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Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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abzog, so paßte alles zusammen. Was nicht paßte, war weiterhin der Umstand der Verhütung. Andererseits hätte ich, um mich als Vater gänzlich auszuschließen, in der Tat eine promiskuitive Ader Lanas annehmen müssen. Zumindest die Existenz eines zweiten Mannes. Wogegen ich mich aber sträubte. Ich hatte diese Frau geliebt. Ich wollte mir keinen zweiten Mann vorstellen.
    Nun gut, wie meine »neue Freundin« bereits erwähnt hatte, hätte mir ein Test Klarheit verschaffen können. Allerdings war ich der einzige, der für diesen Test in Frage kam. Denn selbst wenn ein zweiter oder dritter Mann existierte, blieben sie im verborgenen. Sollte sich herausstellen, daß ich als Vater auszuschließen wäre, würde es keinen anderen geben, den man testen konnte.
    Wie erbärmlich! dachte ich.
    Die Vorstellung nämlich, daß am Ende die ganze Wahrheit einzig und allein darin bestehen könnte zu wissen, wer hier nicht der Vater sei. Eine negative Erkenntnis präsentierend, die das Kind geradewegs ins Heim führte.
    Und darum also dachte ich: »Wie erbärmlich!«
    Aha! Das war ja mal was Neues, so zu denken.
    Ganz offenkundig hatte mich die Dame von der Taipeh-Vertretung infiziert. Und Gott mit seinem katzenhaften Schnurren die Infektion begünstigt. Einmal abgesehen davon, wie viele Hilfsgeister da geflötet und geflüstert haben mochten. Jedenfalls trieb mich ein heftiges Empfinden dazu, meine überfallartige Vaterschaft zu bejahen. Ich bestand – pathetisch gesprochen – nur noch aus zwei offenen Armen.
    Aber auch offene Arme benötigen rechtliche Standpunkte.
    Wie man mir versicherte, konnte ein Familiengericht für den Fall, daß dies dem Wohl des Kindes diene, die elterliche Sorge auf den Vater übertragen, selbst wenn dieser nicht mit der verstorbenen Mutter verheiratet gewesen war. Freilich lagen zwischen dem Tod Lanas und der Möglichkeit einer solchen richterlichen Entscheidung sechseinhalb Jahre. Sechseinhalb Jahre, in denen sich eine taiwanische Pflegemutter um Simon gekümmert hatte. Eine Frau allerdings – soviel erfuhr ich nun doch –, die man kürzlich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen hatte.
    Einen unheimlichen Moment lang überlegte ich, ob die seelische Störung dieser Frau mit der Pflege des Kindes zusammenhängen könnte. Wenn man sich nämlich ein Kind mit der Fähigkeit dachte, einen jeden in die Klapsmühle zu befördern. Doch solche Phantasien – sich wirklich den Teufel ins Haus zu holen – stammten vor allem aus dem Kino. Und so unterhaltsam das Kino auch sein mag, man sollte sich davon nicht verrückt machen lassen. Im Kino konnte alles und jeder zum Monstrum werden: Ameisen, Aufzüge, Tomaten oder Kinder.
    Nach mehreren Gesprächen mit einem Anwalt sowie einer Vertreterin des Jugendamts wie auch des Familiengerichts, und immer wieder mit jener Dame der Taipeh-Vertretung in München, wurde zwischen den taiwanischen und deutschen Behörden vereinbart, den siebenjährigen Simon Senft nach Deutschland zu bringen. Ich hatte mich bereit erklärt, eine eidesstattliche Erklärung darüber abzugeben, im Zeitraum der Empfängnis Lana Senft »beigewohnt« zu haben. Ich fand das Wort gar nicht so übel. Es nahm in der Liste häßlicher oder unpassender Wörter einen unteren Rang ein, klang bloß ein wenig kalt, als handle es sich um eine Form der Untermiete.
    Auch wenn dieser formale Akt erledigt war und meine persönlichen Verhältnisse einer Prüfung standgehalten hatten – der Beruf des Bademeisters schafft heutzutage offenbar ein größeres Vertrauen als der des Managers –, so blieb vieles merkwürdig und rätselhaft. Taiwanische Dokumente fehlten, und vor allem war die Frage, wieso man nicht schon viel früher an mich herangetreten war. Oder wenigstens an Lanas eigene Mutter. Nicht, daß ich selbst viel an diese Frau gedacht hätte, eine Person, die immerhin in Stuttgart lebte, und zwar, wie ich hörte, genau so, wie Lana es beschrieben hatte: als Klavierlehrerin, streng und verbittert. – Aber mein Gott, streng und verbittert in Stuttgart , das wäre vielen wie die Aussage erschienen, jemand sei am Ende eines Marathons müde und verschwitzt . Jedenfalls kam ein Treffen zwischen uns nie zustande. Weder wollte Frau Senft den Mann kennenlernen, den ihre Tochter als Ärztin gepflegt und diese Pflege etwas übertrieben hatte, noch das Kind, das aus dieser »Übertreibung« entstanden war. Für Frau Senft war ihre Tochter nicht nur einfach gestorben, sondern auch alles, was mit ihr

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