Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)
rief Edith. » Normalerweise habe ich für so etwas einen sechsten Sinn.«
»Etwas derart Unvorstellbares wie RePri se kann man nur für jemanden erfinden, den man wirklich liebt«, sagte Avery. »Es gibt nur eine Sache auf der Welt, die Geistesblitze von diesem Format entfacht.«
Dash unterhielt sämtliche Gäste – seine große Stärke –, aber vor allem Penny. Sie hatten lange diskutiert, ob Penny dabei sein sollte. Sam hatte argumentiert, dass es ihr guttun würde, mal rauszukommen, sich schick anzuziehen, gut zu speisen und neue Leute kennenzulernen, und das alles nur eine Etage mit dem Aufzug entfernt, sodass sie sich jederzeit zurückziehen konnte, falls sie sich krank oder unwohl fühlte. Meredith hingegen hatte die Sorge beschäftigt, wie sie ihr den Salon erklären sollten, ohne ihr gleichzeitig auch RePrise zu erklären. Und wenn sie erst von RePrise wusste, würde sie es auch benutzen wollen, und dann mussten sie sich eine Ausrede einfallen lassen, ohne preiszugeben, was sie über Albert herausgefunden hatten. Merediths Bedenken zum Trotz hatte Dash Penny bei einem Ausflug zum Supermarkt eingeweiht und ihr erzählt, dass sie eine Etage über ihr ein Unternehmen gegründet hätten, das seinen Kunden die elektronische Kommunikation mit ihren verstorbenen Angehörigen ermögliche.
»Man schreibt sich also E-Mails mit Toten?«, fragte Penny erstaunt.
»Ja. Video-C hats funktionieren auch, genau wie jede andere Form der elektronischen Kommunikation.« Er wappnete sich für das, was nun kommen würde.
»Ihr jungen Leute ! «, lachte Penny. »Was lasst ihr euch wohl noch alles einfallen?« Si e hatte offensichtlich nicht das geringste Bedürfnis, RePrise selbst auszuprobieren, aber die Aussicht auf eine Party entzückte sie. Als der große Abend gekommen war, trug sie ein elegantes, bodenlanges schwarzes Kleid mit elfenbeinfarbenen Handschuhen, die ihr bis zum Ellenbogen gingen, und schritt an Dashs Arm durch den Salon, um sich von ihm vorstellen zu lassen. Sie begrüßte sämtliche G äste herzlich, schüttelte ihnen die Hand , lauschte geduldig ihren Geschichten und antwortete ebenso geduldig auf die Fragen, die man ihr ins Ohr brüllte, als müsse sie taub sein, nur weil sie klein, alt und ein bisschen krumm war. Dabei hörte Penny ausgezeichnet. Edith erklärte, wie reizend sie es doch von ihr finde, dass sie sich um Meredith kümmere, jetzt, wo Livvie nicht mehr da sei, aber Penny stellte klar, dass es genau umgekehrt war. Celia Montrose schwärmte, wie hübsch sie doch in ihrem Kleid und ihren Handschuhen aussehe, aber Penny erwiderte: »Ach, das ist ein uraltes Kleid, aber dieser Stil ist ja jetzt wieder in Mode.« Avery sagte, wie schwer es doch für sie sein müsse, nach so vielen Jahren mit ihrem geliebten Ehemann wieder allein zu leben, und Penny, die sofort die verwandte Seele erkannte, tätschelte ihr die Hand und antwortete: »Oh ja, meine Liebe, oh ja. Sie wissen ja selbst, wie das ist.«
Irgendwann ging Dash nach oben, fischte ganz hinten aus dem Garderobenschrank seiner Großmutter eine alte Dart-Scheibe und verbrachte den Rest des Abends damit, George Lenore Unterricht zu geben. Mr. und Mrs. Benson unterhielten sich mit Kelly Montrose ü ber die verschiedenen Colleges, und auch David Elliot unterhielt sich ausf ührlich mit Kelly Montrose. Allerdings bekam niemand mit, worum es dabei ging, weil die beiden die Köpfe zusammensteckten und am laufenden Band kicherten.
»Danke, Sam«, s agte Meredith gerührt, als sie sich später bettfertig machten. »Genau das habe ich gebraucht. Ich musste mit eigenen Augen sehen, dass die Leute glücklich sind.«
»Ich auch«, ga b er zu. »Mir war gar nicht klar, wie sehr mich das beschäftigt hat, aber es war auch für mich eine Riesenerleichterung.«
»Du bist zwar schlau, aber du bist noch besser.«
»Besser als was?«
»Besser , als du schlau bist. Du bist zwar ein geistiger Überflieger, Sam, aber du bist ein noch viel besserer Mensch. Dein Hirn verdient mindestens eine Neun Komma fünf, aber dein Herz sprengt die Skala.«
»Deins auch«, gab er zurück. »Wir passen also wunderbar zusammen. Willst du mit mir gehen?«
Sie lachte. »Ich liebe dich, weißt du das eigentlich?«
»Ja«, antwortete Sam. Und er wusste es wirklich. »Ich dich auch.«
S t.Giles
Sie zehrten eine ganze Weile von der Party. Mit der Zeit legten sich die Angriffe der Presse ein wenig, vielleicht weil Meredith besser mit ihr umzugehen lernte. Die Technik wurde
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