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Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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den Kopf ab.«
    »Und du meinst, das würde mich ganz zu dir zurückbringen?«
    »Bist du denn weg von mir? Nur weil du mit ihm geschlafen hast?«
    »Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.«
    »Ach ja, so sicher ist das also schon.«
    »Wahrscheinlich schon, Auden. Es ist eben mehr als ein kleiner Seitensprung.«
    Er stellte sich vor, wie beklemmend es sein mußte, in Lana jetzt dort einzudringen, wo zuvor ein anderer gewesen war. Einen Mund zu küssen, den ein anderer geküßt, eine Zunge zu berühren, die mit einer anderen Zunge kürzlich verschmolzen gewesen war. Das hatte nicht unbedingt mit Besitzanspruch zu tun. Es war viel einfacher. Ganz in der Art des Ekels, wenn man ein Glas an die Lippen setzt und noch während des Schluckens begreift, nach dem falschen Glas gegriffen und folglich das Getränk eines fremden Menschen im Mund zu haben. Woraus sich eine massive Vorstellung von der Welt der Bakterien ergibt. Bakterien, die freilich genauso in der Luft sind und auch in noch so ausgewaschenen Gläsern drohen. Und doch … man nimmt sie bei einem Glas, aus dem gerade ein anderer getrunken hat, soviel deutlicher und intensiver und bedrohlicher wahr.
    Stadtluft einatmen und Hände schütteln war etwas anderes als Trinken und Geschlechtsverkehr. Jetzt abgesehen von der Vorstellung, auch der andere Mann hätte auf die Benutzung eines Präservativs verzichtet.
    Lana erklärte, sie könne noch nicht sagen, wohin das alles führe. Aber sie habe ganz offen sein wollen. So, wie man das ja abgemacht hatte. Nicht über alles und jedes zu reden, aber darüber eben schon, wenn einer von ihnen jemanden Dritten ins Spiel brachte.
    »Ist er Amerikaner?« fragte Auden.
    »Wieso gerade das? Nein, Deutscher.«
    »Na, dann paßt es ja bestens.«
    »Was soll das jetzt?«
    »Wir haben nie darüber gesprochen, Lana, aber seien wir ehrlich, so hübsch diese Mischlingskinder aussehen, man will es ihnen nicht wirklich antun, oder? Die Eltern, die vorgeben, so was wäre überhaupt kein Problem, machen sich was vor.«
    »Du magst sogar recht haben«, antwortete Lana, »aber das ist absolut nicht der Grund, daß ich diesen Mann kennengelernt habe. Ich habe nirgends annonciert, ich habe niemals gefleht: Lieber Gott, gib mir einen Deutschen!«
    Doch Auden fragte: »Und was soll ich jetzt tun? Darauf warten, daß du seiner überdrüssig wirst?«
    »Du kannst nicht sicher sein, daß ich das überhaupt werde.«
    »Bist du denn meiner überdrüssig?«
    »Gar nicht«, sagte sie. Und fügte an: »Leider. Es wäre dann einfacher. Manchmal ist das so. Manchmal wird nicht das eine durch das andere ersetzt. Sondern es kommt etwas dazu. Die Welt wird größer. Notgedrungen wird sie dann auch komplizierter.«
    Eine Äußerung, die Auden mit einem verächtlichen Ton quittierte und Lana fragte, wo sie diesen Mann kennengelernt habe.
    »Was bringt das denn?«
    »Sag schon!«
    »Hör zu, Auden, er war ein Patient von mir. So was kommt vor. Und jetzt hör auf, mich zu löchern.«
    Er stellte sich vor, wie hübsch sie selbst noch durchlöchert aussehen würde, und fügte darum eine weitere Frage an: »Willst du denn, daß ich mit diesem Mann konkurriere?«
    Sie lachte kalt und äußerte: »Jedenfalls nicht in der Weise, sofort herzufliegen und ihm den Schädel einzuschlagen.«
    Auden versicherte, das sei ihm nur so herausgerutscht. Doch die Wahrheit war die, daß er diesem Kerl noch was ganz anderes hätte ausreißen mögen. So plötzlich ihn das Gefühl des Hasses gegen den Unbekannten auch ereilt hatte, spürte es sich dennoch befriedigend an. Es war gleich dem Reiz der Ausnahme. Etwas tun, wofür man nicht bestraft wurde. Als hätte jeder Mensch zumindest eine Bösartigkeit frei.
    Auden sagte: »Ich muß überlegen, was ich tue.«
    »Tu mal gar nichts«, schlug Lana vor. »Machen wir einfach eine Pause.«
    Er aber meinte: »Wie soll ich mir eine Pause vorstellen? Nicht an dich denken?«
    »Wenn das ginge, wäre es sicher das Beste.«
    »Was für ein Scheißvorschlag!« sagte er. What a fucking idea! Die Leute, die ihn kannten, hätten es nicht für möglich gehalten, daß er so etwas von sich gab und vor allem, wie er dabei sprach. Wie er dabei den Mund verzog und sein im Grunde hübsches Gesicht in Mitleidenschaft zog.
    Lana legte auf. Auden hielt noch eine Weile sein Handy in der Hand. Er stand im schmalen Gang zwischen Flughafenrestaurant und Toilette. Er hätte Lust gehabt, das Telefon gegen den Spiegel zu werfen, dem er gegenüberstand und in dem

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