Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)
einfach die guten Sachen«, beschwerte sich Meredith.
»Meine Liebe, dieses Familienkettchen sieht umwerfend an mir aus. Dir würde es doch gar nicht stehen.«
»Dann gib mir wenigstens das Diadem.«
»Pass auf, wir machen vier Häufchen«, schlug Dash vor. »Eins für deine Mutter, eins für dich, eins für mich und eins für die HAFAD .«
» HAFAD ?«
»Heilsarmee für alte Damen.«
»Die hauen uns das Zeug doch um die Ohren .«
» Großmutter würde wollen, dass ich die hier kriege«, behauptete Dash und hielt ein Paar Korallenohrringe in Sonnen- und Mondform hoch.
» Oma würde sagen, dass die scheußlich sind«, antwortete Meredith.
»Sind doch ihre .«
»Die se Ohrclips waren 1947 bestimmt der letzte Schrei, aber jetzt sind sie nur noch schrecklich.«
» Wenn ich sie trage, sind sie bald wieder total angesagt«, erklärte Dash und klippte sie sich an die Ohren.
» Du machst Livvie alle Ehre «, sagte Meredith.
Am Freitag war nur noch der Rest übrig. Es war gleichzeitig sehr viel und sehr wenig: Livvies Telefon, ihr Strickzeug, ihre Krimskramsschublade, die voll mit den üblichen Sachen war – Tesafilm und Ersatzschere, Lieferservice-Faltblätter und abgelaufene Gutscheine, Gummibänder und Büroklammern und Schlüsselanhänger ohne Schlüssel. Sie fanden M&M s, die Livvie für Meredith und Dash versteckt hatte, als die beiden fünf Jahre alt und furchtbar gelangweilt gewesen waren (offensichtlich hatten sie damals ein paar übersehen), Videokassetten, die hinter den Fernseher gerutscht waren, und unbenutzte Malbücher, die sie entweder vergessen hatte, als ihre Enkel noch klein waren, oder vielleicht bereithielt, falls kleine Kinder zu Besuch kamen. Und sämtliche Möbel . Sie hatten tatsächlich die Heilsarmee angerufen und warteten nun, dass jemand vorbeikam und sie sich ansah.
Onkel Jeff telefonierte gerade mit einem Makler – so weit waren sie schon gekommen –, als Meredith plötzlich verkündete: »Ich ziehe ein.«
»Wo?«, fragte ihre Mutter abwesend.
»Na hier. In Omas Wohnung. Ich will hier einziehen.«
»Das ist doch ein e Seniorenwohnung «, sagte Jeff.
» Oma hat hier schon gewohnt, als sie frisch verheiratet war«, widersprach Meredith. »Hier haben kleine Kinder und später Teenager gelebt.«
»So viel Geschichte«, sagte Dash. »So viele Erinnerungen.«
»Ist das etwas Schlechtes?«
»Vielleicht erdrückt es einen irgendwie.«
» Oma würde aber wollen, dass ich hier wohne«, sagte Meredith.
»So viele hässliche Möbel«, fügte Dash hinzu. Es stimmte: Ein Teil der Einrichtung war so hässlich, dass man ihn nicht einmal aus Nostalgiegründen behalten wollte.
»Ich würde natürlich meine jetzige Wohnung aufgeben und euch Miete zahlen«, sagte Meredith zu ihrer Mutter und ihrem Onkel.
»Jetzt sei nicht albern«, winkte Onkel Jeff ab. »Du bist ein Familienmitglied, und die Wohnung gehört genauso dir. Ums Geld geht es nicht.«
» Oma würde wahrscheinlich tatsächlich wollen, dass du hier wohnst «, räumte ihre Mutter ein. »Falls du das wirklich willst. Aber nicht wenn dich die Umgebung traurig und missmutig und trübselig macht. Nicht wenn du es nur willst, weil du nicht loslassen kannst.«
»Ich kann echt nicht loslassen«, gab Meredith zu. »Aber das ist nicht der Grund.«
Am Abend kehrten Jeff und Maddie ins Hotel zurück, und Kyle und Julia in Merediths Wohnung. Dash übernachtete in Sams Wohnung, und Sam fing an, die sorgsam eingewickelten Teller und Tassen und Gläser und Schüsseln wieder auszupacken und sie zurück in die Schränke zu räumen, aus denen er sie genommen hatte. Meredith fand nämlich , dass ihr vor Jahren im Secondhandladen gekauftes, nicht zueinanderpassendes Geschirr dem Porzellan ihrer Großmutter nicht das Wasser reichen konnte. » Oma würde sagen, zurück in den Schrank damit«, erklärte Meredith.
»Du weißt immer ganz genau, was deine Großmutter sagen würde«, stellte Sam fest.
»Ich kenne sie halt schon mein ganzes Leben lang.«
»Aber was würdest du sagen? Was willst du ? «
»Ich will, was si e will. Wollte. Und sie will, was für mich am besten ist. Also will ich das auch.«
»Na gut, ich auch«, sagte Sam. »Wie wär’s, wenn ich hier weiter Teller und Tassen einräume und du nach Hause gehst und deine Sachen packst?«
»Damit kann ich doch morgen anfangen.«
»Aber heute ist der letzte Tag mit Dash und deinen Eltern und deiner Tante und deinem Onkel. Vielleicht würdest du den Abend also lieber mit deiner Familie
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