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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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Sam lächelte ebenfalls, obwohl die Eifersucht an seiner Magenschleimhaut nagte. Burt und Gretchens Zwillingsschwester hatten dieses Gespräch offensichtlich schon sehr oft geführt. Genau das hatte Sam von Anfang an gepredigt: RePrise funktioniert am besten bei älteren Menschen.
    »Ist Gretchen Burts Schwägerin?«, fr agte Dash. »Es ist bestimmt nicht leicht für ihn, sie zu besuchen. Sie sieht seiner verstorbenen Frau zum Verwechseln ähnlich.«
    »Nein, das auf dem Computerbildschirm ist sie. Das ist Gretchen«, flüsterte Dr. Dixon.
    »Nein, das ist RePri se«, widersprach Dash.
    »Genau.«
    »Aber sie ist gar nicht tot?«
    »Nein. Jedenfalls nicht direkt. Sie ist zwar nicht tot, aber trotzdem nicht mehr da. Alzheimer im Spätstadium.«
    Dash und Sam waren sprachlos und versuchten diese Information zu verarbeiten. »Wir hätten RePrise aber nie für einen Angehörigen eingerichtet, der noch lebt«, sagte Dash schließlich.
    »Wissentlich nicht. Aber Burt ist ein Freund von einem Freund von mir. Er hat mich um Rat gefragt, und ich habe Sie empfohlen. Im Gegensatz zu kleinen Kindern sind Gretchen und Burt in meinen Augen nämlich die idealen Nutzer. Ich habe Burt auch geraten, bei der Anmeldung nicht zu erwähnen, dass Gretchen noch lebt.«
    »Es f unktioniert aber nicht, wenn E-Mail- und Video-Chat-Account noch aktiv sind.« Sam war entsetzt.
    »Sind sie ja nicht«, antwortete Dr. Dixon und zuckte mit den Schultern . »Sehen Sie sich die Frau doch an. Glauben Sie, sie verbringt noch viel Zeit im Internet?«
    »Wie heißt er mit Nachnamen?«, wollte Sam wissen, der seinen Augen immer noch nicht traute.
    »Vanderman . Burt Vanderman. Gretchen hat ihren Mädchennamen behalten. Sie war früher eine ziemliche Rebellin.«
    »Ich erinnere mich.« Sam rutschte das Herz in die Hose. »Ich habe ihm ein Remote-Konto eingerichtet. Ich hätte nie gedacht … mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass …«
    »Natürlich nicht«, sagte Dr. Dixon. »O hnehin wäre es nicht sinnvoll gewesen, dieses Paar von RePrise auszuschließen, nur weil Gretchen noch am Leben ist. Wir haben Ihnen nichts davon gesagt, weil wir wussten, dass Sie sonst Nein sagen würden. Aber das wäre die falsche Antwort gewesen. Sehen Sie sie an: Sie stirbt.«
    »Wer stirbt, ist aber noch lange nicht tot«, protestierte Sam.
    »Sie ist vielleicht nicht tot, abe r sie ist trotzdem geistig nicht mehr anwesend. Diese beiden Menschen erfüllen alle Voraussetzungen für RePrise. Für Burt ist Gretchen in jeder Hinsicht verloren. Sie kennt ihn nicht, erinnert sich nicht an ihr gemeinsames Leben, ihre Familie, ihre Jahre jenseits der sechzig. An den meisten Tagen spricht sie nicht einmal mit ihm. Und er kann sie auch ganz sicher nie wieder mit nach Hause nehmen. Er hat seine Frau verloren, genau wie ein Witwer. Er vermisst sie, er leidet, er ist einsam, am Boden zerstört, er hat Angst. Sie wissen, wie das ist, Sam. Wenn sie gestorben wäre, hätte es zumindest eine Beerdigung gegeben. Er hätte sich im Freundes- und Familienkreis von ihr verabschieden können. Seine Kinder hätten ihn bei sich aufgenommen. Seine Freunde hätten ihm Mahlzeiten vorbeigebracht und Blumen geschickt. Er hätte ihre Kleider spenden und ihr zu Ehren eine Stiftung ins Leben rufen oder einer Selbsthilfegruppe für Witwer beitreten können, um dort Trost im Mitgefühl der anderen Teilnehmer zu finden und die Kraft, weiterzuleben. Stattdessen hat er nur die Nachteile. Er spürt zwar die Trauer und die Leere, die der Tod mit sich bringt, aber ihm steht keine der Möglichkeiten zur Verfügung, die all das zumindest ein bisschen erträglicher machen. Jetzt kann er immerhin mit seiner Frau in Erinnerungen schwelgen, während er gleichzeitig ihre Hand hält, was in meinen Augen so ziemlich die beste Anwendung Ihrer Software ist, von der ich bisher gehört habe.«
    »Ich finde das gruselig«, sagte Dash.
    »Würden Sie ni cht auch alles dafür geben, wenn Sie Merediths Hand halten könnten, während Sie mit ihr sprechen?«, wandte sich Dr. Dixon an Sam, der allerdings alles dafür gegeben hätte.
    Pennys Tochter Katie hatte sich gleich in zwei Punkten geirrt: Erstens hatte Penny keinen Herzinfarkt erlitten, und zweitens war Sam zwar kein Mediziner, erkannte aber trotzdem, dass es Penny alles andere als gut ging. Wie die Ärzte Katie, Kent, Kaleb, Kendra und Kyra schließlich erklärten, litt sie unter hydropisch dekompensierter Herzinsuffizienz, im Volksmund auch Herzversagen genannt, was wiederum

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