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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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wir sollen einen Krankenwagen rufen?«
    »Sie macht doch einen recht gesunden Eindruck«, antwortete Sam. »Ich meine, sie wirkt zwar ein bisschen durcheinander und braucht offenbar dringend eine Haushaltshilfe, aber ich glaube nicht, dass sie ihr in der Notaufnahme diesbezüglich weiterhelfen können.«
    »Nein«, gab ihm Meredith recht. »Aber vielleicht tut ihr ein Ortswechsel gut. Ich gehe mit ihr raus und kaufe ein paar Lebensmitt el und Vorräte. Vielleicht essen wir noch irgendwo zu Mittag und gehen zum Baseball, wenn sie sich dem gewachsen fühlt. Und du fängst inzwischen an, hier Ordnung zu machen.«
    »Und wie?«
    »Mit Chlorreiniger und Abfalltüten. W egwerfen und aufräumen.«
    »Ich kenne sie doch nicht mal, Merde.«
    »Penny war die beste Freundin meiner Großmutter. Sie hat zwar Kinder, aber die wohnen alle weiter weg. Ich habe vergessen, wo genau, und sie ist momentan auch nicht in der Lage … Wir können sie doch nicht einfach so alleine lassen! «
    »Nein, da hast du recht«, stimmte ihr Sam zu.
    »Also: Willst du hierbleiben und putzen oder willst du mit ihr zum Spiel gehen?«
    »B ringt mir einfach ein paar Erdnüsse mit«, bat Sam. Dann holte er Abfalltüten und Putzutensilien und machte sich an die Arbeit – mit gebeugtem Kopf und in den Boden gestemmten Füßen, genügsam und ausdauernd.
    Es ist nie leicht, die Sachen fremder Menschen auszusortieren. Auch Sam fühlte sich mit dieser Aufgabe vollkommen überfordert, weil er keinerlei Anhaltspunkte hatte. Lag dieser Umschlag dort auf dem Boden, weil er Abfall war, oder enthielt er etwas Wertvolles und war versehentlich dort gelandet? Sam hätte ihn natürlich aufmachen können , aber er wollte nicht einfach Pennys Post lesen. Außerdem wäre er danach vermutlich auch nicht schlauer gewesen, es sei denn, es handelte sich eindeutig um einen Liebesbrief oder eindeutig um das Werbeangebot einer Kreditkartenfirma. Bei allem, was dazwischen lag, war er aufgeschmissen. Außerdem: Was wusste er denn schon? Vielleicht brauchte sie ja gerade dringend eine neue Kreditkarte. Und so ging es ihm bei allem in der Wohnung: ein antik wirkendes Adressbuch, eine zusammengeheftete Gedichtsammlung, eine sieben Jahre alte Einladung zu einem Grundschul-Talentwettbewerb, eine verschossene Baseballkappe, bei der die Hälfte des Plastikverschlusses fehlte … Waren das lieb gewonnene Erinnerungsstücke oder war es Abfall, der nach einem Mülleimer verlangte? Sam hatte nicht die leiseste Ahnung. Er empfand es als Eingriff in Pennys Privatsphäre, in ihren Sachen herumzuschnüffeln, und das machte ihn verlegen. In der Realität fühlte sich ein solcher Eingriff nämlich plötzlich ganz anders an als im Internet. Viel echter. Viel direkter. Außerdem sprachen E-Mails für sich, darin sagten die Menschen, was sie meinten. Ihre Bücher und T-Shirts, ihre Brettspiele und Poster, ihre alten Souvenirs und Spielkarten, ihre gehorteten Fotos und halb leeren Buntstiftschachteln, ihre Silberlöffel, Handtücher, alten Lesebrillen und früheren Zeitschriftenausgaben hingegen, die sagten gar nichts aus.
    Penny freute sich sehr, Meredith zum Spiel begleiten zu dürfen und danach noch auf ein frühes Abendessen in ein Restaurant und anschließend in den Supermarkt zu gehen, um ihre Vorräte wieder aufzufüllen. Sie folgte Meredith überall hin. Als die beiden nach Hause kamen, hatte Sam fünfzehn Mülltüten gefüllt und alles andere zu Bergen aufgehäuft. Der Mount Kleiderhaufen im Wohnzimmer bestand nur aus Alberts Kleidern, während die Klamotten-Kuppe im Schlafzimmer Pennys Kleider enthielt. In der Nähe der Küche ragte die Bergkette Diverser Papierkram auf, gefolgt vom Gebirge Anscheinend sentimentale Erinnerungen . Direkt vor dem Badezimmer erhob sich der Vulkan Wahrscheinlich Abfall, vielleicht aber auch nicht , der kurz vor dem Ausbruch stand. Die Wohnung sah zwar besser aus als vorher, aber es herrschte immer noch das reinste Chaos.
    Zum Glück hatte Sam das Bett frisch bezogen und saubere Handtücher in Bad und Küche aufgehängt (er war ganz unten im Wäscheschrank fündig geworden), denn sobald Penny ihre Wohnung betreten hatte, sah sie sich um, lächelte Sam freundlich an, sagte »Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen« und kroch ins Bett – voll bekleidet, mit Schuhen und Mantel. Sam und Meredith blieben bestürzt im Wohnzimmer zurück. Während Meredith die Lebensmittel einräumte, rückte Sam noch einmal die Berge gerade, und dann schrieben sie Penny einen

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