Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
Vom Netzwerk:
dazu bei, Mißverständnisse aufzuklären. Und unterließ auch jeglichen Kommentar, als nun ruchbar wurde, mehrere Benutzerinnen von G 7 , deren Kinderwunsch angeblich lange Zeit unerfüllt geblieben war, seien nach der monatelangen Benutzung der betreffenden Creme schwanger geworden. Einige von ihnen in einem durchaus als fortgeschritten zu nennenden Alter. Was zu einer Faltencreme ja auch paßte.
    Klar, die Sache mit den Schwangerschaften galt vielen als Blödsinn. Andererseits war schwer zu sagen, ob nicht eine bestimmte Ingredienz von G 7 einen »Auslöser« besaß, der zusammen mit dem Glauben an versetzbare Berge … Egal, das Gerücht war da und tat seine Wirkung, sosehr die Konkurrenz von einer lancierten Lüge sprach und davon, daß Auden Chen vor keiner Geschmacklosigkeit haltmache. Er hingegen sagte gar nichts dazu und sperrte sich gegen die Bemühungen seiner Mitarbeiter und Abnehmer, die Produktion von G 7 zu erhöhen. Er entschied: »Wir machen weiter wie bisher.«
    Aber das stimmte nicht ganz. Zumindest nicht in persönlicher Hinsicht. Denn Auden Chen ließ sich von dem kolportierten Wunder inspirieren und füllte eine kleine Menge G 7 in ein spezielles Döschen, das von seiner Großmutter stammte und welches er nun Lana schenkte.
    War es ihm denn so wichtig, Vater zu werden?
    Oder war es nicht eigentlich so, daß er dieses Kind allein darum wollte, um sich solcherart eines Teils von Lana zu versichern? Sollte er Lana je verlieren, würde da noch immer das Kind sein. Und mit Verlieren meinte er jede erdenkliche Möglichkeit, die sich ergab. Ein Kind erschien ihm als Garantie.
    Ob nun Lana einen solchen Antrieb ahnte, sollte so unklar bleiben wie die Frage, ob sie überhaupt von dem Gerücht um die G 7 -Creme gehört hatte. In jedem Fall gefiel ihr das Döschen aus rotem Schnitzlack mit der intensiven Ornamentik. Es war soviel verspielter als die strengen Holzkisten der KAI-Serie. Lana mochte diese alten Dinger, die alle das Wort »Ming« zu morsen schienen. Sie freute sich über das Geschenk und versprach, die Creme zu nutzen.
    »Nicht, daß du das nötig hast«, beeilte er sich zu erklären eingedenk jener ersten Bemerkung. »Deine Haut ist wunderbar.«
    »Wer weiß schon, was man alles nötig hat?« meinte sie. »Und schaden kann es ja nicht.«
    Die Äußerung, etwas könne nicht schaden, paßte nun gar nicht zur Medizinerin Lana. Aber sie sagte es, tauchte ihren Finger vorsichtig in die gallertige Masse und trug sie rechts und links auf ihre Wangenknochen auf. Gleich einer durchsichtigen Kriegsbemalung, die man erst bemerkte, wenn man schon zu nahe war.
    Worüber nun jenes Gerücht bezüglich der empfängnisfördernden Kraft von G7 gar keine Auskunft gab, war die Frage, von wem jeweils all diese Frauen schwanger geworden waren. Denn diese Möglichkeit bestand ja gleichfalls, daß nämlich G 7 simplerweise den sexuellen Drang förderte, somit mehr ein Aphrodisiakum denn ein Eisprungauslöser war. Gerade auf diese Weise wäre das Phänomen überraschender Fruchtbarkeit gut zu erklären gewesen.
    Genau eine solche Überlegung stellte Auden Chen Wochen später an. Erschrocken darüber, sich selbst eine Grube gegraben zu haben.
    Lana hatte ihn, während er nach Brisbane unterwegs war, auf seinem Handy erreicht und in einem klaren, sachlichen Ton erklärt, jemanden kennengelernt zu haben.
    »Wie soll ich das verstehen?« fragte er, obwohl er es ja wußte.
    »Ich habe mit ihm geschlafen.«
    »Liebst du ihn denn?«
    »Ja.«
    »Mehr als mich?«
    »Gleich viel, aber anders.«
    »Ich will dich aber nicht teilen«, erklärte er, wobei er spürte, wie er soeben seine souveräne Art, mit allem Guten und allem Schlechten in der Welt umzugehen, einbüßte. Er fühlte eine Schwäche. Er sagte: »Mit anders lieben meinst du wahrscheinlich, daß dieser Mann dich ganz ausziehen darf. Habe ich recht?«
    Sie schwieg.
    »Warum schweigst du?«
    »Ist es das, was dich eifersüchtig macht?« fragte sie. »Die Vorstellung, daß ein anderer meine Brüste sehen darf? Meinen Nabel? Meine Rippen?«
    Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, daß man Lanas Rippen erkennen konnte. So dünn war sie nicht. Doch in der Tat, ihn schmerzte der Gedanke, daß dieser andere Mann in Lanas Geheimnis eingeweiht wurde, gleich, wie horribel oder tragisch oder banal selbiges sein mochte.
    Und dann sagte Auden, der einst so Beherrschte, mit einer ihn selbst erschreckenden Plötzlichkeit: »Wenn ich den Kerl in die Finger kriege, reiß ich ihm

Weitere Kostenlose Bücher