Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman
solche Reaktion vertraut, doch wenn ich mich so verhielt, gab ich immer meinen Medikamenten die Schuld. Er wischte sich mit dem Hemdsärmel über die Augen, schniefte laut und sah sich dann demonstrativ im Restaurant um.
»Wo bleibt denn die Dumpfbacke von Kellner mit unseren Sodas«, grummelte er. »Wie lange soll das denn noch dauern? Er hat doch gerade mal zwei verdammte Tische.«
Ich steckte mir eine Zigarette an, und genau das schien den Kellner aus dem Kellerloch hervorzuholen, in dem er sich versteckt gehalten hatte.
»Bin ich froh, dass es Sie noch gibt«, sagte ich zu ihm. »Jemand hat nämlich vergessen, einen Aschenbecher hinzustellen. Bringen Sie mir bitte einen mit, wenn Sie unsere Getränke herschaffen.«
Stirnrunzelnd und schmallippig sah er mich an. »Wir haben keine Aschenbecher, Sir, weil man in unserem Restaurant nicht raucht.«
Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Lucky, um seine Bemerkung Lügen zu strafen. »Macht ja nichts«, sagte ich. »Ich bin leicht zufriedenzustellen. Bringen Sie mir einfach ein halbvolles Glas Wasser zum Abaschen. Mehr brauch ich nicht.«
»Sie scheinen mir nicht ganz folgen zu können«, sagte der Kellner. »Sie befinden sich in einem rauchfreien Restaurant. Sie müssen die da ausmachen.«
Tequila sprang so schnell auf, dass der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, nach hinten umkippte. Das dunkelhaarige Mädchen nahm die weißen Kopfhörer heraus und sah vom Bildschirm auf.
Er zeigte auf mich. »Wissen Sie, wer dieser Mann ist?«, fragte er den Kellner. Seine Stimme war nicht laut, sie presste die Wörter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Zweifelsohne eine Kampfansage.
»Das ist unerheblich«, sagte der Kellner
»Oh, ich halte es aber für überaus erheblich«, zischte Tequila ihn an. »Dieser Mann hat in einem Weltkrieg gekämpft. Dieser Mann ist in Aufopferung für sein Vaterland verwundet worden. Und Sie wollen ihm sagen, dass er keine Zigarette rauchen darf, während er darauf warten muss, dass Sie endlich zu Ende bringen, was auch immer Sie davon abgehalten hat, uns endlich die bestellten Sodas zu servieren.«
»Er kann ja eine Zigarette rauchen, wenn er nach draußen geht«, schnaubte der Kellner.
»Ich glaube, stattdessen sollten Sie und ich nach draußen gehen«, forderte Tequila den Kellner heraus.
Der wich zurück, aus Tequilas Reichweite. »Hören Sie, diese Vorschrift dient allein dem Wohlbefinden der anderen Gäste.«
»Mir macht es nichts aus«, sagte die Dunkelhaarige, die inzwischen ihre Kopfhörer beiseitegelegt hatte. Sie hatte einen fremdländischen Akzent, der jedoch vertraut klang. Genau zuordnen konnte ich ihn jedoch nicht. »Ich hätte auch nichts gegen eine Zigarette.«
»Fühlen Sie sich eingeladen«, sagte ich und streckte ihr meine Packung Luckys entgegen.
»Keiner von Ihnen beiden wird hier rauchen«, sagte der Kellner mit so viel Überzeugungskraft, wie er aufbringen konnte, obwohl ihm Tequila auf die Pelle gerückt war. »Dies hier ist ein Nichtraucher-Restaurant. So lauten die Vorschriften. Die ich nicht gemacht habe.«
Tequila und das dunkelhaarige Mädchen sahen einander an, und ich wusste, dass mein Enkel auf etwas anderes Appetit hatte als einen Hamburger. Ich beschloss, mich abzusetzen.
»Mach dir keine Gedanken«, sagte ich. »So hungrig bin ich auch nicht. Ich ziehe mich aufs Zimmer zurück und plündere die Minibar.«
»Das mach mal«, sagte Tequila, als er den Stuhl wieder aufstellte, den er umgeworfen hatte.
Der Kellner nahm die Gelegenheit war und verdünnisierte sich. Ich rechnete nicht mehr damit, dass die Getränke serviert würden.
»Du solltest auf jeden Fall bleiben«, sagte ich. »Bestell dir, was du möchtest, und lass es aufs Zimmer schreiben.«
Er zögerte einen Moment. »Okay, Grandpa. Danke.«
Als ich zum gläsernen Fahrstuhl schlurfte, warf ich einen Blick zurück. Tequila hatte sich zur Schwarzhaarigen an den Tisch gesetzt. Sie lachte über etwas, das er sagte.
22
Im Zimmer angekommen, rief ich Rose von meinem Mobiltelefon an.
»Was willst du?«, fragte sie.
»Ich rufe nur an, um dich wissen zu lassen, dass wir heil in St. Louis angekommen sind. Und wie geht es meinem kleinen Stolperhäschen?«
»Ich halte mich aufrecht, so gut es als angeschlagene alte Frau geht, die von ihrem launischen Ehemann schmählich im Stich gelassen wurde. Hast du deine Pillen geschluckt?«
»Hab ich«, beruhigte ich sie.
»Hat Billy sie für dich abgezählt?«
»Ja. Er hat deine Anweisungen bis ins
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