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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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allein sind, entledigen sich viele von ihnen dieser Windeln, und dann finden wir manchmal kleine Überraschungen in ihren Betten.«
    Tequila gelang es nicht, an dieser Stelle nicht zu lachen, aber ich fand nichts Lustiges daran. Ich war schließlich nicht mehr als einen Ausrutscher unter der Dusche davon entfernt, mit Einwegwindeln zwischen den Beinen an der Bastelstunde einer Hausgemeinschaft mit Rundumbetreuung für aktive Senioren teilzunehmen.
    »Warum warten Sie beide nicht in der Lobby? Ich werde ihn herausbringen, sobald ich ihn gewaschen und angekleidet habe.«
    »Ich ziehe es vor, vertraulich mit ihm zu sprechen«, wandte ich ein. »Es gibt da persönliche Dinge, und ich möchte versuchen, sie mit ihm zu klären.«
    Sie machte ein skeptisches Gesicht. »Lassen Sie mich ihn waschen, und dann komme ich Sie holen«, sagte sie.
    Die Tür schloss sich hinter ihr, und wir gingen zurück in die Lobby.
    »Entschuldigen Sie bitte, meine Herren«, sagte der Mann mit dem schmuddeligen blauen Sweatshirt, der auf dem Sofa saß. »Wüsste vielleicht einer von Ihnen, wann hier das Mittagessen serviert wird?«

24
    Während wir darauf warteten, dass die Schwester Heinrich Ziegler die Pisse vom Körper gespült hatte, bereitete ich mich darauf vor, dem Mann ins Gesicht zu sehen, der mich beinahe umgebracht hätte. Ich habe Erinnerungen, die einander überdecken, harsche Konturen verschwimmen und unbarmherzige Empfindungen werden mit dem Alter abgemildert. Für den Abend im September 1944, an dem Heinrich Ziegler mich ins Koma prügelte, gilt das alles nicht.
    Wir wussten inzwischen, dass die Deutschen sich aus Frankreich zurückzogen. Die Nachricht ging schon eine Weile um, aber wir warteten immer noch darauf, befreit zu werden. Es kursierte das Gerücht, wir hätten Paris im August zurückerobert. Aber die Tage und dann die Wochen verstrichen, und niemand kam, uns zu retten. Unsere Hoffnung sank. Wenn die Deutschen da draußen in der Welt tatsächlich geschlagen wurden, dann ließ es diejenigen, die das Gefangenenlager bewachten, nur umso widerwärtiger werden. Und Heinrich Ziegler war schon von Beginn an so widerwärtig gewesen, wie es widerwärtiger nicht ging.
    Ziegler gehörte nicht zur Wehrmacht, sondern zur SS, war also Elitesoldat in Hitlers paramilitärischer Schutzstaffel und aufrechter Anhänger der Ideologie rassischer Überlegenheit. Allein schon die Idee, dass ein Jude Armeeleutnant sein könne, empfand er als beleidigend.
    Ein Mann namens Baruch Schatz konnte seine ethnoreligiöse Herkunft nicht mit einem Tennessee-Akzent verschleiern. Mein Vater hatte mich Grant nennen wollen, aber meine Muttermeinte, mit dem Namen könne ich in der Schule Probleme bekommen, weil viele Leute in Memphis den Nordstaaten den Bürgerkriegsfeldzug noch immer nicht verziehen hatten. Also verpasste man mir einen Rufnamen, der ganz nach dem Geschmack meines Großvaters mütterlicherseits war, der sein ganzes Leben in einem polnischen Shtetl des 19. Jahrhunderts verbracht hatte. Auf der Erkennungsmarke eines Mannes, der von den Nazis gefangengenommen wird, war er jedoch nicht gerade hilfreich.
    Fünf Juden befanden sich bereits im Lager, als ich ankam, aber sie erwiesen sich als nicht besonders widerstandsfähig, und schon bald ruhten sie auf dem Komposthaufen und brüteten Maden aus. Meine Situation war etwas besser, aber trotzdem unangenehm genug. Wann immer Ziegler und seine Wachsoldaten Unmut ablassen mussten, schleppten sie mich zu einem sogenannten Verhör in ihre Büroräume. Fragen stellten sie nie, aber wenn sie mit mir fertig waren, mussten Wallace und einige andere mich auf meine Pritsche zurücktragen.
    Als Ziegler an jenem Abend alle Mann auf den Appellplatz befahl, hatten die hohen Nazitiere gerade seinen letzten Antrag auf Bodenunterstützung zur Verteidigung des Lagers abgelehnt und ihm befohlen, seine Männer zu sammeln und abzurücken. Davon hatte ich keine Ahnung. Aber Ziegler hielt die Kiefer aufeinandergepresst, seine Augen waren rot unterlaufen, und auf seiner Stirn pulsierte eine dicke Ader.
    Der Regen fiel in Strömen aus dem schiefergrauen Himmel und klatschte ihm das strohblonde Haar auf den Schädel. Er schlüpfte aus seiner wollenen Uniformjacke mit den blitzförmigen SS-Emblemen auf dem Kragen und stand mit bloßem Oberkörper vor den Gefangenen.
    »Wollt ihr Männer raus?«, schrie er uns auf Englisch an.
    Keiner antwortete. Er rief etwas auf Deutsch in Richtung seiner Wachen, und einer von ihnen öffnete

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