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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Exoskelette umgaben ihn mit
einer Riesenhecke aus gepanzerten Gliedmaßen und bedrohlich
gezackten Rümpfen. Er hatte den Tunneleingang fast erreicht, als
er den Boden unter den Füßen verlor. Die Exoskelette
taumelten, das ganze riesige Schiff schwankte. Einer der
Riesengardisten wäre fast auf ihn gefallen und brachte sich erst
im letzten Moment mit winselnden Servos wieder ins Gleichgewicht.
    »Was war das?«, wollte Lusiferus wissen.
    »Hier Schadenskontrolle«, meldete sich eine Stimme aus
seinem Anzug. »Ein Energieblitz hat das ganze Schiff genau im
Zentrum durchschlagen. Ein Loch von etwa zwei Metern Durchmesser.
Außerdem… wurde der Bug… bis zur…
Achtzig-Meter-Marke… weggeschossen. Restlos. Unbekanntes
Energieprofil der gleichen Art wie der Strahl durch das Zentrum.
Lichtgeschwindigkeit; keine Vorwarnung. Reaktive Verteidigungssysteme
suchen nach Schutzmaßnahmen gegen weitere Treffer… bisher
ohne Erfolg.«
    »Nachrichteneingang«, ließ sich eine andere Stimme
vernehmen. »Dweller verlangen Rückgabe ihrer an Bord
befindlichen Landsleute. Das waren offenbar nur
Warnschüsse.«
    Tuhluer kam auf ihn zugeschritten.
    Lusiferus sah ihn an. »Schicken Sie die Dweller
zurück«, befahl er seinem Adjutanten. »Und dann
bringen Sie den Kahn von hier weg.« Er näherte sich dem
Tunnel.
    »Und die Schiffe mit der Antimaterie?«
    »Bleiben, wo sie sind. Verlängern Sie das Ultimatum, bis
die Lusiferus VII außer Reichweite ist.«
    »Zu Befehl.«
    Diesmal schaffte es der Archimandrit tatsächlich, sein
wartendes Flaggschiff zu erreichen.
     
    Eine Stunde später kämpfte sich die flügellahme Lusiferus VII immer noch mühsam aus dem Schwerkraftfeld
des Planeten. Die Raubtier war bereits eine halbe Million
Kilometer entfernt und beschleunigte noch immer. Der Archimandrit lag
auf der Andruckliege und zitterte vor Wut. Der ganze Schrecken des
Geschehens, die tödliche Kränkung kamen ihm erst
allmählich zu Bewusstsein. Seine Geduld war endgültig
erschöpft. (Die drei Witzbolde, diese verdammten Dweller waren
tatsächlich entkommen. Ihre Schutzanzüge hatten alle
Schüsse reflektiert oder abgelenkt, die ihnen die Raubtier nach ihrem Abgang von der Lusiferus VII hinterhergeschickt
hatte. Sie waren – offenbar unverletzt – in der
Wolkenschicht verschwunden.) Lusiferus befahl, die Dweller
unverzüglich über das Ultimatum zu informieren und von
einem der Schiffe einen AM-Sprengkopf in die Planetenatmosphäre
abwerfen zu lassen, um zu zeigen, wie ernst man es meinte.
    Die Antwort kam prompt. Das Schiff mit der AM-Bombe – alle
zwanzig Schiffe mit AM-Bomben – flammte kurz auf und war nicht
mehr zu sehen. Ein Teil der Sprengköpfe zündete, und es kam
zu katastrophalen Reaktionen der Antimaterie mit den Trümmern
der zerstörten Schiffe. Nasqueron war von einer
unregelmäßigen Halskette aus zwanzig kleinen Schrottsonnen
umgeben, die aufflammten, erloschen, noch einmal aufflammten und
schließlich für immer verschwanden.
    Augenblicke später stieg eine hyperschnelle Rakete aus dem
Dunstgebräu des Gasriesen und hatte die Lusiferus VII trotz aller verzweifelten Gegenmaßnahmen binnen zwei
Minuten nach dem Auftauchen aus den obersten Wolkenschichten
gefunden.
    Die Strahlungsfront überlastete die Sensorpuffer der Raubtier. So sollte ein Antimaterie-Sprengkopf funktionieren, lautete die Botschaft.
    Adjutant Tuhluer setzte eine letzte Nachricht ab, bevor das
große Schiff endgültig zerrissen und in Strahlung und
überschnelle Trümmer verwandelt wurde. Darin teilte er
Lusiferus in aller Ruhe mit, der Archimandrit sei ein
Arschloch…
     
    Fassin Taak schaute zu den Sternen seiner Heimat empor. Trotz des
Schockgels stiegen ihm die Tränen in die Augen. Er stand auf
einer zugigen Plattform über einer kleinen Stadt in der obersten
Wolkenschicht, weit unten in der Südpol-Region, nur zweitausend
Kilometer entfernt von der zerrissenen fließenden Grenze mit
Nasquerons südlichstem Atmosphäregürtel.
    Er suchte nach einem befreundeten Satelliten, nach irgendeinem
Signal, das von seinem Gasschiffchen zu erkennen wäre, fand aber
nichts. Alle abgestrahlten Signale waren entweder viel zu schwach
oder verschlüsselt, und er fand auch kein Relais im niedrigen
Orbit, an das er einen Gruß hätte absetzen können. Er
versuchte, eines der schwächeren Signale zu erfassen und seine
Botschaft mit dem Biobewusstsein des Gasschiffs zu
entschlüsseln, aber die Routinen arbeiteten offenbar nicht. Er
kapitulierte und begnügte sich

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