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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht Beweise in die Hand bekäme, die von der Bundespolizei nicht ignoriert werden könnten.
    »St. Louis?«, unterbrach ich ihn. »Ziegler wohnte in St. Louis?«
    »Ja«, sagte Silver. »Perfekter Ort für ihn. Ich glaube, dort hassen sie uns Juden noch mehr als irgendwo sonst in Amerika.«
    Silvers cleverer Plan, sich Beweismaterial zu beschaffen, war, in Zieglers Haus einzubrechen und dort herumzuschnüffeln. Stattdessen löste er Alarm aus und ließ sich festnehmen. Dieselben Leute, die sämtliche Beweise dafür missachtet hatten,dass es sich bei Ziegler um einen blutrünstigen Kriegsverbrecher handelte, waren erpicht darauf, Silver wegen Einbruchs festzunehmen.
    »Antisemiten.« Das Wort wurde von einem lauten Schlag akzentuiert, als hätte Silver mit der Faust gegen etwas gehämmert. »Fünfzehn Jahre Arbeit, der Bigotterie ein Ende zu setzen, und diese Judenhasser versuchten, mich einzusperren.«
    Natürlich war unser Junge zu schlau, um sich das gefallen zu lassen. Er brachte die Kaution auf und setzte sich unverzüglich ab, wobei er sein Alija-Recht wahrnahm, jederzeit wieder in die ewige Heimat seines Volkes zurückkehren zu dürfen.
    »Gott sei Dank gibt es noch einen Ort auf der Welt, wo Juden Zuflucht vor der Verfolgung finden können.«
    Was für ein Arschloch. »Genau das hat der Herrgott auch im Sinn gehabt«, sagte ich.
    »Jetzt habe ich einen guten Job bei der israelischen Regierung. In einem jüdischen Land, in dem keine Bigotterie herrscht, wird mein Talent angemessen gewürdigt.«
    »Welches Talent?«, fragte ich. »Was tun Sie denn für die israelische Regierung?«
    Schweigen am anderen Ende. Ich steckte mir eine meiner Luckies an.
    »Wir würden wirklich gern Ihre Ziegler-Akte zu Gesicht bekommen«, sagte Tequila.
    »Reine Zeitverschwendung.«
    Da wären wir also wieder. Mir reichte es allmählich.
    »Schnauze jetzt, und zwar beide«, knurrte ich ins Telefon.
    Sie hörten zu reden auf. Ich biss kräftig in meinen Apfel und hielt den Hörer vor den Mund, damit sie die Kaugeräusche mitbekamen.
    »Riesling, wenn du es je als Anwalt zu etwas bringen willst, solltest du unbedingt lernen, wie du mit jemandem reden musst, der keine Information preisgeben will.«
    »Ich heiße Tequila«, korrigierte Tequila. »Aber warum sollteer uns keine Information preisgeben wollen? Verfolgen wir denn nicht alle dasselbe Ziel?«
    »Natürlich sind wir auf ein und dasselbe aus«, sagte ich. »Und dieser Armleuchter fürchtet, wenn wir beide es kriegen, kann er’s nicht stehlen.«
    »Sie sprechen von Zieglers angeblich gestohlenem Nazischatz«, sagte Silver.
    Ich gab einen gelangweilten, leicht sarkastischen Laut von mir. »Bin ich froh, dass endlich jemand die Sache beim Namen nennt. Nicht dass ich etwa keinen Spaß daran gehabt hätte, hier gemütlich rumzusitzen und mir den Putz zu rubbeln.«
    »Ich wollte nichts dazu sagen, weil ich dachte, wir halten uns erst noch damit zurück. Und ich war mir nicht sicher, ob er davon wusste«, sagte Tequila. Es ist ausgesprochen unziemlich für einen erwachsenen Mann, zu winseln wie ein geprügelter Hund. Der Klang seiner Stimme piesackte mich, als kratze eine Rasierklinge über meine Haut, und in dem Moment verachtete ich ihn sogar ein wenig.
    »Sei kein Trottel«, sagte ich. »Geld bleibt niemals ein Geheimnis. Jeder erfährt davon. Dieser Mistkerl weiß von dem Gold schon so lange, wie er von Heinrich Ziegler weiß.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Tequila.
    »Als er beim Simon Wiesenthal Center war, hat er sich nie dafür stark gemacht, gegen Ziegler vorzugehen. Im Gegenteil, ich wette, er hat vor seinem Ausscheiden die Akte aus dem Büro gestohlen, um dafür zu sorgen, dass nie jemand etwas mit der Information anzufangen wüsste, die er uns jetzt nicht geben will. Höchstwahrscheinlich hat er die Untersuchung sogar blockiert, um dem Gold nachzuspüren. Was ist wohl der wahre Grund für den Einbruch in Zieglers Haus gewesen?«
    »Ich war auf der Suche nach Beweisen«, sagte Silver, stolz, trotzig und so randvoll mit Scheiße, dass er wahrscheinlich schon braune Augen hatte.
    »Sie haben sich gedacht, dass Sie da einbrechen und die gesamteBeute stehlen können. Denn Ziegler hatte ja von amtlicher Seite keine Hilfe zu erwarten, weil er auf der Flucht war.« Ich hielt lange genug inne, um an meiner Zigarette zu ziehen. »Aber Sie wurden geschnappt, weil Sie trotz Ihres angeblichen Talents einfach der dämlichste Dieb sind, von dem ich je gehört habe.«
    »Das weise

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