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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hinterbeinen stehen, wenn es dir gefällt«, sagte sie. »Aber sie werden um Punkt sechs hier sein, und bis dahin musst du dir noch was Nettes anziehen.«
    Ich knurrte sie an, den Mund voll Frühstücksflocken.
    »Ach übrigens, Emily lädt auch diesen Priester aus ihrer Kirche ein. Ihr beide scheint euch doch gut verstanden zu haben, und ich dachte, es würde dich freuen, ihn wiederzutreffen.«
    »Verdammte Kiste!«, sagte ich.
    Am späten Nachmittag landete Tequila auf dem Memphis International Airport und kam in dem kleinen japanischen Auto seiner Mutter kurz vor den anderen Gästen bei uns an.
    »He, Grandma. He, Pop«, sagte er, als er ins Haus gestampft kam und die Fliegengittertür hinter sich zuschlagen ließ.
    Billy war etwas klein geraten, und sein dichtes rotblondes Haar trug er so zerzaust, wie es bei den jungen Leuten üblich war. Er sah nicht übel aus, aber es hätte auch nicht geschadet, wenn er fünf oder zehn Kilo abgenommen und ab und zu mal gerade gestanden hätte. Er ähnelte seinem Vater, und vielleicht sah er auch ein wenig so aus, wie ich es vor Zeiten getan hatte, außer dass ich in seinem Alter in besserer körperlicher Verfassung gewesen war. Er war fast immer schlampig angezogen, trug kaum je etwas anderes als Blue Jeans und T-Shirts und Sweatshirts mit Kapuze. Trotz seiner Unzulänglichkeiten war er mir sehr willkommen. Vielleicht, weil er zur Familie gehörte, missfiel er mir weniger als die meisten anderen Menschen.
    Norris und Emily erschienen etwas später mit massenhaft Speisen in Tupperware-Behältern und Schmortöpfen. Ich würde unter keinen Umständen auch nur einen Happen von dem essen, was sie mir anboten.
    »Buck, wie schön, Sie zu sehen«, sagte Emily. Und schloss mich in die Arme. Zwar waren an ihr nirgends Reste von Schnupfenschleim zu entdecken, aber ich versuchte dennoch, lieber nicht zu atmen, bis der Sicherheitsabstand wiederhergestellt war. »Ich kann Ihnen gar nicht genügend dafür danken, dass Sie mir und Dad so viel Trost gespendet haben.«
    »Äh, ja«, sagte ich. »Das hier ist mein Enkel William.«
    Tequila streckte die Hand aus, und Feely schüttelte sie. »Nennen Sie mich Tequila. Das tun alle.«
    »Oy«, nuschelte ich.
    Lawrence Kind traf spät ein. Tequila und ich empfingen ihn an der Tür.
    »Ich hab Ihnen das hier mitgebracht«, sagte er und reichte mir einen Aschenbecher.
    Ich gestattete mir ein leises Lachen, zuckte so gut wie gar nicht zurück, als er meine Schulter berührte, und fuhr auch nur leicht zusammen, als sich seine Lippen aufstülpten und das schleimige Zahnfleisch entblößten. Ich hätte dem spirituellen Doktor Humor gar nicht zugetraut.
    »Larry, das hier ist mein Enkel Mojito. Er wohnt in New York City, wo er das Geld verschleudert, das er von meinem verstorbenen Sohn geerbt hat.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, äh, Mojito«, sagte der Priester.
    »Ich heiße Tequila«, sagte Tequila. »Ist ein Spitzname aus der Studentenzeit und irgendwie hängengeblieben.«
    »Verstehe«, sagte Kind.
    »Doktor Kind hat die Seele meines lieben Freundes Jim Wallace in die Obhut unseres Herrn Jesus Christus geführt«, informierte ich Tequila.
    »Ich bin sicher, das hat er zu schätzen gewusst«, sagte Tequila.
    Kind bedachte Tequila mit einem großherzigen Lächeln und richtete dann seinen Blick auf einen Punkt irgendwo hinter mir.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen, Norris«, sagte er.
    Ich drehte mich um und sah zu meinem Erstaunen Feely hinter mir stehen. Es gab mal eine Zeit, da hätte sich niemand von hinten anschleichen können, aber inzwischen hatte ich Probleme mit den Ohren. Aus irgendwelchen Gründen waren ihre äußeren Teile immer größer und fleischiger geworden, während das akustische Wahrnehmungsvermögen der Innenohre dramatisch nachgelassen hatte. Ein Gestrüpp aus Haarborsten wucherte in den Gehörgängen wie Unkraut in den Ruinen eines verlassenen Gebäudes.
    »Friss Scheiße und stirb«, forderte Feely Doktor Kind auf. Seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt, und er fletschte die Zähne wie ein wütender Chihuahua. Vermutlich wollte er bedrohlich wirken, aber im Grunde war er eben nur ein behaarter Marshmallow und deshalb ließ sein Anblick höchstens auf qualvolle Verdauungsstörungen schließen.
    Tequila hob eine Augenbraue fragend in meine Richtung. Ich antwortete mit einem Achselzucken. Ich hatte keine Ahnung, worum es ging.
    »Buck, ich denke, ich schau mal nach, was Emily macht«, sagte Kind, kehrte Feely den

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