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Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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tun?«
    »Ich will sagen«, erklärte ich, »Sie tun hier folgendes: während Ihrer und meiner Arbeitszeit im trüben fischen, indem Sie mich anrufen, nur weil ich eine kurze – und ich bedaure wirklich zu sagen, eine sehr kurze – Affäre mit dieser Frau hatte.«
    Affäre war das absolut falsche Wort. Doch dessen nicht genug, fügte ich noch an: »Ich werde vielleicht nicht der einzige Liebhaber von Frau Dr. Senft gewesen sein, oder?«
    Die Konsulatsangestellte – entgegen ihrer anfänglichen Unsicherheit wahrlich keine von den Langsamen – traf augenblicklich den entscheidenden Punkt, indem sie meinte: »Ja, wollen Sie denn, daß Sie einer von vielen waren?«
    Ich zögerte, erklärte dann aber: »Nein, das will ich nicht. Überhaupt nicht. Aber ich will auch nicht einer Vaterschaft verdächtigt werden, die ich so gut wie ausschließen kann.«
    »Es geht hier nicht um einen Bankraub«, versicherte meine Gesprächspartnerin.
    Meine Güte, reden so Diplomatinnen?
    Na gut, sie war ja keine Diplomatin. Eher so eine Art Zahnarzthelferin im konsularischen Dienst. Und offensichtlich von der entschlossenen Sorte. Sie berichtete: »Die Pflegemutter des kleinen Simon war eine sehr gute Freundin von Frau Dr. Senft. Von dieser Pflegemutter wissen wir, wie intensiv die Beziehung zwischen Ihnen und Frau Senft damals war.«
    »Intensiv ist das falsche Wort.«
    »Ich will ganz sicher nicht mit Ihnen über die passenden Wörter streiten.«
    Ich beeilte mich zu versichern, die Beziehung zu Frau Dr. Senft keineswegs bagatellisieren zu wollen. Ich würde allein die Schwangerschaft bezweifeln.
    Was natürlich ungeschickt ausgedrückt war, denn die Dame in München verbürgte sich dafür, daß eine solche Schwangerschaft stattgefunden habe.
    »Schon klar«, sagte ich. »Sie wissen, was ich meine.«
    »Sie meinen«, sagte sie, »daß Sie sich weigern werden, die Vaterschaft anzuerkennen, und daß Sie sich vor allem weigern, das Kind bei sich aufzunehmen.«
    »Natürlich! Weil es nämlich meines nicht sein kann. Abgesehen davon, bin ich zutiefst überzeugt, daß man ein Kind aus seiner Umgebung nicht herausreißen sollte. Diese Adoptivkinder, die wie Exportbier ins Ausland verschifft werden … ich halte das für Schwachsinn. Nur weil ein paar frustrierte Ehepaare die Umstände des Lebens und der Natur nicht akzeptieren.«
    »Da gebe ich Ihnen gerne recht, Herr Braun. Aber weder ist Taiwan ein Entwicklungsland, noch geht es hier um eine Adoption. Und leider muß ich sagen, daß Simon demnächst niemanden mehr haben wird, der das gewährleistet, was Sie gerade als Umgebung bezeichnet haben. Außer der Umgebung eines Heims. Darauf läuft es nämlich hinaus. – Wenn ich also mit Ihnen telefoniere, dann, weil ich mir dachte, es wäre auch Ihnen ein Anliegen, dies zu vermeiden.«
    Die blöde Kuh hörte einfach nicht auf, so zu tun, als stehe meine Vaterschaft außer Frage. Sie sagte: »Ein Test könnte Ihnen Gewißheit verschaffen.«
    »Herrgott noch mal«, stöhnte ich auf, »ich will doch gar nichts beweisen. Sie wollen etwas beweisen.«
    »Ich will nur, daß der kleine Simon eine Zukunft hat.«
    »Wenn Taiwan so zivilisiert ist, wie Sie behaupten, hat er dort auch im Heim eine Zukunft.«
    »Heime sind immer eine schlechte Lösung, in Taiwan wie in Deutschland.«
    »Also, mir ist das jetzt zu blöd«, sagte ich, »ich werde dieses Gespräch beenden. Und ich werde mich beschweren. Sie basteln da aus ein paar Halbwahrheiten eine Geschichte, nur um irgendeinen Aktenordner schließen zu können.«
    Sie blieb ganz ruhig und meinte: »Natürlich können Sie sich beschweren. Wenn Sie mögen, verbinde ich Sie gleich mit meinem Vorgesetzten.«
    Ich schmiß den Hörer auf die Gabel und wurde laut: »Verdammt!«
    Die Kollegin blickte herüber und fragte: »War das jemand aus dem Rathaus?«
    »Nein, nein, was Privates«, antwortete ich, was der Wahrheit entsprach und trotzdem gelogen war.
    Es versteht sich, daß ich die Sache nicht mehr aus dem Kopf bekam. An die beiden Male erinnert zu werden, da ich mit Lana die Nacht verbracht hatte, schmerzte genauso, wie es mich berührte. Wobei für mich absolut kein Zweifel bestand, jedes Mal ein Präservativ benutzt zu haben. Auch war mir keinerlei Perforation der Kondome aufgefallen. – Klar, mit einer Lupe hatte ich mir die Dinger nicht angesehen, bevor ich sie entsorgt hatte. Somit war nicht auszuschließen, daß … In derartigen Fällen war absolut gar nichts auszuschließen. Die Fortpflanzung

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