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Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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er sich selbst betrachtete. Der Anblick erinnerte ihn an die Gemälde dieses Renaissancemalers, der die von ihm porträtierten Personen aus Obst und Gemüse zusammengestellt hatte. Bloß daß sein eigenes Antlitz, Audens Antlitz, eher einer Menge toter Vögel und verkohlter Bücher entsprach, dunkel und unheimlich, allerdings auch sehr gut gemalt, mit viel Glanz auf den Federn und schwarzen Blättern.
    Er steckte sein Handy ein, wandte sich von dem Stilleben seiner selbst ab und ging auf die Toilette, um sein Gesicht unters kalte Wasser zu halten.
    Ein Witz! Das Wasser war lauwarm. Und die Zeit, die das Wasser aus dem Hahn strömte, änderte daran sowenig, wie die Zeit, von der es heißt, sie würde alle Wunden heilen, aber rein gar nichts heilt.

18
    Zwei Wochen später rief Lana erneut an. Sie machte es kurz: »Ich bin schwanger.«
    »Gratuliere.«
    »Nein, ich denke, das Kind muß noch von dir sein.«
    »Noch von mir?«
    »Nach meinen Berechnungen bist du der Vater.«
    »Wie sicher sind die, deine Berechnungen? «
    »Na, tausendprozentig ist es erst, wenn der kleine Wurm mal auf der Welt ist. Wobei wir uns dann den Vaterschaftstest sparen können. Ein Blick auf die Augen wird ausreichen. – Wie auch immer, Auden, ich kann dir jetzt schon versprechen, daß er von dir ist.«
    »Der Wurm!?«
    »Im Deutschen ist das lieb gemeint. Der Wurm, das Baby, das Kind.«
    »Und was sagt dein neuer Freund dazu?«
    »Ich habe es ihm noch nicht gesagt. Er ist gerade in Japan. Er fliegt heute zurück.«
    Auden wußte noch immer nicht, wer der Mann war, wie er hieß. Aber hätte es geholfen, einen Namen zu haben? Den Beruf des anderen zu kennen? Sein Gewicht, seine Haarfarbe? Wäre es erträglicher gewesen, bei Vollmond betrogen zu werden? An Tagen, an denen es regnete?
    Auden fragte Lana: »Wirst du es ihm sagen?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Das mußt du.«
    »Na, irgendwann wird er es bemerken. Mir war jetzt einmal wichtig, es dir zu sagen. Wichtiger, als jemand anderem zu sagen, er sei nicht der Vater.«
    »Sehr pragmatisch.«
    »Findest du? Jedenfalls sollten wir das Ganze mit einem Anwalt besprechen.«
    »Wieso nicht mit einem Priester?«
    »Ach was, willst du mich denn ebenfalls heiraten?«
    »Ebenfalls? Möchte dieser Kerl denn …?«
    »Ja, er möchte.«
    »Na, das wird er sich noch überlegen, wenn er hört, daß du von einem anderen ein Kind kriegst.«
    »Gut, man wird sehen, ob ihn das dazu bringt, seine Meinung zu ändern.«
    »Das wird er, glaub mir.«
    »Was auch immer geschieht«, sagte Lana, »für mich wäre es wichtig, daß du mir sagst, ob du das Kind annimmst als dein Kind und nicht nur als meines, für das du halt ein bißchen Geld hergibst.«
    »Mein Kind«, sagte er bestimmt. »Und mit aller Fürsorge, die ich habe, und aller Zeit, die ich mir nehme. Und ich nehme sie mir.«
    »Was kein Grund ist, das Geld zu vergessen«, mahnte Lana.
    »Natürlich. Geld und Zeit, und das alles, ganz gleich, ob du dich für oder gegen mich entscheidest.«
    »Nichts anderes habe ich erwartet.«
    »Wirklich? Ich hatte den Eindruck …«
    »Ich bemühe mich gerade, soviel Klarheiten wie möglich herzustellen. Ein paar Dinge abzuhaken.«
    »Ja. Bring deine Liste in Ordnung. Die ganze Liste«, riet er.
    »Mach ich. Vorher muß ich nur noch ein paar Patienten zusammenflicken. Das ist wesentlich einfacher.«
    Sie schickte ihm einen Gruß und legte auf.
    Während Auden das Telefon weglegte, dachte er mit einemmal, daß an allem seine eigene Erfindung, das G 7 , schuld war. Nämlich eingedenk der erotisierenden Wirkung, die in der Paste möglicherweise steckte.
    Nun, worin auch immer die Wahrheit bestand, man konnte davon ausgehen, daß, wenn sich herumsprach, daß jetzt auch die Freundin des Begründers und Betreibers des Kosmetikherstellers KAI ein Kind bekam, der Hype um die G 7 -Creme hysterische Züge annehmen würde.
    Am nächsten Tag landete er in Honolulu, um den dortigen Laden zu besuchen, in dem die KAI-Produkte für den gesamten polynesischen Raum vertrieben wurden. Am Abend traf er die Besitzerin und ging mit ihr essen. Er mochte die Dame, eine alte Französin mit einem Wurzelwerk von Gesichtshaut, silbergrauem Haar und stechendblauen Augen – sehr elegant, sehr dünn, sehr gebildet. Man nannte sie »die Samuel Beckett unter den Drogistinnen«.
    »Wo sind Sie?« fragte die Französin, während sie ein Salatblatt mit Gabel und Messer zu einem mundgroßen, kuvertartigen Stück faltete.
    »Wie? Was meinen Sie?«
    »Wo

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