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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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besitzen. Ich verriet ihm, mein Geheimnis sei, stets auszuweichen, wenn mir jemand eins aufs Maul geben wollte.
    »Hier in unserem Land, höchstwahrscheinlich«, sagte Tequila. »1982 ließ jemand aus israelischen Regierungskreisen Informationen über Ziegler beim Simon Wiesenthal Center durchsickern, wahrscheinlich den Namen, den er benutzt, und seinen Wohnort. Ein Ermittler namens Avram Silver nahm sich des Falls an. Silver versuchte mehrmals, Bundesbehörden zu überreden, Verfahren einzuleiten, um Ziegler entweder vor einem Bundesgericht als Kriegsverbrecher anzuklagen oder ihn nach Israel auszuliefern. Aber kein Ankläger brachte ihn vor Gericht. 1990 verabschiedete sich Silver aus dem Simon Wiesenthal Center und machte Alija.«
    »Und haben sie dir gesagt, wo Ziegler zu finden ist?«
    »Nein. Das ist die schlechte Nachricht. In ihren Akten scheint alles Mögliche zu fehlen. Vielleicht hat Silver das Zeug als Andenken mitgenommen, als er nach Israel zog. Aber wenn wir Silver finden, und das ist die gute Nachricht, kann er uns vielleicht zu Ziegler führen.«
    »Und wie finden wir Silver?«
    »Kein Problem. Wir haben seinen Namen, eine ehemalige Adresse und einen ehemaligen Arbeitgeber. Mit Hilfe dieser Informationen können wir ihn leicht bei Google ausfindig machen.«
    »Verdammt noch mal«, sagte ich. »Das ganze Gequatsche diente nur dazu, mir schon wieder diesen dämlichen Google-Streichzu spielen? Aber da hast du dich geschnitten, Wild Turkey, denn den Witz kenn ich schon. Clint Eastwood ist es. Ich verstehe. Ha, ha, ha.«
    »Grandpa, was zum Teufel redest du da?«
    »Jemand hat mir diesen Google schon gezeigt. Ich versteh nicht, was daran so witzig sein soll.«
    »Nichts ist daran witzig. Es geht um eine Suchmaschine.«
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet.«
    »Es bedeutet, dass ich sie benutzt und bereits gesucht habe. Und Avram Silvers gegenwärtige Privatadresse sowie seine Telefonnummer herausbekommen habe. Ich dachte, wir können zusammen mit ihm sprechen.«
    »Was? Im Ernst?« Hätte er gefragt, hätte ich ihm sagen müssen, dass ich beeindruckt war. Gott sei Dank fragte er nicht.
    »Ja. Ich habe eine internationale Telefonkarte gekauft, mit der wir in Israel anrufen können«, sagte er. »Wir können jetzt gleich telefonieren und ein Konferenzgespräch führen.«
    »Oh.« Ich verstand so gut wie nichts von alledem. »Na ja, also, das ist wohl richtig so, oder?«
    Jerusalem war acht Stunden voraus, und es war dort gegen halb fünf. Wir erwischten Avram Silver zu Hause. Als wir ihm sagten, weswegen wir anriefen, reagierte er ungehalten.
    »Das ist eine heikle Angelegenheit, aus der Sie sich am besten raushalten sollten«, sagte er. »Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit. Niemand dort interessiert sich noch für alte Nazis.«
    »Wir aber«, erklärte ihm Tequila. »Wir wollen ihn vor Gericht bringen. Haben Sie die Akte?«
    »Natürlich habe ich sie. Niemandem liegt etwas daran. Außer mir.«
    Tequila war zu jung, um gleich zu merken, wenn jemand ihn für dumm verkaufte. »Mister Silver, wir rufen doch gerade deswegen an, weil uns etwas daran liegt«, sagte er.
    »Sie sollten sich nicht die Mühe machen«, antwortete Silver. »Das tut auch sonst niemand.«
    »Nichtsdestoweniger würden wir es zu schätzen wissen, wenn Sie uns eine Kopie der Informationen schicken oder vielleicht faxen.«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, die Vereinigten Staaten sind auf beiden Augen blind, was Prioritäten in der Verbrechensbekämpfung betrifft. Lassen Sie mich eine Warnung aussprechen, von Jude zu Jude: Vergeuden Sie in dieser Sache nicht Ihre Zeit.«
    Langsam entlockten wir ihm die Story. Laut Silver hatte das Simon Wiesenthal Center seine Bemühungen, Ziegler festzunehmen, nicht unterstützt, und die Bundesbehörden zeigten sich unwillig, eine Klage zu eröffnen. Im Büro des U.S.-Staatsanwalts wurde behauptet, die Beweise in dem umfangreichen Dossier, das Silver angelegt hatte, seien nicht ausreichend, um weitere Maßnahmen zu rechtfertigen.
    »Können wir bitte eine Kopie dieses Dossiers zu sehen bekommen?«, fragte ihn Tequila.
    »Sie werden niemanden finden, der bereit wäre, es sich anzusehen.«
    Tequila seufzte.
    Silver fuhr fort mit seiner Leidensgeschichte. Frustriert vom Unwillen seiner Umwelt, gegen einen Kriegsverbrecher vorzugehen, der sich in den Vereinigten Staaten versteckte, beschloss er nach Jahren am Telefon hinterlassener Nachrichten und Briefe, persönlich nach St. Louis zu reisen, um festzustellen, ob er

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