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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kein karitatives Vorhaben; um liquide zu werden, liquidiert man am besten eine Menge Menschen.
    Die Nazis tauschten die geraubten Reichtümer in Goldbarren um, was sich als ungemein lukratives Geschäft erwies. Die Einnahmen aus diesen perfiden Transaktionen summierten sich zu Milliarden, und das im Dollarwert von 1945. Sie versteckten einen großen Teil des Goldes in Amtsgebäuden Berlins, und nach dem Krieg nahmen die hohen Tiere auf der Flucht so viel davon mit, wie sie tragen konnten. So finanzierten sie falsche Identitäten und gefälschte offizielle Dokumente, und mit dem Gold erkauften sie sich den Schutz durch arabische und südamerikanische Regime. Auf diese Weise entkamen die meistgesuchten Männer der Welt jahrzehntelang der Gefangennahme.
    Wenn also Ziegler eines von Hitlers Geheimverstecken geplündert hatte, wäre es durchaus möglich, dass er sich mit einem schwindelerregend wertvollen Schatz hatte davonmachen können. Jim Wallace erzählte mir, dass Ziegler an seiner Straßensperre in einem großen Mercedes-Benz durchgekommen war und der Wagen wegen des schweren Golds im Kofferraum durchhing
    Laut Tequilas Internet gab es in Deutschland nach 1938 eine nur sehr geringe zivile Industrieproduktion, weil alle Fabriken auf die Herstellung von Kriegsgütern umfunktioniert worden waren. Hitler ließ die meisten privaten Pkw konfiszieren und zerlegen, um mit dem Material seine Kriegsanstrengungen zu sichern. Daher wird der einzige Mercedes-Benz, den Ziegler 1946 gefahren haben könnte, ein Wagen gewesen sein, der fürKriegszwecke umgebaut worden war und viele Männer oder schwere Waffen und Granaten transportieren sollte.
    Die wenigen Luxusfahrzeuge wie der »Große Mercedes«, die 770er Limousine, die während jener Jahre für Nazifunktionäre gebaut wurden, waren so konstruiert, dass ihr Chassis schwere Panzerplatten tragen konnte, die Maschinengewehrfeuer standhalten sollten. Ein Fahrzeug wie dieses müsste mindestens vierhundert Kilo Gold geladen haben, um die Stoßdämpfer so zu belasten, das es aussah, als sei der Wagen hinten tiefergelegt.
    Ziemlich eindrucksvoll, muss ich gestehen. Rose veranlasste mich kürzlich, eine schwergewichtige Dame und Freundin der Familie, die nicht mehr selbst fuhr, zur Praxis ihres Arztes zu chauffieren. Als die Frau in meinen Buick kletterte, senkte sich die gesamte Beifahrerseite des Fahrzeugs in Richtung Fahrbahn. Wahrscheinlich war das auch ein Grund, warum General Motors pleitegegangen sind.
    Zeigt jedenfalls, dass selbst die Nazis stolz auf ihr handwerkliches Können sein konnten, was man heutzutage von unseren Leuten nicht gerade nicht sagen kann.

10
    Um ein Uhr morgens beschloss Dr. Lawrence Kind, nochmals vorbeizuschauen, und läutete zehn oder fünfzehn Mal an unserer Tür. Nicht einmal unter normalen Umständen wäre mir sein Anblick sonderlich willkommen gewesen, und dass er mich mitten in der Nacht weckte, erfreute mich nicht im Geringsten.
    Ich attackierte ihn jedoch nicht so, wie es hätte geschehen können, denn er sah bereits ziemlich ramponiert aus. Sein Gesicht war aschfahl, und so ungepflegt und mitgenommen hatte er kaum Ähnlichkeit mit dem selbstbewussten Mann, als der er am vergangenen Abend aufgetreten war.
    Seine Augäpfel waren rosa angelaufen und passten zu seinem furchteinflößenden Reptilienmund. Auf seinem Hemdsärmel zeichnete sich ein rostfarbener Fleck ab. Könnte Blut gewesen sein, aber auch irgendein Speiserest, eventuell Tomatensoße. Das herabhängende Haar war verfilzt, hatte nichts mehr von seiner normalen schamponierten christenmenschlichen Frisur. Er stank nach kaltem Zigarettenrauch, nach billigem Whiskey und nach Verzweiflung.
    »Reverend, haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie spät es ist?«, fragte ich.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich muss mit Ihnen über Jim Wallace’ Gold sprechen.«
    Na, was sonst? Ich stöhnte ausgiebig und theatralisch, damit ihm auf keinen Fall entging, wie ungehalten ich war.
    »Jim Wallace war total pleite«, sagte ich. »Sie waren doch bei der Beerdigung. Sie haben den Mann in einer Kühlbox aus Pappe beigesetzt.«
    »Nach seinem Tod kam Emily zu mir, um zu reden. Sie erzählte mir von Heinrich Ziegler und auch von Ihnen. Sie sagt, ihr Mann ist besessen von dem Gold und glaubt, dass Sie es finden und dann mit ihm teilen. Aber Sie dürfen nicht zulassen, dass Norris Feely an den Schatz kommt. Er ist kein guter Mensch, Buck. Er behandelt sie sehr schlecht.«
    »Komisch, über Sie hatte er so viele

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