmittelbare militärische Vorgesetzte ist in der
Schlacht gefallen, und es gibt weit und breit niemanden, der ihre
Stelle einnehmen könnte.«
»Das ist nicht so einfach zu erklären«, antwortete
Fassin. »Vielleicht aus Pflichtbewusstsein oder aus schlechtem
Gewissen oder auch aus dem Wunsch heraus, irgendwie tätig zu
werden. Könntet ihr denn solche Planetenschutzmaschinen
auch heute noch bauen?«
»Keine Ahnung«, gestand Setstyin. »Aber wieso
eigentlich nicht? Vielleicht fragst du besser jemanden, der sich
damit auskennt, aber selbst wenn die richtige Antwort
›nein‹ wäre, müssten wir doch wohl ›ja‹
sagen?«
»War es mein Anruf bei dir, der das alles in Gang gesetzt
hat?«
»Ich finde, du holst dir ganz schön viele Zusatzfragen.
Aber du hast Recht. Ich nehme allerdings an, wenn plötzlich
Dutzende von neu auf Gastauglichkeit umgerüsteten Kriegsschiffen
im Orbit auftauchen, schrillen bei uns auch ohne besondere Vorwarnung
die Alarmglocken. Trotzdem sind wir dankbar. Man könnte
vielleicht sogar sagen, dass wir das Gefühl haben, dir einen
Gefallen schuldig zu sein.«
»Und wenn die Merkatoria jemals dahinterkommt«, sagte
Fassin, »werde ich als Verräter hingerichtet.«
»Wenn du es niemandem verrätst, schweigen wir
auch«, erklärte Setstyin in vollem Ernst.
»Abgemacht«, gab
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