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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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Zettel, auf dem stand, dass sie am Morgen nach ihr sehen würden.
    Als sie wieder in ihrer eigenen Wohnung waren, durchsuchte Meredith Livvies Adressbuch nach einer Telefonnummer von Pennys Kindern, allerdings ohne Erfolg. Sie beschloss, es bei Livvie persönlich zu versuchen. »Tut mir leid«, antwortete Livvie. »Ich verstehe nicht, was du meinst.« Als Nächstes sprach Meredith dem Hausverwalter auf den Anrufbeantworter, weil sie hoffte, dass er vielleicht die Kontaktdaten von Pennys nächsten Angehörigen hatte, und danach ihrem eigenen Hausarzt, um für Penny einen Termin am nächsten Morgen zu machen. Als der Hausverwalter nach einer Stunde noch nicht zurückgerufen hatte, ging sie hinunter und hämmerte an seine Tür.
    » Nicht sauer werden «, sagte Sam, als sie ohne Information und genauso ruhelos wie vorher wieder nach oben kam, »aber meinst du nicht, dass wir es für heute gut sein lassen sollten? Morgen früh gehen wir runter und schauen, wie es ihr geht. Vielleicht fallen ihr die Namen und Telefonnummern ihrer Kinder ja selbst wieder ein. Und vielleicht weiß sie sogar, wie ihr Arzt heißt. Ich finde deine Panik etwas voreilig.«
    »Du hast die Wohnung doch gesehen ! «, rief Meredith schrill. »Das war nicht die Wohnung von jemandem, der nur mal eben einen schlechten Tag hat. Das war die Wohnung von jemandem, der seit sechs Monaten jeden Tag einen schlechten Tag hat. Ich mache mir solche … Ich kann einfach nicht glauben, dass ich nach dem Tod meiner Großmutter nicht einmal nach ihr gesehen habe. Was ist nur mit mir los, verdammt?«
    »Sie hat eigene Kinder, Merde. Und sie ist erwachsen. Du bist nicht für sie verantwortlich.«
    »Natürlich bin ich für sie verantwortlich! «
    »Warum? Nur weil sie eine Freundin von Livvie war?«
    »Ja. Und weil ich hier vor Ort bin. Wir beide sind hier vor Ort. An wen hattest du denn sonst gedacht?«
    »Jetzt werd nicht gleich sauer «, wiederholt e Sam. »Ich helfe ihr gerne, das weißt du. Ich will nur nicht, dass wir in ihr Leben platzen, als würde das alles uns gehören.«
    »Du meinst ihre Wohnung?«
    »Ihre Wohnung, ihre Person , ihre Demenz, ihre Kinder, ihre gesundheitlichen Probleme. Sie ist über achtzig und hat bestimmt keine Lust auf einen Babysitter.«
    »Für jemande n, der berufsmäßig in den E-Mails und Privatgesprächen fremder Leute herumschnüffelt, machst du dir ganz schön viele Sorgen über Grenzüberschreitungen.«
    »Ich will doch nur, dass wir behutsam vorgehen, wenn wir einfach so in das Leben einer fremden Person eindringen.«
    »Behutsamkeit i st nicht so meine Stärke«, gestand Meredith.
    »Hab ich gemerkt.«
    »Ist das was Schlechtes?«
    »Nein, das ist das , wofür ich dich am meisten liebe«, antwortete Sam. Dann wurde er nachdenklich und fügte hinzu: »Na ja, eigentlich ist es eine lange Liste. Aber das ist eine der vielen Eigenschaften, die ich so an dir liebe. Du siehst, dass jemand leidet, und willst ihm sofort helfen. Das ist lieb und großzügig, aber auch mit Schwierigkeiten verbunden. Woher kommt das bei dir?«
    »Das Bedürfnis, mich überall einzumischen?«
    »Nein, das Vertrauen, dass du den Menschen helfen kannst«, antwortete Sam.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Vielleicht habe ich als Kind zu viel Zeit alleine verbracht. Zu viel Zeit mit Holzleim statt mit anderen kleinen Mädchen. Als Jugendliche habe ich mal bei einem Tierarzt gejobbt. Hab ich dir je davon erzählt?« Sam schüttelte den Kopf. »Der Tierarzt war ein Freund von meinen Eltern. Im Prinzip hat er eine Aufgabe für mich erfunden, um ihnen einen Gefallen zu tun: Tiere streicheln. Meine Aufgabe bestand darin, bei den Tieren zu sitzen, wenn sie für Eingriffe vorbereitet wurden oder aus der Narkose aufgewacht sind oder darauf gewartet haben, dass ihre Besitzer sie wieder abholen. Ich habe sie gestreichelt und beruhigt und getröstet. Hunde zum Beispiel jaulen immer, wenn sie aus der Narkose aufwachen. Im Allgemeinen sind Tiere viel stoischer als Menschen, aber das macht es irgendwie noch herzzerreißender, wenn sie Angst oder Schmerzen haben. Die Aufgabe war nicht leicht für mich, denn wie kann man ein leidendes oder krankes oder verängstigtes Tier wirklich trösten? Was brauchen Tiere wirklich? Ich hatte keine Ahnung. Mein zweiter Job war Kellnerin, das war viel leichter. Was brauchen die Leute? Frag sie, dann sagen sie es dir. Wenn sie ein Cola wollen, sagen sie dir, dass sie ein Cola wollen, und dann bringt man ihnen eines und sie sind

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